Fliegende Blätter (55.1871 (Nr. 1355-1380))

Guntram, dem kühnen Degen, nahm der Tod sein Weib dahin,
Da war es mit seinem Muthc vorbei, zahm ward sein Sinn,
Nichts wollt' er fürder wissen von Streiten und von Kampf,
Bei eines bloßen Schwertes Anblick faßt ihn der Krampf,

Und als sein Fürst ihn zornig ob dieser Wandlung befragt.
Sprach er: „So lange Sie lebte, hat mir der Kamps behagt,
Ich hofft' Ihr zu entrinnen durch ehrlichen Reitertod,

Jetzt hat das Blatt sich gewendet, ich hab's nicht weiter mehr noth,
Und fiel ich jetzo im Streite, welch' Schaden brächt' es mir!
Ich fände Sie drüben wieder, da dank' ich schönstens dafür.

Dienstmädchen! „Gnädige Frau, draußen steht ein
Bettler." — Frau: „Geh' hinaus und frag' ihn, was er will."

Sabbathsruhe.

„Ihr sprecht mich doch immer, so oft Ihr mich seht, um
ein Almosen an, wie kommt es, daß Ihr heute dieses nicht
thut?" — „Ja, wissen S', gnädiger Herr, am ersten Pfingst-
feiertag will man halt doch auch seine Ruh' haben."