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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 3): Denkmäler des Mittelalters, sechste Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3503#0019
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Der Dom zu Köln.

(Der Text ist nach S. Boisseree mit Benutzung der neuesten Forschungen bearbeitet.)

Die Geschichte der kölnischen Kirche lässt sich bis in den Anfang des vierten Jahrhunderts verfolgen,
wo Maternus als Bischof von Köln genannt wird. Wahrscheinlich bestand aber schon im dritten Jahrhundert
in Köln eine zahlreiche christliche Gemeinde, wie denn die Sagen vom Ritter Gereon und der frommen
Fürstentochter Ursula, die hier mit ihren Gefährten den Martyrtod erlitten wohl auf Thatsachen römischer
Christenverfolgung bezogen werden müssen. Erst mit dem Uebertritt Kaiser Konstantins des Grossen zum
Christenthum im Jahre 312 wurden die christlichen Gemeinden unter öffentlichen Schutz gestellt. — Bischof
Maternus scheint die erste Domkirche Kölns erbaut zu haben, die an der Stelle der jetzigen Caecilienkirche
stand; vielleicht trug Kaiser Konstantin selber zum Bau der Kirche bei, da er sich oft und gern in den
Rheingegenden besonders in Trier aufhielt und eine steinerne Brücke über den Rhein bei Köln erbauen liess;
seine Mutter Helena wird als Gründerin der kölnischen St. Gereonskirche genannt, die prächtig gewesen sein
muss, da sie Mosaikgemälde auf Goldgrund aufwies und daher beim Volke „ die Kirche zu den goldenen
Heiligen" hiess. *) Aus ihr, die unter der Zeit in Verfall gerathen war, entnahm Karl der Grosse Säulen
von orientalischem Granit, mit denen er seine Marienkirche in Aachen ausschmückte.

Die kölnische Kirche erhob sich bald zu grösserem Ansehen; schon im vierten Jahrhundert war der
heilige Severin als Bischof von Köln zugleich über die Kirche von Tungern gestellt, aber erst der heilige
Kunibert im siebenten Jahrhundert wurde förmlich Erzbischof genannt. Am meisten nahm das kölnische Bis-
thum an Macht und Ansehen zu, als Karl der Grosse nach Besiegung und Bekehrung der Sachsen seinen
Lieblingsaufenthalt Aachen, das zum Sprengel der kölnischen Kirche gehörte, zur Hauptstadt des Reichs erhob.

Damals war Hildebald Erzbischof von Köln, der an die Errichtung einer neuen Domkirche dachte und
durch reiche Vermächtnisse Karls des Grossen zur Ausführung seines Vorhabens in den Stand gesetzt wurde.
Er hatte unter Anderem von dem Kaiser, der ihn schon bei seinen Lebzeiten durch vielfache Gunst aus-
gezeichnet hatte, die alte Burg zu Köln mit ihrem Umkreis vermacht erhalten, und diese Stelle, dieselbe
wo das jetzige Domgebäude steht, wurde von ihm als Bauplatz für die neue Domkirche und zur Errichtung
eines erzbischöflichen Palastes erwählt. Der Bau begann im Jahre 814. Hildebald starb bald nach dem
Beginn des Baues im Jahre 819 und wurde in der St. Gereonskirche beigesetzt, wo noch die Inschrift
seines Grabes zu sehen ist. Der Bau, durch die verheerenden Raubzüge der Normannen häufig unterbrochen,
wurde erst im Jahre 873 beendet und am 27. September dieses Jahres **) vom Erzbischof Willibert, dem
dritten Nachfolger Hildebalds, in Gegenwart der Erzbischöfe von Trier und Mainz und vieler anderen Bischöfe
feierlich eingeweiht.

Diese zweite Domkirche Kölns war ein grosser und stattlicher Bau,

wie wir aus einer Beschreibung

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derselben ersehen können, die Gelenius aus einem alten Buch der Dom-Schatzkammer entnommen und uns
in seinem bekannten Buche über die Stadt Köln mitgetheilt hat; sie lautet also: „Die alte Domkirche hatte
„zwei Chöre und zwei Grüfte. Der obere Chor war dem heiligen Petrus, der untere, welcher sicli zwischen
„zweien hölzernen Glockentürmen befand, der Jungfrau Maria geweiht. In dem Thurm rechts war der
„Altar des heil. Stephan, in jenem links der Altar des heil. Martin. In dem Chor des heil. Petrus waren
drei grosse Fenster bei dem Altar, und ebenso in dem Chor der Maria. An den Seiten (an den Seiten-
wänden des Schiffs) aber befanden sich hüben und drüben vier und zwanzig obere Fenster. In der Nähe
„des Altars des heil. Stephan waren drei Fenster und eins über dem Altar. Nahe bei dem Altar des heil.
„Severin waren fünf Fenster und eins über dem Altar; dieser aber hatte seine Stelle bei der Thüre, durch
„welche man von der Kirche Maria-Graden in den Dom eingeht, und wo sonst auch ein Thurm stand.
„Um den Altar von Cosmas und Damian auf der rechten Seite, wo sonst der andere Thurm war, befanden
„sich wieder fünf Fenster und eins über dem Altar. Sodann waren auf der Seite der Gerkammer (kölnischer
„Ausdruck für Sacristei) sechs untere Fenster, und auf der anderen Seite gegen Süden zwölf untere Fenster.
Ferner war der Altar des heil. Petrus mit fünf runden Fenstern umgeben, und über dem Altar der Maria
befand sich an jeder Seite des Bildes ein rundes Fenster; so wird es auch mit Gottes Hülfe bei Voll-
„endung des neuen Werkes werden." ***) (Diese Schlussbemerkung erweist sich als eine blosse Vermu-
thung des Verfassers, der keine Kenntniss von dem Plan der neuen Domkirche gehabt haben muss.)

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*) Gregor Turonens. de Gloria Martyrum L, I. c. 62: Et quia admirabili opere ex musivo quodanimodo deaurata resplendet,
Sanctos Aureos ipsam basiücam incolae vocitare voluerunt.
**) Gelenius de admir. sacr. et civil, magnitudine Coloniae p. 231.
***) Gelenius de admir. magnit, Colon, p. 231. „Duos habuit choros et cryptas alias, superior chorus erat S. Petri, inferior
,,qui erat inter duas turres campanarias ligneas fuit cliorus B. M. V. Item in dexterä turn erat altare S. Stephani et in

Denkmäler <ler Baukunst. LXXXYIII. Lieferung, • ©um ;ii Ä&fu. 1.
 
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