86 Der Wald.
Und statt dö feina Stadtherrn siagst
An Bauern mit an Herrn —
Und wennst von dem a Kreuzcl kriagst,
Muaßt bald d'rauf abg'hant wer'n. —
„Haut's zua!" so schreit da Bauer heut,
„Koan Baamcrl g'schont mehr wird";
Wart' nur, es kimmt scho no' a Zeit,
Wo's di' amal no' friert!"
Fein bestraft.
Seyfried.
Der Auditor eines Cavallerie-Regimentes, von Charakter
Schwadronär im wahren Sinne des Wortes, war mit seinem
Regimente in Unter-Ungarn in der Nähe eines gräflichen
Schlosses in einem Dorfe einquartirt. Die Bewohner des
Schlosses waren außerordentlich gastfreundlich nnd luden häufig
die Offiziere dieses Regimentes zur Tafel. Natürlich war der
Auditor auch unter den Geladenen nnd genoß des Guten reich-
lich an der wohlbesetzten gräflichen Tafel. Eines Tages, als
er den aufgestellten guten Weinen mehr als sonst zugcsprochen
hatte, regte sich ein Gefühl in ihm, nicht als Schmarotzer zu
gelten, nnd er forderte aus diesem Anlasse die gräfliche Familie
auf, auch ihm einmal die Ehre ihres Besuches zu geben; „für
ein ordentliches Diner iverde ich schon Sorge tragen, auch bei
mir werden Frau Gräfin, was Küche nnd Keller betrifft, nicht
unzufrieden sein," sagte der Auditor. Die Gräfin nahm lächelnd
die Einladung an. — Einige Tage nach dieser Einladung saß
der Auditor Vormittags in seiner Kanzlei, als er zwei pracht-
volle Wägen vor dem Hause, das er bewohnte, halten sieht;
aufspringen und Nachsehen, was dies wohl zu bedeuten habe,
war das Nächste. Zu seinem Schrecken sah er, daß die
gräfliche Familie ihn besuchte, und daß seine Einladung, die
er, in seinem Innern nur scherzend gcniacht hatte, als wahr-
Fein bestraft.
Haft angenommen worden war. — Es blieb dem Einlader nichts
Anderes übrig, als zum bösen Spiel gute Miene zu machen,
die Gäste einstweilen zu einem Spaziergang aufznfordcrn, und
hauptsächlich seinem nicht ungeschickten Burschen auf die Seele
zu binden, vom nächsten Wirthshause das Beste aufzutreiben.
Die Stunde des Diners rückt heran, die Gäste finden sich ein
und dasselbe beginnt mit einer außerordentlich guten Suppe;
das reichlich Nachfolgende, Alles auf das Feinste nnd Beste zu-
bereitet, (nicht allein zum Erstaunen des Bestgebers, sondern
auch znm Erstaunen der Gäste) wird unter dem Beifall der
Letzteren vertilgt. Schon während des Diners nimmt der
Auditor die Lobsprüche als selbstverständlich entgegen und unterläßt
auch nicht, seine Gäste auf besondere Speisen aufmerksam zu
machen; insbesonders bemerkt er der Gräfin am Schluß
des Diners, „nicht wahr, auch bei mir speist man gut?"
was natürlich von Allen zugegeben wird. Der Auditor
kann die Abfahrt seiner Gäste nicht erwarten; kaum waren
aber die Wagen, welche dieselben nach Hause brachten, um
die Ecke, als er seinen Burschen auch schon bei der Brust
faßt: „Kerl, wo hast Du das Alles aufgctriebcn?" —
„Die Frau Gräfin hat Alles mitgebracht!" erwidert dieser.
Auslösung der räthsclhaftcn Inschrift in
voriger Nummer.
Die Victor is im Bett, sie liest an dem Roman no'
bis am Morgen um vicri.
Entlarvt.
Bei des Bechers frohem Schäumen,
Bei der Liebe süßem Träumen
Trat zu mir von Zeit zu Zeit
Mahnend die — Vergänglichkeit.
Unberührt blieb manche Flasche,
Liebesgluth, sic ward zu Asche,
Denn des Gastes stierer Blick
Kündete nur Mißgeschick!
Habe in den kalten Zügen
Nachgeforscht, ob sie nicht — trügen.
Habe schließlich auch entdeckt,
Daß hier ein Gehcimniß steckt!
„Nein, du bist nicht," rief ich bebend,
„Was du scheinen willst, denn lebend
Athmest du! — Vergänglichkeit
Ist der Tod, das End' vom Streit!
Weg die Larve! — Sieh', nun zeigst du
Dein Gesicht, und nicht verschweigst du
Mehr dein eigentliches Ziel:
Ew'ger Wandlung hcit'rcs Spiel!"
_ Dr. Märzroth.
