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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 8.1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.57656#0011
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Während seiner unständigen Lehrtätigkeit war er an den Gymnasien in
Heidelberg, Bruchsal, Konstanz und Karlsruhe tätig. Seine ersten archäo-
logischen Aufsätze stammen aus dieser Zeit. 1887 wurde Schumacher archäo-
logischer Assistent an den Karlsruher Sammlungen. Von seinen zahlreichen
Ausgrabungen seien nur die vom Michelsberg bei Untergrombach, die der
Pfahlbauten bei Bodmann, Unteruhldingen und Maurach und die einer spät-
keltischen Viereckschanze bei Gerichtstetten genannt.
1892 wurde er in die neu gegründete Reichslimeskommission als Strecken-
kommissar für Baden ernannt. In den Jahren 1892—1897 untersuchte er die
ihm übertragene Limesstrecke zwischen Jagsthausen und Walldürn, sowie das
Kastell Osterburken. Nebenher ging die Untersuchung des Odenwaldlimes
von Wimpfen an nordwärts zum Main und die Erforschung der römischen
Straßen in fast ganz Baden.
Mit 40 Jahren wurde Schumacher zum 1. Direktor des Römisch-Germa-
nischen Zentralmuseums in Mainz gewählt, dem er 26 Jahre vorstand. Er
hat dieses gewaltige Museum außerordentlich erweitert und vielseitig aus-
gestaltet. Dient es auch vor allem wissenschaftlichen Zwecken als Studien-
sammlung, so enthalten die vielen Säle doch auch eine einzigartige Schau-
und Lehrsammlung für weiteste Kreise. Da sieht man die ganze Entwicklung
etwa des Ackerbaues, des Hausbaues, des Kultes, der Bestattungsbräuche.
Und denselben Wert wie auf die Sammlung legte Schumacher auf die
Veröffentlichungen des Museums. Eine lange Reihe von wissenschaftlichen
Katalogen und kleinen Führern sind von ihm und unter ihm erschienen. Sie
sind weit verbreitet und haben die Vorgeschichtsforschung außerordentlich
gefördert. In Zeitschriften veröffentlichte er grundlegende Übersichten über
den Stand etwa der Steinzeit-, der Bronze- und der Hallstattzeitforschung.
Und schließlich ist noch seine dreibändige Siedelungs- und Kulturgeschichte
der Rheinlande zu nennen, in der er auch unsere württembergischen Funde
stark berücksichtigt hat.
Während seines Ruhestandes lebte Schumacher, den unser Verein zu
seinem 60. Geburtstag 1920 zu seinem Ehrenmitglied ernannt hatte, noch
vier Jahre in Mainz, dann siedelte er nach Bad Mergentheim über. Hier hat
er bis in die letzten Lebenstage das schöne Land durchstreift und unter Be-
rücksichtigung nicht nur der Bodenfunde, sondern auch der alten Wege,
der mittelalterlichen Ruinen und Kirchen, der Flurnamen und Sagen die
reiche Geschichte des Taubergebietes aufzuhellen versucht. In den Mergent-
heimer Heimatblättern hat er viele Aufsätze veröffentlicht, einige auch in
unseren Fundberichten, zuletzt 1922. Eine druckfertige größere Arbeit hat er
hinterlassen.
1932 wurde Schumacher vom Reichspräsidenten durch Verleihung der
Goethe-Medaille geehrt.
Schumacher hat mit der ganzen süd- und westdeutschen Vor- und Früh-
geschichtsforschung auch unsere württembergische auf den verschiedensten
Gebieten stark gefördert. Leider fühlte er sich in Mergentheim nicht mehr
rüstig genug, um etwa in unserem Verein zu sprechen, und so werden nur
wenige Vereinsmitglieder den schlichten gemütvollen Heimatforscher mit
seinem reichen Wissen und großer Erfahrung haben kennenlernen dürfen.
Ehre seinem Andenken!
Das Leben und Werk Schumachers hat P. Goeßler in einer Sonder-
schrift, herausgegeben vom Bezirks-Heimatmuseum Mergentheim 1934, ein-
gehend gewürdigt. Paret.
 
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