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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 8.1935

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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.57656#0165
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Besprechungen.
Gustav Riek: Die Mammutjäger vom Lonetal. K. Thienemanns Verlag in
Stuttgart. 104 Seiten. 26 Zeichnungen.
Eine lebendige Anschauung von der Urgeschichte zu bekommen, ist nicht nur
der Wunsch jedes Heimatfreundes, sondern auch das Bestreben des Forschers selbst.
Die so leblosen und oft so unscheinbaren alten Kulturreste in Gedanken und Worten
und im Bild wieder zum Leben zu erwecken, aus ihnen den Arbeitsgang und den Gang
des Lebens herauszulesen und -zufühlen, ist oft sehr schwer. Um so mehr sollten Lebens-
schilderungen dieser Art auch von Fachmännern, soweit sie die dazu notwendige dichte-
rische Ader haben, immer wieder versucht werden.
Wer eine Steinzeithütte oder die Fundamente eines römischen Gebäudes freilegt,
fühlt sich verpflichtet, zeichnerisch oder gar im Modell das Bauwerk wieder aufzuführen.
Er ist dadurch gezwungen, sich über manche Einzelheit, die ihm anders gar nicht auf-
gefallen wäre, Klarheit zu verschaffen. So lernt er aus solchen Wiederherstellungs-
versuchen sehr viel. Auch die Lebensbilder, die der Unterzeichnete in seinem Büchlein
„Vom Alltag schwäbischer Vorzeit“ gegeben hat, sind solche Wiederherstellungsversuche.
Ein berühmt gewordenes Lebensbild der Altsteinzeit mit dem Schauplatz um
Urach und Neuffen hat schon im Jahr 1876 Dr. D. F. Weinland in seinem Rulaman ge-
schaffen. Das Buch fesselt auch heute noch jung und alt. Immerhin wird man bei
neuen Schilderungen dieser Art nach Möglichkeit den derzeitigen Stand der wissen-
schaftlichen Forschung zum Ausdruck bringen.
Dies ist der Fall in dem hier anzuzeigenden Büchlein von Riek, dem Erforscher
der Vogelherdhöhle im Lonetal. Riek, dem wir das große wissenschaftliche Werk über
die Höhle verdanken, versucht hier, die von ihm gefundenen Gebrauchsgegenstände
und Kulturreste der Altsteinzeit in Benützung zu zeigen, in der Hand der alten Höhlen-
bewohner. Er fügt dies alles, ähnlich wie Weinland, ein in den Kampf zweier Rassen.
Eine besonders schwierige und heikle Sache ist es, Menschen jener fernen Zeiten, ja
längst ausgestorbener Rassen redend einzuführen. Aber Rede und Handlung sind nun
einmal bei einem Büchlein, das für die Tugend bestimmt ist, nicht zu entbehren. Riek
hat sich dabei meist die gebotene Zurückhaltung auferlegt. Landschaft und Tierwelt der
Eiszeit und das Leben der Höhlenbewohner sind lebendig geschildert, ja, es ist sogar ver-
sucht, einen Einblick in religiöse Anschauungen und Kultgebräuche zu geben. Dazu
mußte der Verfasser allerdings die Höhlenmalereien in Südwesteuropa heranziehen.
Das Büchlein gibt auch dem Fachmann mancherlei Anregung. Paret.
Kurt Bittel: Die Kelten in Württemberg. Römisch-Germanische For-
schungen Band 8. Berlin und Leipzig 1934. Verlag Walter de Gruyter u. Co.
119 S., 35 Taf. und Karten.
Nach dem Krieg hat P. Goeßler tatkräftig die Schaffung zusammenfassender
Bearbeitungen der einzelnen Abschnitte der Vor- und Frühgeschichte Württembergs
eingeleitet und zur Durchführung gebracht. 1931 erschienen Die Alamannen in Würt-
temberg von Veeck, 1928—1932 Die Römer in Württemberg (I von Hertlein, II von
Hertlein und Goeßler, III von Paret). Seit kurzem liegt nun auch die Keltenzeit in einer
solchen Bearbeitung vor. Mit ihr hatte Goeßler Kurt Bittel beauftragt. Die Arbeit
lag der Universität Marburg als Dissertation vor. Bittel, der seit J ahren als Archäologe
in Kleinasien und Aegypten arbeitet, hat in den „Fundberichten“ wiederholt über
Funde und Grabungen anläßlich seiner Keltenarbeit berichtet.
Der 1. Teil des Werks enthält den Fundkatalog: die Grab- und Einzelfunde ge-
gliedert nach den einzelnen Unterstufen, dann die Münzen und Siedlungen. Der 2. Teil
behandelt den Grabbau, Geräte und Schmuck, die Keramik, das Siedlungswesen und
die chronologischen Fragen. Eingehend werden die Viereckschanzen besprochen und
unter den mancherlei bisherigen Deutungen die als Gutshöfe der einheimischen Kelten,
und zwar aus römischer Zeit vertreten — ich selbst halte die Erklärung als militärische
Anlagen immer noch für die wahrscheinlichste. Dies leitet über zur Besprechung der
keltischen Besiedlung und Bevölkerung auch an Hand der literarischen und sprach-
lichen Ueberlieferung. Wahrscheinlich haben mehrere Wellen einer großen Wander-
bewegung der Kelten von Westen her unserem Land sein keltisches Volkstum gebracht.
Das Werk bietet eine sehr erwünschte Zusammenstellung des an sich wenig um-
fangreichen Stoffes aus Württemberg und bildet die Grundlage für alle weiteren For-
schungen. Paret.
Festschrift zum 70. Geburtstag von Hans Seger. Herausgegeben von
Martin Jahn. Breslau, Selbstverlag des Schlesischen Altertumsvereins 1934.
393 S., 83 Taf.
Hans Seger, Professor für Urgeschichte an der Universität Breslau, Schöpfer
des Schlesischen Altertumsmuseums und langjähriger Vorsitzender des Schlesischen
 
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