Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 8.1935

DOI Artikel:
Berckhemer, Fritz: Die Tierreste der Irpfelhöhle nach Grabungen vom Jahre 1892 und 1931
DOI Artikel:
Wetzel, Robert: Die Bocksteinschmiede in Lonetal, Markung Rammingen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57656#0024
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Da in und über der Fundschicht Knochen vom Waldelefanten sich finden,
muß der Schädel älter sein als die höher gelegenen Mammutschotter der
Rißeiszeit und in die Zwischeneiszeit zwischen den beiden Rißeiszeiten fallen.
Der Steinheimer Schädel wäre demnach noch älter als die bisher bekannten
Reste des Neandertalmenschen. Er zeigt den gleichen starken Ueberaugen-
wulst wie der Neandertaler, das Hinterhaupt aber nähert sich in seiner Form
dem des heutigen Menschen (Taf. I i).
Dieser Schädel ist der älteste bisher aus Württemberg, ja vielleicht aus
Europa bekannt gewordene Menschenschädel. Aelter ist der Unterkiefer
von Mauer bei Heidelberg. Der Mensch von Steinheim hat vor mehr als
50000 Jahren gelebt.
Eingehendere Berichte durch Berckhemer siehe Schrifttum S. 154.
Stetten ob Eontal. Ueber die N. F. VII 2 genannte Untersuchung
der Vogelherdhöhle hat Riek ein eingehendes Werk veröffentlicht (siehe
Schrifttumsverzeichnis S. 154). In unseren Fundberichten sollen dieser
berühmte Fundplatz und seine Schätze wenigstens durch einige Bilder ver-
treten sein (siehe Taf. II 1—4).
Upfingen OA. Urach. Die von Prof. Dr. Kapff-Urach entdeckte
Wohnstätte Klopf jörgleshütte 1 km SW ist 1933 von Kapff und Dr. V. Toepfer
untersucht worden. Eine Anzahl Feuersteine und Reste vom Ren, Wildpferd
und Schneehasen deuten auf eine anscheinend flüchtige Besetzung der Höhle
im Spätmagdalenien. Nachhaltiger dürfte die Besiedlung während der
mittleren Steinzeit gewesen sein, wenn auch der Silexbestand nicht den Ein-
druck der Vollständigkeit macht. Vertreten ist die Tardenois-Stufe. Peters.
Westerheim OA. Geislingen. In einer von Riek entdeckten, völlig
verschütteten Höhle im Hochbuch 4 km NW, an der Markungsgrenze von
Donnstetten, jetzt Burkhardtshöhle genannt, stellte Riek 1933 eine Magda-
lenien-Schicht mit schönen Herdsetzungen aus Kalkplatten und mit feinen
und groben Feuersteingeräten fest. In der Nähe die Schertelshöhle und die
Höhle Steinernes Haus.
Die Bocksteinschmiede im Lonetai, Markung Rammingen.
Von Robert Wetzel, Würzburg.
Am Bockstein im Eonetal sind 1932—1934 ganz nahe bei der alten Höhle
(Bürger 1892, R. R. Schmidt 1912) einige paläolithische Kulturstellen auf-
geschlossen und abgebaut worden. Die wichtigste Kulturschicht lag in einer
Grube zwischen gewachsenen Felsen, einige Meter vor dem Eingang einer kleinen
Höhle. Neben ausgearbeiteten Steinwerkzeugen, insbesondere zahlreichen
Faustkeilen und Spitzen, enthielt die Schicht so viele Abschläge, kleine
Splitter, Rohknollen, auch halbfertige und bei der Herstellung zerbrochene
Werkzeuge, daß hier eine Werkstatt gewesen sein muß — eine Steinschmiede.
Deshalb soll der Platz die Bocksteinschmiede heißen und die kleine Höhle
dahinter das Schmiedloch1). Der Fels, der das Schmiedloch und noch
andere „Köcher“ enthält, ist wohl der eigentliche Bockstein, nach dem das
ganze Gewand heißt; denn er ist größer und bestimmt das Eandschaftsbild
weit mehr als der Fels der alten Bocksteinhöhle.

b Ein Anklang an den Namen der benachbarten Heidenschmiede (Peters 1931)
schadet nichts; die „AclieuT‘stücke der Heidenschniiede sind der Kultur der Bock-
steinschmiede ziemlich ähnlich.
 
Annotationen