Metadaten

Adenstedt, Ingrid; Krinzinger, Friedrich [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheiten 1 und 2: Baubefund, Ausstattung, Funde (Textband 1): Textband Wohneinheit 1 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47151#0174
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Keine Bearbeitung
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
A.IV Graffiti

1 Auswertung
Für die vorliegende Publikation der WE 1 und 2 wurde jenes Material herangezogen, das sich entweder noch in situ befindet, von den
zugehörigen Wänden abgenommen wurde oder aufgrund der Fundnotizen eindeutig diesen WE zugeordnet werden konnte. Um eine
einheitliche Zitierweise der Hanghaus-Graffiti zu ermöglichen, wurde (im Gegensatz zu den übrigen Fundkategorien) die Numerierung
der WE 4 fortgeführt; die Graffiti setzen daher mit GR 129 ein. Die Reihenfolge nach Bauphasen und Räumen entspricht jener im
Kapitel III „Wandmalerei“1.
LI Dipinti
An Dipinti finden sich in den WE 1 und 2 erklärende Beischriften zu dargestellten Personen, und zwar Musen (GR 161, 167, 168 in
SR 19/20), sowie zu Theaterszenen die Titel der jeweiligen Dramen (GR 135-137 u. 140 in SR 6). Daneben weisen die Szenen in der
Latrine (SR 29) zwei schwer verständliche Kommentare auf (GR 145, 148).

1.2 Ritzzeichnungen
Menschen:
Den interessantesten Fund stellen zwei antithetische Profilbüsten dar, die wohl rivalisierende Athleten darstellen (GR 130). In diesem
Fall liegt wahrscheinlich sogar eine „Künstlersignatur“ vor (GR 129). Ansonsten sind nur zwei einfache Kopfumrisse zu beobachten
(GR 173, 188).
Tiere2:
Von Säugetieren sind nur die auch in WE 4 häufigen Rinderköpfe vorhanden (GR 170, 173). An Vögeln treten ein Stelzvogel bzw. eine
Ente (GR 156) und Haushühner (GR 164) auf. Einen Delphin zeigt GR 191, daneben noch eine geritzte Beischrift zu einer gemalten
Fischdarstellung (GR 193). Ein abstrahiertes Tier (Sphinx?) ist in GR 152 wiedergegeben.
Pflanzen:
In GR 163 ist ein Segenswunsch von zwei Palmzweigen eingerahmt. Einen Palmzweig zeigt vielleicht auch GR 174.
Sonstiges:
GR 151 stellt möglicherweise ein vexillum dar, GR 177 ein schön ausgeführtes Schiff. Geometrisches in GR 162 (Kreisrosette) und in
GR 166 (Zackenlinie).
1.3 Ritzinschriften
Von den in WE 4 häufigen Ausgabenlisten haben sich auch in WE 1 ein Exemplar (GR 138) und in WE 2 drei (GR 158, 159, 181)
Exemplare gefunden. Diese Rechnungen weisen einige Besonderheiten auf: so enthält GR 138 erstmals Hinweise auf Tierhaltung,
während GR 181 die Beträge in „Kerma“ (Kleingeld) angibt, jedoch nicht wie in GR 50 als übergeordnete Einheit von Oboloi, sondern
anscheinend als Synonym von „Assarion“. GR 159 enthält Posten, die möglicherweise für die Vorbereitung eines Symposions benötigt
wurden. Die drei zusammengehörigen Teile von GR 158 enthalten neben üblichen Artikeln auch Ausgaben für einen Anwalt sowie für
Thermenpersonal.
Einen wirtschaftlichen Hintergrund haben zweifellos auch die häufigen Erwähnungen von Gerste (GR 172 und 178-180), obwohl Men-
genangaben zumeist fehlen. Eine Fischlieferung dokumentiert anscheinend GR 134, eine Weinlieferung GR 194 (und 169?). GR 141-144
stellen Handwerkerquittungen dar, wovon aber nur GR 144 sicher einem Bodenleger zuzuordnen ist. GR 157 belegt die Herstellung
von Brot verschiedener Größe und Qualität, möglicherweise in der Wohnung selbst, sowie die Abgabe dreier Brote an einen gewissen
Philippianus. Aromatisierte Getränke belegen GR 175 (^i^ipiXi^u^XoQ und GR 155 (Oupoverrov).
Datumsangaben sind viermal vertreten: in GR 187 unvollständig, in GR 155 und 157 mit durchnumerierten Monaten, in GR 189 nach
dem römischen Kalender (aber in griechischer Schrift).
In WE 2 ist nur je ein Fragment einer Alphabetübung (GR 190) und einer - fraglichen - Gedächtnisinschrift (GR 165) erhalten.
Segenswünsche enthalten GR 163 (für einen Gaius), 182 (für einen Pelagios) und 195 (für einen Sportler). Auf agonistische Veranstal-
tungen ist auch GR 130 mit Darstellung der Büsten zweier Athleten samt Siegespreis und Anzahl der jeweiligen Siege (?) zu bezie-
hen.
Ein magisches Quadrat mit einer Seitenlänge von vier Buchstaben zeigt GR 184.

1 Der Text bezieht sich auf die WE 1 und 2. Zum Kat. der WE 1 s. Taeuber Kap.
A.IV.

2 Für die Bestimmung der dargestellten Tiere bin ich Herrn Prof. G. Forstenpointner
zu Dank verpflichtet.

122
 
Annotationen