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Adenstedt, Ingrid; Krinzinger, Friedrich [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheiten 1 und 2: Baubefund, Ausstattung, Funde (Textband 1): Textband Wohneinheit 1 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.47151#0157
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A Ausstattung

A.III Wandmalerei
1 Vorbemerkungen zur Forschungsgeschichte
Die Wandmalereien der WE 1-5 von H 2 wurden bereits 1977, gemeinsam mit denen aus H 1, von Volker Michael Strocka vorgelegt1.
Die Malereien in situ wurden dabei raum- und schichtenweise beschrieben, ikonographisch gedeutet, datiert und abgebildet. Die damals
erschlossene Chronologie basierte noch auf der Periodisierung des Ausgräbers und stilistischen Einordnungen, was für die meisten -
weißgrundigen - Wandmalereien zu spätantiken Datierungen zwischen ca. 380 und 450 n. Chr. führte. Schon in den 80er-Jahren waren
Zweifel an diesen Datierungen aufgekommen, als bei der Freilegung der beiden letzten WE 6 und 7 auf der untersten Wohnterrasse ihre
Zerstörung durch ein Erdbeben in gallienischer Zeit evident wurde2. Seit der Mitte der 90er-Jahre wurde im Rahmen der Publikations-
vorbereitungen von Baubefund und Funden das Grabungsmaterial aufgearbeitet, zudem fanden zahlreiche Nachgrabungen statt. Mitt-
lerweile ist eine flächendeckende Erdbebenzerstörung von H 2 in gallienischer Zeit mit nur begrenzter Nachnutzung der alten Wohn-
bereiche und jedenfalls ohne eine neue malerische oder musivische Instandsetzung unbestritten3. Dies ist nicht nur durch Bauforschung,
archäologische Auswertung oder Graffiti4 gesichert, sondern auch an den Malereien selbst nachvollziehbar5. Vor allem ein Werkstattbe-
fund mit gleichen Malern in der letzten Ausstattungsphase zumindest in den WE 1, 2, 4 und 6 läßt an der Gleichzeitigkeit der ursprüng-
lich aus Qualitätsgründen sehr unterschiedlich datierten Malereien von Elaupt- und Nebenräumen keinen Zweifel6.
Wie schon für die WE 4 sind daher auch im Rahmen dieser Publikation die Malereien der WE 1 (und 2, s. u.), nun im Kontext aller
Befunde und Funde, neu zu bewerten7, um die chronologische Einordnung zu korrigieren und die Nutzungskontexte zu deuten. Auf die
Erstpublikation der Malerei ist immer wieder verwiesen, da sie hinsichtlich der Beschreibungen und ikonographischen Erörterungen
weiterhin vorbildlich ist und in der Zwischenzeit kaum an Wert verloren hat8. Neu ins Gesamtbild einzufügen sind die Sturzmauern und
Malereifragmente, die bislang kaum oder gar nicht vorlagen.
In inhaltlicher und, für die Bauphasen, terminologischer Analogie zur bereits vorliegenden WE 49 werden die Malereien der WE 1 (und
2, s. u.) im Folgenden entsprechend der neuen Datierungen bauphasenweise erschlossen. Soweit möglich werden Fragmente und Sturz-
mauern schon im Text Bauphasen und Räumen zugewiesen, zugleich sind sie aber vollständig auch in einem eigenen Katalog erfaßt.
Während in beiden WE insgesamt nur wenige und oft unsignifikante Malereireste aus der Zeit vor Bauphase IV stammen, nimmt den
meisten Platz die Darstellung der umfassend erhaltenen letzten Bau- und Ausstattungsphase IV ein. Eine Bewertung der Raumkontex-
te, auch im Vergleich mit den übrigen WE, schließt die Textteile ab. Die Kataloge umfassen, neben den Sturzmauern und Fragmenten,
Überblicke über die alten und neuen Datierungen sowie über alle Wandsysteme mit ihren figürlichen und ornamentalen Motiven. Eine
neue, ausführliche kunsthistorische Bewertung ist hier (wie schon bei der WE 4) noch nicht intendiert, da diese im Rahmen einer ver-
gleichenden Studie folgen soll, sobald alle WE vorliegen10.

1 Strocka, Wandmalerei.
2 Karwiese, Archäologie und Numismatik, und ders., Beben.
3 Vgl. dazu im Einzelnen die Beiträge in Krinzinger, Chronologie, und darin zur
Grabungsgeschichte insbesondere Ladstätter, Chronologie.
4 Taeuber, Chronologie.
3 Die Malereien wurden 1998 wieder ins Forschungsprogramm aufgenommen, und
seit 1999 ist ein vom FWF finanziertes Forschungsprojekt unter der Leitung von
H. Thür am Institut für Kulturgeschichte der Antike der ÖAW beheimatet.
6 Zimmermann, Chronologie. Die Diskussion wurde auch mit V. M. Strocka aus-
führlich geführt, der zunächst noch in den Tabemen 45a-c von H 2 die alten
Datierungen bestätigt glaubte (Strocka, Taberna) bzw. dann die neuen Datierungen
im Detail noch hinterfragte (Strocka, Fresken). Nach Autopsie und Diskussionen
im H 2 im Sommer 2003 schloß er sich jedoch den neuen Datierungen an. Für die
ausführliche, fruchtbare Diskussion, seine Bereitschaft zur Auseinandersetzung

und die Lektüre des Manuskripts gilt ihm herzlicher Dank, seine kritischen An-
merkungen und steten Einwände haben viel zum Verständnis des Befundes und zur
Klarheit der Darstellung beigetragen.
7 Zimmermann, WE 4. Außer den Mitarbeitern dieses Bandes sei besonders G. For-
stenpoitner und G. Weissengruber (Veterinärmedizinische Universität Wien) für
die Bestimmung der in der Malerei dargestellten Pflanzen und Tiere und K. Iara
(Rom) für die Lektüre des Manuskripts gedankt.
8 Strocka, Wandmalerei, 43-68, Abb. 41-91. 99-114. 350. 354. 356. 363. 365-367.
391. 406 f. 414-416. 444. Auch die von Strocka eingeführte Terminologie zur
Beschreibung von Wandsystemen oder Motiven wurde möglichst beibehalten.
9 Vgl. Thür, WE 4, bes. Zimmermann, WE 4.
10 Da die malereireichen WE 6 und 7 bislang unpubliziert sind, hätte eine ausführli-
che Diskussion zu ständigen Vorgriffen oder unbelegten Vergleichen geführt.

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