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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 8.1935

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Ferdinand von Hochstetter, ein schwäbischer Forscher
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https://doi.org/10.11588/diglit.57656#0012
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Ferdinand von Hochstetter, ein schwäbischer Forscher.
Von Prof. Dr. Augustin Krämer.
(Vortrag im Württ. Anthropologischen Verein am 13. Oktober 1934.)
Am 15. Juli 1934 wurde in Eßlingen a. N. eine Gedenktafel am Geburts-
hause Ferdinands von Hochstetter. Marktplatz 21 (Sektkellerei Keßler),
enthüllt, anläßlich seines 50. Todestages (18. Juli 1884).
Der berühmte Geologe und Erforscher Neuseelands war hier am 30. April
1829 als Sohn des Professors am Lehrerseminar und Stadtpfarrers Christian
Ferdinand Hochstetter geboren worden, studierte von 1847—1851 in Tübingen
statt Theologie, wobei er das Stift durchlief, bei dem Altmeister Quenstedt Geo-
logie, und kam dann in österreichische Staatsdienste. Schon sein als
Naturwissenschaftler und Botaniker geschätzter Vater war 1815—1824 als De-
kan zu Brünn tätig gewesen, so daß dem tüchtigen Sohne die Wege zur Wiener
Geologischen Reichsanstalt geebnet waren. Dort entfaltete er eine überaus
fruchtbringende Tätigkeit durch die geologische Aufnahme des Böhmer Waldes,
der Karlsbader Berge und des basaltischen böhmischen Mittelgebirges, so daß,
als der Erzherzog Ferdinand Maximilian 1857 einen Gelehrtenstab für die
Weltumsegelung der Fregatte Novara suchte, die Blicke alsbald auf
den 28jährigen Chefgeologen der Geologischen Reichsanstalt und Privat-
dozenten Hochstetter fielen.
Die Reise ging über Madeira, Kap der Guten Hoffnung, St. Paul, Ceylon,
Nikobaren, Java, Philippinen und China nach Sydney (Australien), von wo
das Schiff am 22. Dezember 1858 im Waitemata-Hafen vor Auckland eintraf.
Dort waren wenige Jahre vorher Goldfunde bekannt geworden, auf der Nord-
und Südinsel, und kurz vorher hatte man auch Braunkohlen in der Nähe von
Auckland gefunden, so daß sich die Augen der Regierungsvertreter auf den
Geologen an Bord der Novara richteten, den sie um ein Gutachten über die
Lagerstätten baten. Dies war schon nach 8 Tagen fertig und befriedigte so,
daß alsbald auch ein Gesuch an den Kommandanten nachfolgte, Herrn
Dr. Hochstetter mit seinem Einverständnis für ein Jahr auf Neuseeland
zurückzulassen, damit er das Land geologisch und naturwissenschaftlich
untersuche, als Gast der Kolonialregierung. Der Kommodore Freiherr von
Wüllerstorf-Urbair stimmte zu und so entschloß sich Hochstetter, das
Schiff zu verlassen und seine Kraft der Erforschung Neuseelands zur Ver-
fügung zu stellen. Leicht war ihm der Entschluß nicht geworden bei der
Unkenntnis der Sprache der Eingeborenen, die sich damals gegen die fremden
Kolonisten zu erheben begannen, bei den außerordentlichen Terrain-
Schwierigkeiten, die das in nicht allzugroßer Entfernung von der Hauptstadt
mit düsteren unwegsamen Urwäldern bedeckte Land zu bieten schien, und
bei dem Mangel jeder topographischen Karte für das Innere, ohne welche eine
geologische Aufnahme teils unausführbar, teils nutzlos war. Aber schließlich
gab der junge Forscher den liebenswerten Worten der Regierungsmitglieder
nach und blieb zurück, als die Novara am 8. Januar 1859 weiterfuhr. Wie er
seine Aufgabe gemeistert hat, das zeigt am besten sein Reisebuch „Neu-
seeland“, das 1863 bei Cotta in Stuttgart erschien. Die englische Uebersetzung,
die tatsächlich eine Umarbeitung war, erschien nach vielen Schwierigkeiten
erst 1867.
 
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