Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
134 Ein gute

War gewesen in einer Stadt, die ist gelegen an einem Fluß —
weil die Natur gewöhnlich es immer so ivcise eingerichtet hat, daß
fließt ein Flnß, wo Menschen haben gebaut eine Stadt — ein junger
Kaufmann in Kurz- und Langwaaren en gros und en detail. Hat
der Kaufmann geheißen Meier, was is e' Namen, der hat einen
guten Klang in der Handelswelt, weil er nicht leicht ist ßu ver-
wechseln mit einem andern Namen. Hat gehabt der Meier e' hibsches
Kapital for's anßufangen c' großartig Geschäft in der Stadt, die is
gelegen an dem Fluß, den ich vorhin nicht Hab' genennt ans Dis-
kretion. Aber wie heißt Kapital? Soll er sich begnigen mit zehn
Perzent, soll er sich begingen mit 11, mit 12 — Gott der Gerechte!
Wer sich nicht will begingen mit 10, wcrd sich ach nicht begnigen
mit 20, denn worum soll mcr sich begingen mit zwanzig, wenn mer
kann verdienen sinfzig? So hat ach gedenkt unser Meier, der is ge-
wesen e' gelernter Kaufmann, der hat los gehabt alle Schangscn
for's Geschäft und gemacht die feinsten Combinationen, wo mcr kann
machen in's großhandelmerkantilische Fach von cmc schwunghaften
Betrieb en gros und en detail. Hat sich gcmiethet der Meier den
scheenstcn Laden in der Stadt, der war ßn haben for's theirc Geld;
aber was liegt daran an's Geld, wenn sich's rentirt zu verzig Per-
zent, hat er sich geetablirt und eingerichtet großartig mit Spicglfenstcr
und Gaskandelabers c' gewaltiges Magazin, was is gewesen voll
von oben bis unten mit die neueste Nouvothee's in Modewaaren,
Stoff- und andere Luxusartikel, die er hat beßogen auf Credit von
die ersten Haiser, zahlbar in sechs Monat. Dann hat er geinserirt
und gcaffigirt und gereklamirt in die Presse und is gefahren ein-
spännig, ßwcispännig und dreispännig, daß Alles hat gesagt:„Hast'n
Meier geseh'n?" — „Welchen Meier?" — „No, den grausen Graus-
Händler mit die grausen Spiegelfenstcr und das risige Magazin, wo
mcr kann haben das Neueste in Nouvothee's um die billigste Preise
en gros und en detail!" — So is cs gegangen fort, ein Monat,
zwa Monat, c' Vertcljühr, da hat gekriegt durch die Post anonym
en Brief der Fabrikant Bernberger in So und So, der geliefert hat

Geschäft.

dem Meier for zwanzigtauscnd Thalcr Maaren in Seide, wo is ge-
standen zu lesen, daß der Meier stünd' schlecht unb wcrd' machen
missen bankrott in e' halbes Jahr lengstens und soll der Herr Bern-
berger sein vorsichtig und schauen, daß er kommt ßn seinem Geld;
unb hat bekommen einen Brief anonym der Großhendler Löw
Salmiak, in dem is gestanden das Nemliche, unb hat gekriegt einen
Brief mit gleichem Inhalt der Salomo Nürnberger und der Isaak
Ansbacher und der Daniel Dinkelsbuhler und der Hirsch Würz-
burger und der Isidor Stern und so weiter, ivas Alles waren Groß-
händler und Fabrikanten, die gelifcrt haben Wnaren ans Credit an
das Hans Meier und is ihnen geworden angst und bang, einem um
den andern, und is gekommen ßn reise» einer um den andern in die
Stadt, die is gelegen an dem Flnß, den ich Hab' verschwiegen aus
Diskretion. Hat sich gedenkt der Bernberger, wenn's steht so mit
dem Haus Meier, muß ich machen, daß ich komm' ßu mein' Geld,
und wenn ich sollt' verlieren verzig Perzent, is mer lieber verzig
Perzent, as ßn verlieren 's Kapital mit die Zinsen. Und >vic der
Bernberger zu Meier sagt, im, wie geht 's Geschäft, hat der Meier
gejammert über die Schlechtigkeit der Zeiten und gemacht c' Gesicht,
daß dem Bcrnberger is geworden miserabel und er hat gemacht an
Vorschlag zur Güte, daß er wollt Nachlass'» 50 Perzent, wenn Herr
Meier ihn würde bezahlen in 8 Tagen, statt in 3 Monaten, und
hat der Meier nach langem Hin- und Hergediber sich hcrbeigelasscn,
ßu bezahlen 50 Perzent in 8 Tagen, lind war der Herr Bernberger
froh, wie er is hcimgefahren, daß er gemacht hat e' gutes Geschäft,
und hat sich gedenkt: „Ich Hab mei' Sach', soll'» schau'n die Andern,
wte sie auch kommen zu ihrer Sach'." — Und so is gekommen der
Löw Salmiak und der Salomo Nürnberger und der Isaak Ans-
bachcr unb der Daniel Dinkelsbühler und der Hirsch Würzburger
und der Isidor Stern und so weiter, und Jeder hat abgehandelt ßu
50 Perzent und war froh, daß er hat gerettet sein Geld ivenigstens
zur Hälfte und hat sich gedenkt wie der Bernberger, und Alle haben
sc gewartet, wenn wird umschmeißen ihr Geschäfsfreund Meier.
Aber der Meier hat sich gelacht in die Faust, denn er hat gehabt
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein gutes Geschäft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Fremdbild
Schaufenster
Textilhandel
Habsucht
Stolz <Motiv>
Arglistige Täuschung
Juden
Haltung <Motiv>
Kaufmann
Errichtung
Karikatur
Judenbild
Laden <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 65.1876, Nr. 1631, S. 134
 
Annotationen