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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 3): Denkmäler des Mittelalters, sechste Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3503#0109
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feabma! des Bischöfe Bridport zu Salisbury.

geirrt, denn Ayscough war in Eddington und nicht in Salisbury begraben, und der Arcbitecturstyl seiner
Zeit ist andererseits von dem des Denkmals sehr unterschieden.

Die Form dieses Grabmals erinnert augenscheinlich an das antike Heroon; dieses war aber wieder eine
Nachbildung des antiken Tempels. Die Griechen machten die Urne, die die Asche des Verstorbenen, oder
das Grab, das seine Leiche aufnahm, dadurch zu einem Heiligen und Unverletzlichen, dass sie ihnen etwas
von der Form mittheilten, die eine Pronomia, ein Vorrecht des gottgeweihten Tempels war und nicht am
Wohnhause des Privaten gesehen wurde und gesehen werden durfte, als die Sitte noch rein und alter
Satzung treu war. So erinnert denn die Form der Aschenkiste und die des Sarkophags so wie das Grab
selber häuög an den Tempel, und die Aufstellung des Sarkophags in einer aedicula oder Kapelle apotheosirt
gleichsam den Verstorbenen, denn auch die Götterbilder der Griechen so wie die der Römer wurden unter
solchen aediculis aufgestellt, auch wenn sie im Tempel standen. Wir sehen also hier auf das christliche
Grab eine Form übertragen, die ursprünglich dem Heidentliume angehörte. Die Kunst des Mittelalters be-
wahrt noch immer die antike Tradition, wenngleich dieselbe bei ihr in christlicher Färbung erscheint. Zu-
nächst wurde das Grab des Märtyrers, der Kasten, der seine Reliquien umfing, durch die Ehre solcher
Form ausgezeichnet,'••) die später auch auf die Gräber durch Rang oder Verdienst, ausgezeichneter Personen

überging.

L. L.

*) Wir erinnern hier nur an die im Mittelalter beabsichtigte Aufstellung der Tumba der heiligen drei Könige unter einem von
Säulen getragenen goldenen Dache — also in einer Aedicula — in dem Dome zu Köln (m. s. den Text zu diesem Bauwerk),
und an das Grabmal des Tl. Laurenthis von Peter Vischer in der Lorenzkirche zu Nürnberg, das noch in später Zeit die alt
ehrwürdige Form beibehielt.

JL i t e r a t u r.

1) A description of that admirable structure, the cathedral churcii of Salisbury.
Salisbury, 1787. Fol.

2) Cough, Sepulchral monuments. London. Fol. Mit Kupfern.

3) Dodsworth, Historical aceount of the episcopal see and cathedral churcii of Sarum
or Salisbury. Salisbury. 4. Mit Kupfern,

4) Britton, J., The history and antiquities of the cathedral church of Salisbury.
London, 1814. 4. Mit Kupfern.

5) Britton, J., The architectural antiquities of Great-Britain. London, 1830
5 vols. 4.



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