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Adenstedt, Ingrid; Krinzinger, Friedrich [Hrsg.]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheiten 1 und 2: Baubefund, Ausstattung, Funde (Textband 1): Textband Wohneinheit 1 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.47151#0178
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A.V Marmor

1 Einleitung
In den Wohneinheiten 1 und 2 sind Ausstattungen aus Marmor und farbigen Dekorgesteinen1 (Taf. 407) an Wänden und Boden in sehr
unterschiedlicher Quantität und Qualität erhalten. Diese Ausstattungen sind den letzten beiden Bau- bzw. Ausstattungsphasen IV und
IV1 im 3. Jh. n. Chr. zuzuweisen (Taf. 379), in wenigen Bereichen gibt es Evidenzen bzw. Hinweise für die Verwendung von Marmor
für Flächendekorationen in früheren Bauphasen. Generell ist festzustellen, daß in beiden Wohneinheiten Ausstattungen aus Marmor
ausschließlich im Bereich der Peristylhöfe und in den angrenzenden Repräsentationsbereichen für Gästeempfang und -bewirtung anzu-
treffen sind2. Ebenfalls für beide Wohneinheiten ist die Ausstattung von Obergeschoßen mit Marmor durch in sz7w-Befunde - wie in
WE 2 - bzw. durch das Fundmaterial nachweisbar.

Bauphase
Raum
Ausstattung
Materialien
I
Empfangs/Speiseraum SR 1/6
Pfeiler 1 und 2
Marmor weiß
I
Peristyl SR 2 Hof
Plattenboden
Marmor weiß (?)
I
Peristyl SR 2 Hof
Wandverkleidung (?)
n. bek.
II
Bad SR 3
Wandverkleidung
Marmor weiß, Ayakhkin, Pavonazzetto
IV
Vestibül SR 1
Brunnen
Marmor weiß, Rosso antico, Rosso brecciato
IV
Peristyl SR 2 Hof
Plattenboden
Marmor weiß
IV
Peristyl SR 2 Hof
Brunnen
1 Becken: Marmor weiß, hellgrau, Ayakhkin,
Cipollino verde
Nischen: Bigio antico, Pavonazzetto bzw.
Marmor Ayakhkin
IV’
Peristyl SR 2 Hof
Plattenboden
Marmor weiß, hellgrau, Ayakhkin, Breccia di
Sciro, Breccia corallina
IV’
Peristyl SR 2 Hof
Brunnen
2 Becken: Marmor weiß, hellgrau, Ayakhkin,
Cipollino verde; Marmor weiß, hellgrau/
dunkelgrau
IV’
Speiseraum SR 6
Podest/,, Anrichte“
Marmor weiß, Pavonazzetto weiß
IV’
cubiculum SR 10a
Podest/,, Anrichte“
M. weiß
Nachnutzung
Peristyl SR 2 Hof
Brunnen
1 Becken: Marmor weiß, hellgrau, Ayakhkin,
Cipollino verde

Wandausstattungen und Bodenbeläge aus Marmor in der WE 1

2 Bauphase I3 (Taf. 380)
In Bauphase I sind in der WE 1 für zwei Bereiche Marmorausstattungen festzustellen: Ein Marmorplattenboden im Hof des Peristyls
SR 2 und eine - zumindest für die Sockelbereiche - Marmorverkleidung der Pfeiler im Empfangs- und Speiseraum SR 1/64. Diese
Pfeiler wurden mit den Umbaumaßnahmen der Bauphase IV abgetragen, ihr Querschnitt inklusive einer Marmorverkleidung zeichnet
sich aber im Bodenmosaik, dessen Dekor auf die Pfeiler Rücksicht nimmt und der ersten Bau- und Ausstattungsphase der WE 1 zuge-
ordnet wird5, deutlich ab. Die Reste von Platten aus weißem Marmor sind am östlichen Pfeiler an S- und O-Seite, am westlichen Pfeiler
an der S-Seite erhalten; in beiden Fällen sind diese sichtbaren Reste von der N- bzw. W-Mauer des späteren SR 6 teilweise überbaut.
Bei archäologischen Untersuchungen im Hof des Peristyls SR 26 wurde unter dem erhaltenen jüngeren Bodenbelag aus Bauphase IV
der Estrich eines älteren Bodens mit den Abdrücken von Marmorplatten freigelegt (Taf. 14.1-2). In Nord-Süd-Richtung waren fünf
parallele Reihen von Platten verlegt, wobei die mittlere Plattenreihe auf die Ost-West-Achse des Hofes zentriert war. Die Platten dieses
kleineren, annähernd quadratischen7 und nach Fundkontext in Bauphase I datierten8, älteren Hofes, hatten eine Breite von ca. 60 cm
bzw. 2 römischen Fuß (p). Die Länge der Platten war unterschiedlich: Die Maße der längsten Platten betrugen 1.80 m (6 p), die Länge
der kürzeren Platten lag zwischen 80 cm und 1.44 m (2 2A und 4 % p). Das Verlegeschema des Bodenbelages zeichnet sich als quasi
isodome Abfolge von jeweils einer längeren und einer kürzeren Platte in einer Reihe mit abwechselndem Fugenschluß östlich bzw.
westlich der Nord-Süd-Achse ab9. Hinweise für die farbliche Gestaltung des Plattenbelages könnten im in situ erhaltenen jüngeren

1 Zu Begriffsklärung und Terminologie, Mielsch, Buntmarmore, 35; M. Maischber-
ger, Marmor in Rom. Anlieferung, Lager- und Werkplätze in der Kaiserzeit, Pali-
lia 1 (1997) 13-16. Als Referenzen für die Identifizierung der Dekorgesteine
dienten R. Gnolis Repertorium antiker Dekorgesteine, in: Borghini, Marmi antichi,
131-295 sowie Mielsch, Buntmarmore, 35-71 und P. Pensabene (Hrsg.), II marmo
e il colore: guida fotografica. I marmi della Collezione Podesti (1998) 5-16. Die
hier verwendeten, modernen Bezeichnungen folgen Borghini und sind auch bei
Mielsch und Pensabene zumeist gleichlautend verwendet.
2 Rathmayr Kap. A.XIX. 1; B.XIX.2.1.
3 Rathmayr Kap. A.II.2.

4 Wiplinger - Rathmayr Kap. A.1.12.
5 SCHEIBELREITER Kap. A.VI.3.
6 Wiplinger - Rathmayr Kap. A.1.3.
7 N- und W-Seite a = 2.88 m, S-Seite a = 2.71 m und O-Seite a = 2.84 m.
8 Ladstätter Kap. A.X.
9 Zu Verlegeschemata von Marmorplattenböden E Olevano, Per uno Studio tipolo-
gico delle pavimentazioni a lastre marmoree omogenee, in: A. Paribeni (Hrsg.),
Atti del VII Colloquio dell’Associazione italiana per lo Studio e la conservazione
del mosaico, Pompei 22-25 marzo 2000 (2001) 549-556.

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