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Adenstedt, Ingrid; Krinzinger, Friedrich [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheiten 1 und 2: Baubefund, Ausstattung, Funde (Textband 1): Textband Wohneinheit 1 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.47151#0065
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Petrographische Untersuchung von ausgewählten Mosaiksteinchen

1 Einleitung, Zielsetzung
Im Zuge einer detaillierten archäologischen Bearbeitung der Mosaikböden der WE 1 und 21 wurden Mosaiksteinchenproben aus aus-
gewählten Mosaikfeldem entnommen und petrographisch näher charakterisiert.
Es sollten zunächst die von den Archäologen vergebenen Gesteinsbezeichnungen2, insbesondere der schwarzen und weißen Mosaik-
steinchen überprüft werden.
Die Proben der schwarzen und weißen Tesserae wurden aus verschiedenen Mosaikfeldem entnommen, um zusätzlich unabhängige
Argumente für die, nach archäologischen Kriterien definierte Chronologie der Mosaikböden zu bekommen.
Daneben sollte aber auch versucht werden, Hinweise über die geologische Herkunft der Mosaiksteinchen zu gewinnen.
Die Probennahme konzentrierte sich daher (auch aus Zeit- und Kostengründen) vor allem auf die schwarzen und hellen („weißen“)
Tesserae. Mosaiksteinchen anderer Färbungen wurden nicht systematisch untersucht. Es wurden nur stichprobenartig einige bunte Stein-
typen erfaßt und beschrieben. Von sämtlichen entnommenen Tesserae wurde zunächst eine makroskopische Gesteinsbeschreibung vor-
genommen und von ausgesuchten Proben wurden zusätzlich auch genauere petrographische Dünnschliffuntersuchungen durchgeführt.
Sämtliche Proben sollten für spätere Vergleichsuntersuchungen auch makro-und mikrofotografisch dokumentiert werden.

2 Zusammenfassung der Ergebnisse

Unter den schwarzen Mosaiksteinchen konnten vier grundsätzlich verschiedene Gesteinstypen erkannt werden. Die am weitaus häu-
figsten vorkommenden Lithotypen (LT) sind feinkörnige schwarze, z. T. bituminöse Dolomite (LTC) sowie dunkle Vulkanite (LTB,
LTB1), die soweit mikroskopisch überprüft, eine sehr auffällige, leuzitreiche Zusammensetzung aufweisen und daher auch als Leucit-
tephrite bzw. Leucitite bezeichnet werden können.
Nur als Einzelstücke wurden diverse schwarze Kalke (LTJ, LTK) sowie schwarzer Marmor (LTI) gefunden.
Die weißen Tesserae bestehen durchwegs aus Kalksteinen und lassen sich grundsätzlich in zwei faziell unterschiedliche Karbonattypen
unterteilen (LTA, LTF), die mikroskopisch in weitere Untervarietäten geteilt werden können.
Unter den wenigen untersuchten bunten Mosaiksteinchen ließen sich rote unkritische Kalke (LTA3), ein gelblicher oolithischer Kalk
(LTD) sowie ein feinkörniger gelblicher Dolomit (LTE) feststellen.
Eine seriöse Herkunftsbestimmung der Mosaiksteinchen ist beim aktuellen Wissensstand und durch das völlige Fehlen von Vergleichsun-
tersuchungen an möglichen Gesteinsvorkommen in der näheren und weiteren Umgebung von Ephesos nicht durchführbar. Es zeichnet sich
aber bereits ab, daß der Großteil der Kalksteintesserae aus geologischen Gründen ursprünglich nicht aus der unmittelbaren Umgebung von
Ephesos stammen kann. Die theoretisch nächsten Vorkommen von zumindest altersmäßig vergleichbaren Karbonatgesteinen könnten laut
geologischer Karte3 in der Nähe von Izmir liegen. Diese Möglichkeit wäre durch Vergleichsuntersuchungen zu untermauern. Für die schwar-
zen leuzitreichen Vulkanite kann derzeit keine mögliche Herkunftsquelle in der Nähe von Ephesos genannt werden. Die nächsten Vorkom-
men von dunklen Basaltgesteinen befinden sich in der Nähe von Söke4. Zufällig zur Verfügung stehende Gesteinsmuster von dieser Fund-
stelle weisen aber eine andere (leuzitfreie) Zusammensetzung auf. Eine Herkunft aus Italien (z. B. aus der Gegend von Neapel5) ist derzeit
nicht auszuschließen. Weitere mögliche bekannte leuzithältige Vulkanitvorkommen finden sich im westlichen Zentralanatolien6.

1 Scheibelreiter Kap. A.VI; B.VI.
2 Vgl. Jobst, Mosaiken, passim.
3 Turkiye jeoloji haritasi - Geological map of Turkey 1 : 500000, Izmir (1964).
4 Das Basaltvorkommen liegt etwa 7 km WNW von Söke (an der Straße Richtung
Ku§adasi), das Vorkommen ist auch in der geologischen Karte eingetragen (Tur-
kiye jeoloji haritasi - Geological map of Turkey 1 : 500000, Denizli [1964]).
Besonders in der romanischen und kampanischen Vulkanprovinz treten leucitrei-
che Gesteine wie Leucittephrite, Leucitite, etc. relativ häufig auf; beschrieben zum
Beispiel in: H. Pichler, Italienische Vulkan-Gebiete Teil 1: Somma-Vesuv, Latium,
Toscana; Sammlung Geologischer Führer, Band 51 (1970), zur Verbreitung in
diesem Raum s. auch Carta Geologica d’Italia alla scala 1 : 500000, Foglio 3.

6 Einige Vorkommen leucitreicher Gesteine im westlichen Zentralanatolien sind
jüngst von C. Aral, Mineralogy and Geochemistry of Melilite Leucitites, Balci-
khisar, Afyon (Turkey), Turkish Journal of Earth Sciences 12, 2003, 215-239
näher beschrieben worden. Diese vulkanischen Gesteine sind auch auf der Geolo-
gischen Karte der Türkei 1 : 500000, Blatt ANKARA eingetragen. Dort ist aber
die genaue Zusammensetzung und Klassifikation der Gesteine nicht angeführt
sodaß eine Lokalisierung möglicher weiterer Vorkommen leucitreicher Vulkanite
in Anatolien, nur mit Hilfe dieser Geologische Karte 1 : 500000, ohne weitere
Infonnationen im Moment nicht möglich scheint.

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