Fliegende Blätter (55.1871 (Nr. 1355-1380))

Im Urwald.

Bescheidenheit.

Noch umflüstert mich der süßen
Muttersprache Wonnelaut,

Tändelnd, kosend wie das Grüßen
Einer halbverschämten Braut;

Noch umgaukeln mich die Bilder
All der Thäler, all der Höh'n,

Nur noch glänzender, noch milder,

Aber treu und ewig schön.

Und was jetzt? — Doch nein! ich lüge!
Undankbar erschein' ich schier, —

Vögel, Blumen, Wolkenzüge,

Alles ist ja schöner hier.

Vögel tragen bunt're Farben,

Blumen glüh'n in reich'rem Schmelz,
Voller sind im Feld die Garben,
Majestät'scher Berg und Fels.

Dennoch fühl' ich nicht zu Hause, —
Alles spricht zu meinem Geist,

Alles lebt in Saus und Brause
Und das Herz bleibt doch verwaist.

All' die fremden Riesenbäume,

All' die Menschen, klug und still,

Sic versteh'n nicht meine Träume,

Sie versteh'n nicht, was ich will.

Dame: „Aber, liebe Frau, warum klopfen Sie denn
nicht an, wenn Sie zu mir kommen?" — Wäscherin: „I
bin halt nit so keck und möcht' die Frau Räthin nit verschrecken,
denn wenn i vorher anklops, möcht' Frau Räthin denke', es
kam' Wunder 'was Vornehm's."

Gute Kinder.

Ja, ich liebe dich, du schöne.

Strahlende Amerika,

Doch der Hcimath traute Töne
Sind mir trotzdem ewig nah.

Täglich werd' ich's wieder inne
Und es wiederhallt's mein Schmerz:

In der Fremde sind die Sinne,
An der Heimath hängt das Herz.

Aus dem Ozean im Osten
Taucht empor die alte Nacht,
lind der Mond an seinem Posten
Hoch im Blau hält stille Wacht.

Sehnend schau' ich in die Ferne,
Seh' die Funken hier und da, —
Ach! es sind dieselben Sterne,

Die ich drüben funkeln sah:
Drüben in den deutschen Gauen,
Wo ich Lust und Leiden trug.

Und im Auge deutscher Frauen
Nach geträumtem Himmel frug.

(Monroe) Michigan.

Eduard Dorsch.

Ga st freund: „Na, Kinderchen, warum eßt Ihr denn
gar keine Spargeln?" — Kinder: „Ja, der Papa hat die
Köpf' noch nicht abgebissen."