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Vom Affen z

was man sagt, in sein Herz eingeschlossen; er legte sich mit
ihnen zu Bette und stand mit ihnen wieder auf. Eben schwebten
sie wieder in seinem Gehirne gaukelnd auf und ab, als sein
Diener Johannes ziemlich erregt eintrat. Da er wußte, sein
Herr lasse sich nicht gerne stören, so blieb er in einiger Ent-
fernung stehen, ohne etwas zu sagen. Nebling sah auf. Die Un-
ruhe arbeitete in dem ungemein beweglichen Gesichte des Johannes
so mächtig, daß Rebling sogleich fragte: „Was ist los, Johannes?"

„Eine saubere Geschichte, Herr Direktor!"

„Rn, heraus damit!"

„Ich soll jetzt Cigarren holen und also .... über die
Straße ..."

„Ist denn ein Gewitter im Anzuge, das Du wieder wie
gewöhnlich fürchtest? Es ist ja der heiterste Himmel!"

„Aerger wie ein Gewitter, Herr Direktor!"

„Ra, was ist's denn nachher, Du Feigling?"

„Ich bitte, Herr Director! — Es ist ein bissiges Thier!
— Hat doch nicht viel gefehlt, daß das Vieh dem Trafikanten,
der überall seine neugierige Rase haben muß, das Ohr abge-
rissen hätte! Am Ohrläppchen war die tückische Bestie schon — "

„Johannes! Ich bitte, sich deutlich zu machen!"

„Der große Affe aus der Menagerie ist entstohen! —
Man hat keine Idee, wie er loskam und wo er hin ist! Ich
gehe keinen Schritt vor's Haus!"

„Entflohen? Das ist ärgerlich! Ich wollte ihn heute an-
seheu, weil mir Professor Schnitzel erklärte, ihm sei diese
Species absolut neu! — Wenn sie ihn nur wieder kriegen!"

„Gott gebe es!" seufzte Johannes, und machte ein gott-
jämmerliches Gesicht dazu.

In diesem Augenblick hörte man im Hause läuten-
Johannes fuhr zusammen.

„Das ist die Hausglocke, Johannes!"

„Ja, Herr Direktor, ich habe aus — Vorsicht das Thor
verriegelt!"

„Oeffne sogleich, Hase von einem Bedienten!"

Johannes eilte die Treppe hinab.

„Wer draußen?"

„Zum Herrn Direktor!"

Beruhigt öffnete Johannes. Eine sonderbar vermummte
Gestalt stand vor ihm. Sie war eben ans dem Miethwagen
gestiegen, der vor dem Hanse hielt. Ein Lohndiener stand
hinter der fremden Person-

„Der Herr wünscht den Herrn Direktor zu sprechen,"
nahm der Lohndiener, der auch Dolmetsch zu sein schien, das Wort.

„Bitte hinauszuspazieren!"

Der Fremde stieg die Treppe mit einer Leichtigkeit hinauf,
welche nicht anders als die Verwunderung des Johannes er-
regen mußte, da er selber die Stufen der Haustreppe nicht für
Menschen berechnet zu erklären pflegte — so hoch nämlich waren
sie. Und der Herr hüpfte schier wie ein Vogel hinauf, trotz
des langen bis auf die Füße hinabreichenden Rockes, dessen
Kapntze um Kops und Gesicht gezogen war.

„Kurioser Patron", dachte Johannes und öffnete die
Thüre zum Vorzimmer. Während nun Johannes sich wendete,

um Menschen.

um die Thüre des Vorgemaches hinter sich zu schließen, hatte der
Fremde Rock und Kapuze abgelegt. Als Johannes sich wieder
nach dem Zimmer umdrehte, stieß er einen durchdringenden
Schrei aus, und im nächsten Augenblicke war er auch schon zur
Thüre hinaus.

vr. Rebeling hatte drinnen das Aufschreien seines Dieners
vernommen. „Das war ja ein Schrei, als wenn Jemand den
Burschen an der Gurgel gefaßt hätte!" Ehe Rebeling noch mit
sich zu Rathe gehen konnte, was er thun solle, ging seine Thüre
auf, und mit einem Sprunge war ein großer — Asse mitten im
Zimmer. Das Thier sah aus wie ein Gorilla, war aber,
wie vr. Rebeling sogleich bemerkte, doch wieder keiner.

Das war also der Affe aus der Menagerie! Der arme
Johannes hatte doch recht gehabt! . . Aber wie war das Thier
da hereingekommen?

So interessant die Sache übrigens dem Naturforscher war,
so konnte er sich doch nicht enthalten, daraus bedacht zu sein,
sich nach jener Seite seines Gemaches zurückzuziehen, wo er
leicht die Thüre zu seinen übrigen Zimmern gewinnen konnte,
falls der unerwartete Gast irgendwie „unangenehm" werden sollte.

Di-. Rebeling erhob sich also von seinem Sessel, und schob
sich vorsichtig zur Seite, ohne dabei den Besucher aus den Augen
zu verlieren.

Dieser schien jede Bewegung, jede Miene des Direktors
zu verfolgen, ja man konnte annehmen, daß der Affe die Ab-
sicht des vorsichtigen Naturforschers errietst, denn dieser glaubte
zu bemerken, daß sich das Maul des Thieres zu einem leisen
Lächeln verzog, was den Doctor sogleich auf seine bekannten
Licblingsideen brachte.

„Das wäre doch höchst merkwürdig!" murmelte daher vr-
Rebeling nach dieser Beobachtung. Der Affe «bcr sah wieder
ernst und thierisch stier nach ihm. Dann machte er zum weiteren
Erstaunen des Naturforschers eine so anständige und graziöse
Verbeugung vor diesem, daß man hätte glauben müssen, das
Thier habe in der anständigsten Menschengesellschaft sich bewegt,
»m diese Art des Begrüßens nachahmen zu können.

Unwillkührlich erwiderte vr. Rebeling den Gruß mit einer
Handbewegung, die er aber sogleich einstellte, als er sich er-
innerte, daß er eben einen — Affen vor sich habe!

Im nächsten Momente stand das Thier auf allen Vieren
und machte so eine Anzahl von ungewöhnlich hohen Sprüngen,
wie sie eben nur ein Affe durchzuführen vermag. Hierauf setzte
sich das Thier plötzlich in Ruhe und unternahm eine lnngsanic
und vorsichtig gründliche Untersuchung seines Pelzes in so drollig-
naiver Weise, daß vr. Rebeling, höchlich belustigt, laut ans-
lachen mußte.

Der Affe schien das übel zu nehmen, denn er sah den
vr. Rebeling rasch scharf an und stieß einen Laut aus, der
aus eine sehr verdächtige Gesinnung des Thieres schließen ließ.

vr. Rebeling stand bereit, jeden Augenblick sein Heil in
der Flucht zu suchen.

Das Affeugemüth schien aber sogleich von einer andern
Stimmung erfaßt, denn mit einem Sprunge hatte das Thier
einen herabhängenden Schwnngring in der Turnabtheilung des
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