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Adenstedt, Ingrid; Krinzinger, Friedrich [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheiten 1 und 2: Baubefund, Ausstattung, Funde (Textband 1): Textband Wohneinheit 1 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.47151#0224
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A.X Keramik

Einleitung
Im Folgenden werden die keramischen Funde der WE 1 in chronologischer Reihenfolge kontextuell vorgestellt und analysiert. Sofern
es sich um bereits separat publizierte Ensembles handelt, erfolgen lediglich eine summarische Beschreibung und ein Verweis auf die
Spezialliteratur. Um Wiederholungen zu vermeiden, wird bei jenen Gattungen, Waren und Typen, die bereits im Rahmen der Keramik-
bearbeitung der WE 4 vorgestellt wurde, lediglich verwiesen1. Parallelen werden im Katalog zitiert, auch in diesem Fall wurde auf eine
Wiederholung im Textabschnitt verzichtet.
Der Schwerpunkt der Fundkomplexe liegt auf zwei Ensembles aus flavischer und severischer Zeit. Gerade in diesem Zusammenhang
bietet die WE 1 neues Material, das auch für die Keramikforschung von Bedeutung ist, da sich auf Basis der hier vorgelegten Funde
Tafelservice und Hausinventare rekonstruieren ließen. Aufgrund der langen Nutzung der WE 1 und der spätantiken Adaptionen ließen
sich dagegen nur wenige Rauminventare aus der Zerstörungszeit des H 2 im 3. Viertel des 3. Jhs. feststellen.
Wie in der WE 4 ist auch das Fundmaterial der WE 1 äußerst heterogen, wodurch ein Vergleich einzelner Fundkomplexe nur schwer
möglich ist. Aus der Freilegungszeit in den Jahren 1967—1968 stammen einige, wenige Fundkomplexe sowie Einzelstücke, die in den
Verschüttungen angetroffen wurden. Der Großteil des Materials wurde allerdings weggeworfen. Ein äußerst wichtiges Ensemble liegt
mit dem sog. „Küchenbefund“ des Jahres 1967 vor2, der in SR 5c angetroffen wurde. Nach heutigem Forschungsstand ist es klar, dass
es sich um eine Planierung für das jüngste Bodenniveau handelt, für welches zu Bruch gegangener Hausrat eingefüllt wurde3. In den
Jahren 1978 und 1983 erfolgten weitere archäologische Untersuchungen, deren Dokumentation allerdings schwerwiegende Lücken
aufweist4. Zudem wurde das Fundmaterial dieser Grabungen nur selektiv aufgehoben und ist daher nur bedingt für eine chronologische
Einordnung von Bauphasen heranzuziehen. Die jüngsten Feldarbeiten fanden in den Jahren 1996 und 1997 statt, als insbesondere jene
in der Nordhälfte der WE liegenden Wirtschaftsräume untersucht werden konnten5. Die beobachtete Schichtabfolge und die zugehörigen
Fundkomplexe bildeten die Basis für die Etablierung der Bauphasen des H 2 und führten zu der Revision des ursprünglichen chrono-
logischen Gerüsts6.

1 Fundkomplex A-H/l - SR 5b, Fundamentaushub7
Lediglich fünf aussagekräftige Keramikfunde stammen aus dem im Norden der WE gelegenen Raum SR 5b. Sie wurden anläßlich der
Fundamentierungsarbeiten für den ersten Schutzbau im Jahr 1978 geborgen, ihre genaue stratigraphische Position ist jedoch nicht be-
stimmt. Auf einem kleinen Wandfragment eines Reliefbechers (A-K 1) ist die Randbordüre in Gestalt eines Eierstabs, eine darunter
angebrachte feine Punktreihe sowie ein geringer Rest einer Blattzunge zu sehen. Zu Tellern mit breiter Lippe (A-K 2. 3) in der für
Ephesos typischen Glanztonware gehören zwei Fragmente, von denen A-K 2 einen auf die Bodeninnenseite eingestempelten Palmet-
tendekor zeigt. Auch A-K 4. 5 gehören zu Tellern, wobei auf A-K 4 wiederum Palmettendekor angebracht war. Das Dekorschema
beider Teller zeigt drei radial eingestempelte Einzelmotive, die durch konzentrische Ritzlinien betont wurden. Zwar erlauben die gerin-
ge Fundmenge und das selektive Spektrum keine zweifelsfreie Einordnung des Fundkomplexes, allerdings weisen sowohl der Tellertyp
als auch die Existenz von Palmettenstempel in das frühe bis mittlere 2. Jh. v. Chr.8. Damit ist ein Hinweis auf die Errichtungszeit der
Terrassenmauer zwischen den WE 1 und 4 gegeben9.