Und statt dö feina Stadtherrn siagst
An Bauern mit an Herrn —
Und wennst von dem a Kreuzcl kriagst,
Muaßt bald d'rauf abg'hant wer'n. —
„Haut's zua!" so schreit da Bauer heut,
„Koan Baamcrl g'schont mehr wird";
Wart' nur, es kimmt scho no' a Zeit,
Wo's di' amal no' friert!"
Fein bestraft.
Seyfried.
Der Auditor eines Cavallerie-Regimentes, von Charakter
Schwadronär im wahren Sinne des Wortes, war mit seinem
Regimente in Unter-Ungarn in der Nähe eines gräflichen
Schlosses in einem Dorfe einquartirt. Die Bewohner des
Schlosses waren außerordentlich gastfreundlich nnd luden häufig
die Offiziere dieses Regimentes zur Tafel. Natürlich war der
Auditor auch unter den Geladenen nnd genoß des Guten reich-
lich an der wohlbesetzten gräflichen Tafel. Eines Tages, als
er den aufgestellten guten Weinen mehr als sonst zugcsprochen
hatte, regte sich ein Gefühl in ihm, nicht als Schmarotzer zu
gelten, nnd er forderte aus diesem Anlasse die gräfliche Familie
auf, auch ihm einmal die Ehre ihres Besuches zu geben; „für
ein ordentliches Diner iverde ich schon Sorge tragen, auch bei
mir werden Frau Gräfin, was Küche nnd Keller betrifft, nicht
unzufrieden sein," sagte der Auditor. Die Gräfin nahm lächelnd
die Einladung an. — Einige Tage nach dieser Einladung saß
der Auditor Vormittags in seiner Kanzlei, als er zwei pracht-
volle Wägen vor dem Hause, das er bewohnte, halten sieht;
aufspringen und Nachsehen, was dies wohl zu bedeuten habe,
war das Nächste. Zu seinem Schrecken sah er, daß die
gräfliche Familie ihn besuchte, und daß seine Einladung, die
er, in seinem Innern nur scherzend gcniacht hatte, als wahr-
Fein bestraft.
Haft angenommen worden war. — Es blieb dem Einlader nichts
Anderes übrig, als zum bösen Spiel gute Miene zu machen,
die Gäste einstweilen zu einem Spaziergang aufznfordcrn, und
hauptsächlich seinem nicht ungeschickten Burschen auf die Seele
zu binden, vom nächsten Wirthshause das Beste aufzutreiben.
Die Stunde des Diners rückt heran, die Gäste finden sich ein
und dasselbe beginnt mit einer außerordentlich guten Suppe;
das reichlich Nachfolgende, Alles auf das Feinste nnd Beste zu-
bereitet, (nicht allein zum Erstaunen des Bestgebers, sondern
auch znm Erstaunen der Gäste) wird unter dem Beifall der
Letzteren vertilgt. Schon während des Diners nimmt der
Auditor die Lobsprüche als selbstverständlich entgegen und unterläßt
auch nicht, seine Gäste auf besondere Speisen aufmerksam zu
machen; insbesonders bemerkt er der Gräfin am Schluß
des Diners, „nicht wahr, auch bei mir speist man gut?"
was natürlich von Allen zugegeben wird. Der Auditor
kann die Abfahrt seiner Gäste nicht erwarten; kaum waren
aber die Wagen, welche dieselben nach Hause brachten, um
die Ecke, als er seinen Burschen auch schon bei der Brust
faßt: „Kerl, wo hast Du das Alles aufgctriebcn?" —
„Die Frau Gräfin hat Alles mitgebracht!" erwidert dieser.
Auslösung der räthsclhaftcn Inschrift in
voriger Nummer.
Die Victor is im Bett, sie liest an dem Roman no'
bis am Morgen um vicri.
Entlarvt.
Bei des Bechers frohem Schäumen,
Bei der Liebe süßem Träumen
Trat zu mir von Zeit zu Zeit
Mahnend die — Vergänglichkeit.
Unberührt blieb manche Flasche,
Liebesgluth, sic ward zu Asche,
Denn des Gastes stierer Blick
Kündete nur Mißgeschick!
Habe in den kalten Zügen
Nachgeforscht, ob sie nicht — trügen.
Habe schließlich auch entdeckt,
Daß hier ein Gehcimniß steckt!
„Nein, du bist nicht," rief ich bebend,
„Was du scheinen willst, denn lebend
Athmest du! — Vergänglichkeit
Ist der Tod, das End' vom Streit!
Weg die Larve! — Sieh', nun zeigst du
Dein Gesicht, und nicht verschweigst du
Mehr dein eigentliches Ziel:
Ew'ger Wandlung hcit'rcs Spiel!"
_ Dr. Märzroth.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Fein bestraft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Tischgesellschaft <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 65.1876, Nr. 1625, S. 86
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Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg