Fliegende Blätter (65.1876 (Nr. 1615-1640))

Räthselhafte Inschrift.

Vorgefühl.

175

(Auflösung in nächster Nummer.)

Bürgerglück.

Fürst: „Das muß einmal ein Ende nehmen mit den
fortwährenden Besoldungserhöhungen und Teuerungszulagen!

Beamten sollen sich mehr und mehr daran gewöhnen,
x*¥ bürgerlich zu leben!" — Vortragender Rath:
»Hoheit erlauben mir, das können sie nicht!" — Fürst:
müssen!" — V. Rath: „Wäre sehr zu wünschen. Eure
Hoheit! aber, wenn er recht bürgerlich leben soll, dann braucht
^cder wenigstens nochmal so viel Besoldung, als er jetzt hat!"

„Ah! das is net übel, gibt mir mein' Alte vier Mark mit,
ich soll ihr einen Hasen z' Haus bringen, weil's ihn morgen
mit einer Sauce machen will — jetzt sind die vier Mark
auch beim Teufel und ich bring' ihr statt einen Hasen, einen
Affen z'Haus. I' bin nur begierig, was für a' Sauce sie
dazu machen wird!" _

König und Narr.

„Von Deiner Narrheit Hab' ich wenig,"

So spricht zum Narr'n im Zorn der König,

„Nun also, um mich zu zerstreu'»,

Will ich, mein Narr soll weise sein;

Und so verlang' ich denn von Dir:

Du gibst drei weise Lehren mir,

Drei Lehren, die dem König frommen.

Dann bist Du mir als Narr willkommen."

Der Narr, ein gar nicht dummer Mann,

Sieht schlau den finstern König an
Und dachte auch nicht lange nach,

Als ohne Furcht er also sprach:

„Von Deinem Narr'n drei weise Lehren
Erhabner Herrscher, willst Du hören.

So sei's: Bedenke, mücht'ger Fürst,

Vorerst, daß Menschen Du regierst;

Mußt sic regieren nach Gesetzen,

Die auch der Fürst nicht darf verletzen;

Und wenn Du Satans Kitzel spürst
Und willst nach Deiner Willkür schalten —

Magst schlimm Du oder gut es halten —

Daß Du nicht immer herrschen wirst. —

Das sind drei Lehren, wie ich mein',