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Der Hindu und der Tiger.
Auf engem Pfad durch ein Djungel wand
Sich ein Hindu, das Söhnchen an einer Hand,
Und in der andern ein Bambusrohr.
Er trat aus einem Dickicht hervor,
Und beinah' vor Schreck in die Knie' erbrach,
Denn vor ihm inmitten des Weges lag
Ein gewaltiger Tiger, zum Sprunge bereit.
Und nirgends erblickt' er die Möglichkeit,
Dem schrecklichsten Tode noch zu entgeh'n.
Vor Entsetzen gelähmt bleibt er anfangs steh'n.
Doch eh' noch eine Minute verfliegt,
Hat die Liebe des Vaters die Furcht besiegt.
Dem Sohn befiehlt er: „Zurück nun lauf'.
Und schwing' auf den nächsten Baum Dich hinauf."
Er selber aber mit festem Schritt
Dem furchtbaren Feinde entgegen tritt.
Und blicket mit grimmigen Augen ihn an,
Indem er schimpfet so laut er nur kann:
„Du Lausbub', du Racker, du Hundesohn,
, Wart' nur, du Halunke, ich komm' dir schon;
Du Lotterbub', Schurke, du schlechter Gesell,
Du Schweinhund, ich gerb' dir dein glänzendes Fell,
Du Teufelsbraten, du Rabcnfraß,
Willst du dich packen, verfluchtes Aas!"
Stets fluchend und schimpfend er vorwärts dringt,
Und wüthend dabei seinen Bambus schwingt;
Moral: Das Schimpfen ist
Doch oftmals guten
Als aber dem Tiger stets näher rückt
Das wüste Geschrei, derselbe sich drückt,
Erst langsam, dann schneller, und endlich in Eil'
Sucht das Raubthicr verschüchtert im Fliehen sein Heil-
Der Hindu lacht tüchtig den Feigling noch aus
Und geht mit dem Sohne dann fröhlich nach Haus.
zwar niemals gut,
Dienst es thut. v. Hütten.
Redaction: Kaspar Braun in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Druck von C. R. Schurich (E. Mühlthaler) in München.
Hiyu eine Beilage.
Der Hindu und der Tiger.
Auf engem Pfad durch ein Djungel wand
Sich ein Hindu, das Söhnchen an einer Hand,
Und in der andern ein Bambusrohr.
Er trat aus einem Dickicht hervor,
Und beinah' vor Schreck in die Knie' erbrach,
Denn vor ihm inmitten des Weges lag
Ein gewaltiger Tiger, zum Sprunge bereit.
Und nirgends erblickt' er die Möglichkeit,
Dem schrecklichsten Tode noch zu entgeh'n.
Vor Entsetzen gelähmt bleibt er anfangs steh'n.
Doch eh' noch eine Minute verfliegt,
Hat die Liebe des Vaters die Furcht besiegt.
Dem Sohn befiehlt er: „Zurück nun lauf'.
Und schwing' auf den nächsten Baum Dich hinauf."
Er selber aber mit festem Schritt
Dem furchtbaren Feinde entgegen tritt.
Und blicket mit grimmigen Augen ihn an,
Indem er schimpfet so laut er nur kann:
„Du Lausbub', du Racker, du Hundesohn,
, Wart' nur, du Halunke, ich komm' dir schon;
Du Lotterbub', Schurke, du schlechter Gesell,
Du Schweinhund, ich gerb' dir dein glänzendes Fell,
Du Teufelsbraten, du Rabcnfraß,
Willst du dich packen, verfluchtes Aas!"
Stets fluchend und schimpfend er vorwärts dringt,
Und wüthend dabei seinen Bambus schwingt;
Moral: Das Schimpfen ist
Doch oftmals guten
Als aber dem Tiger stets näher rückt
Das wüste Geschrei, derselbe sich drückt,
Erst langsam, dann schneller, und endlich in Eil'
Sucht das Raubthicr verschüchtert im Fliehen sein Heil-
Der Hindu lacht tüchtig den Feigling noch aus
Und geht mit dem Sohne dann fröhlich nach Haus.
zwar niemals gut,
Dienst es thut. v. Hütten.
Redaction: Kaspar Braun in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Druck von C. R. Schurich (E. Mühlthaler) in München.
Hiyu eine Beilage.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Hindu und der Tiger"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)