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Adenstedt, Ingrid; Krinzinger, Friedrich [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheiten 1 und 2: Baubefund, Ausstattung, Funde (Textband 1): Textband Wohneinheit 1 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.47151#0395
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A.XVI Terrakotten

1 Fundumstände (Taf. 1)
Das Material setzt sich aus Altfunden - das sind jene, die während der Freilegung geborgen worden sind - und Neufunden zusammen,
die aus den archäologischen Nachuntersuchungen und den Grabungen für die Fundamente der Überdachung stammen1. Etwa ein Drit-
tel der Terrakotten zählt zu den Altfunden aus der Zeit der Freilegung. Während demnach die meisten Stücke zur jüngsten Ausstattung
gehören, stammen A-TK 51 und 52 aus älteren Schichten in SR 12. Die anderen zwei Drittel wurden bei Sondagen in den neunziger
Jahren geborgen2.
Auffallend ist die große Menge der Terrakotten aus SR 8. Sie stammen aus einer Planierschicht, aus der 25 von 52 Stücken geborgen
wurden. Es ist eine einheitliche Planierschicht aus kleinteiligem Material, das seinem Aussehen nach zu schließen, angeschüttet wur-
de.
Im wesentlichen sind drei Fundsituationen zu unterscheiden, die auch zeitlich drei unterschiedliche Gruppen darstellen. Die jüngste
Fundgruppe (A-TK 2, 8, 9, 11, 16, 18) wurde dem Schutt entnommen, mit dem nach dem Erdbeben im 3. Viertel des 3. Jhs. n. Chr. die
beiden Wohneinheiten 1 und 2 im Erdgeschoß angefüllt wurden. Nach dem Freiräumen der Ruine wurden Sondagen angelegt, die zwei
größere Umbauten erkennen lassen, einen in traianischer Zeit - die Fragmente aus SR 7 und 8 sind kleinteiliges Füllmaterial, das im
Zuge der Bautätigkeiten verfällt wurde3 - und einen späteren in spätseverischer Zeit. In den übrigen Sondagen sind kleinräumigere
Baumaßnahmen erkennbar, wie beispielsweise Änderungen der Kanalsysteme, die aber keine Strukturveränderungen der Bausubstanz
nach sich zogen.
Die Figuren werden im Folgenden nach Gruppen zusammengestellt, die thematisch - wenn es sich um Götter handelt -, typologisch
oder formal als zusammengehörend zu betrachten sind; im Katalog sind sie hingegen nach Fundorten angeordnet.
2 Technische Angaben
Fünf der vorliegenden Terrakotten wurden mit der Hand geformt: der Schild A-TK 45, die Gliedmaßen der Gliederpuppen A-TK 7 und
36, das Tier A-TK 10 sowie der Hocker A-TK 47.
Soweit der Erhaltungszustand der stark fragmentierten Stücke eine Aussage zuläßt, wurden die restlichen Terrakotten durchwegs nur
aus einer Vorder- und einer Rückseitenmatrize gezogen. Nur bei dem Hirten A-TK 2, der weiblichen Statuette A-TK 11, der Sitzenden
A-TK 14 und dem Apollon A-TK 25 läßt sich mit Sicherheit eine Verwendung von mehreren Teilmatrizen nachweisen. Der Sitzenden
und dem Apollon wurde jeweils der Unterarm extra angesetzt, bei dem Hirten und vielleicht auch bei der weiblichen Statuette jeweils
beide Arme. Das Köpfchen A-TK 19 dürfte ein gesondert geformtes sein, das auf den Rumpf aufgesetzt wurde und nicht schon in der
Matrize mit dem Körper angelegt war.
Nach den verbliebenen Tonkügelchen ist bei den Stücken A-TK 2, 16, 32, 33 und 51 der Gebrauch von Gipsmatrizen nachzuweisen.
Mehr als die Hälfte, nämlich 33, sind weich gebrannt4; ein Prozentsatz, der bei hellenistisch-frühkaiserzeitlichen Terrakotten der Norm
entspricht. Ein Schadensfeuer im Zuge einer Zerstörung verfälscht jedoch oft diesen Wert, sodaß die Terrakotten durch diesen Sekun-
därbrand einen höheren als den ursprünglichen Härtegrad erreichen.
Entsprechend dem schlechten Erhaltungszustand sind von der Bemalung der Terrakotten meist nur noch Spuren der weißen Grundierung
vorhanden. Nur an dem Fragment A-TK 38 haften noch rote Farbreste.
3 Inschrift
Mit Inschriften versehen ist nur ein Fragment, die Rückseite der Basis des Togatus A-TK 18. Die Inschrift auf der Basis des Togatus
war eine zweizeilige, von der noch in der erste Zeile ANTI zu lesen ist und in der zweiten ein T, das unter dem verkehrt geschriebenen
N steht. Die Buchstabenfolge läßt sich zu Avti[o]/t[iou], dem Namen eines Koroplasten aus Myrina, ergänzen5. Das A wurde an den
linken Basisrand gesetzt, wohl in der Hoffnung, den Namen in einer Zeile unterzubringen6. Das spiegelverkehrte N und der klare
Schriftzug - es gibt keine Tonrückstände vom Einritzen entlang der Buchstabenlinien - würden dafür sprechen, daß die Inschrift bereits
in der Matrize angelegt war.

1 s. Einleitung.
2 Vgl. dazu Ladstätter Kap. A.IX.
3 Vgl. dazu Ladstätter Kap. A.IX. X.
4 Lang-Auinger, Hanghaus 1 Funde, 209 f.

5 Vgl. dazu SEG 38 (1988) Nr. 1248 und s. Taeuber Kap. A.IV, Kat. IKL 1.
6 Vgl. D. Kassab, Stauettes en terre cuite de Myrina (1988) 27, Taf. 58 Nr. 298-303,
auf dieser Basisrückseite wird der Name in gleicher Weise abgeteilt.

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