Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 8.1935

DOI Heft:
Die alamannisch-fränkische Zeit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57656#0132
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
124

Die alamannisch-fränkische Zeit.
Wie zu erwarten, sind auch in den letzten Jahren wieder bei einer ganzen
Reihe von Ortschaften bisher unbekannte Reihengräberfelder aufgedeckt wor-
den. so bei Denkendorf, Deizisau, Geisingen, Genkingen, Großküchen, Künzelsau,
Sersheim und Waldstetten OA. Balingen. In Derendingen und Ludwigsburg
wurde ein zweiter, in Dettingen a. B. gar ein vierter Friedhof bekannt.
Beachtenswert ist der Fundort Bnslingen OA. Schwäbisch Hall als
einer der wenigen württembergischen Orte außerhalb des Limes, die bisher
frühgermanische Gräber ergeben haben. Dazu tritt auch Künzelsau.
Ueber die großen ergebnisreichen Grabungen im altbekannten Oberflacht
sowie in Nusplingen kann hier zusammenfassend noch nicht berichtet werden.
Vorberichte sind an anderer Stelle erfolgt.
Außergewöhnlich reiche Gräber sind in Tuttlingen, Horkheim und
Nusplingen angetroffen worden.
Aistaig. Die Reihengräber am Fuß des Bogenecks 1,7 km NO (Veeck,
Die Alamannen, S. 292) gehören nicht zu Aistaig selbst, sondern zum ab-
gegangenen Denkenhausen. Stoll 1933.
Altingen OA. Herrenberg. In Flur Breite 0,4 km SO stieß man Anfang
Juli 1933 auf ein Grab mit einem Sax. Das Gräberfeld ist bekannt (Veeck,
Die Alamannen, S. 254).
Bad Cannstatt. Zu den N. F. VII 65 kurz genannten 11 Gräbern,
die beim Ausheben der Baugrube für das Haus Münzenmayer, Waiblinger
Straße 103, angetroffen wurden, kam Bnde Dezember 1932 noch ein zwölftes.
Auf dieses stieß man 9mW vom Neubau, als man die Stützmauer für einen
Treppenaufgang durchbrach. Die Grabkammer war aus 15 großen Stuben-
sandsteinplatten gebaut, deren Steinart und saubere Bearbeitung zeigen,
daß sie von einem römischen Bau stammen. Die Platten haben keine Profile
oder Verzierungen, bis auf einen in die südliche Wand der^ Grabkammer
eingesetzten Weihestein. Die Inschrift stand aufrecht und sah nach dem Grab-
innern (Taf. XXII 2). Die Inschrift lautet (Taf. XXII 3):
GBNIO.... Zu deutsch: Dem Genius ....
SAG.MAGIATV SAG. haben Magiatus und
BT. FLA. SENBCIA Flavius Senecianus (das Denkmal)
NVS.D.S.P. mit eigenen Mitteln gesetzt.
Leider sind die Buchstaben nach GBNIO durch eine alte Beschädigung-
unleserlich. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie zusammen mit dem SAG.
der 2. Zeile den keltisch-römischen Namen von Cannstatt darstellten. Die
seit langer Zeit gehegte Hoffnung, durch eine Inschrift endlich einmal den
Namen der großen römischen Siedlung Cannstatt zu erfahren, ist also durch
einen tückischen Zufall wieder zunichte gemacht worden.
Breite des Weihesteins 60,5 cm, Dicke 14 cm. Lapid. ZV. 453 als Ge-
schenk von Herrn Münzenmayer.
Die großen Platten werden von einem kleinen, dem Genius geweihten
Kultbau stammen. Sie sind in die Kursaalanlagen gebracht worden.
Binsdorf OA. Sulz. Februar 1933 stieß man beim Bau eines Schuppens
hinter Haus Brühlstraße 15 am Ostrand des Ortes (200 m OSO der Kirche) auf
ein mit großen Steinen bedecktes Skelett. Zur Linken lag ein 55 cm langer Sax.
 
Annotationen