2 Fundkomplex A-H/2 - SR 7/SR 8, Lehmstratum10
Da die keramischen Funde aus dem Lehmstratum in den Räumen SR 7 und SR 8 in Kombination mit einer Terrakotta-Statuette bereits
an anderer Stelle eingehend diskutiert wurden, erfolgt hier lediglich eine summarische Diskussion unter Einbeziehung der jüngeren
Literatur und eine Neubewertung einzelner Objekte“. Kennzeichnend für den Fundkomplex ist die Vergesellschaftung von Keramik im
Westabhang-Nachfolgestil (A-K 6) mit Reliefbechern (A-K 7-25), weißgrundiger Keramik (A-K 26) hellenistischer Glanzton- oder
Firnisware (A-K 27-58), Applikenkeramik (A-K 59), feiner und grober Gebrauchsware (A-K 60-65. 70-72) sowie der Küchenware
(A-K 65-69) und der Amphoren (A-K 73-76). Im Dekorspektrum der Reliefbecher ist auf Rankenwerk (A-K 7) sowie auf zahlreiche
unterschiedliche Blattschuppen (A-K 8-13) hinzuweisen. In Bezug auf die chronologische Einordnung des Fundkomplexes interessant
sind insbesondere zwei qualitätsvolle Becher mit Zungenblättem und Punkt-Mittelrippe (A-K 15. 18). Ferner sind Becher mit Netzwerk

1 Ladstätter, WE 4.
2 Grabungen unter der Leitung von H. Vetters.
3 Ladstätter Kap. A.X. Fundkomplex A-BIV/8.
4 Grabungen unter der Leitung von C. Lang-Auinger und G. Wiplinger.
5 Grabungen unter der Leitung von S. Ladstätter.
6 Die Arbeit Ladstätter, Chronologie fußt größtenteils auf Ergebnissen dieser Gra-
bungen sowie aus der Auswertung von Grabungsarchivalien.
7 Zum Befund s. Ladstätter Kap. A.IX.5.
8 Zur typochronologischen Entwicklung von Tellern mit breiter Lippe sowie dem
Gebrauch von Palmettenstempeln s. Ladstätter, Brunnen, 33 f.

9 Die Terrassierung des Areals des H 2 dürfte im ausgehenden 3. bzw. im frühen 2.
Jh. v. Chr. durchgeführt worden sein. Dafür sprechen insbesondere die Befunde in
Raum 25 der WE 5: S. Ladstätter -A. Galik - D. Iro - M. Pfisterer - E. Rath-
mayr - V. Scheibelreiter - H. Schwaiger - M. Teichmann, Die Grabungen des
Jahres 2004 im Hanghaus 2 in Ephesos, ÖJh 74, 2005, 247-276.
10 Zum Befund s. Ladstätter Kap. A.IX.7 und A.IX.8.
11 Ladstätter - Lang-Auinger, Apollon Kitharodos-Statuette. s. dazu auch Lang-
Auinger Kap. A.XVI.
12 Zur ephesischen Reliefbecherproduktion s. zuletzt: Rogl, Monogramm-Werk-
stätte.

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