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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 3): Denkmäler des Mittelalters, sechste Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3503#0197
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Bio Halle der Landsknechte (Loggia dei Lanzi) in Florenz,

der Gewölbe zu leisten, so mussten starke eiserne Zuganker nach der Länge und Quere der Halle gezogen
werden, die über den Capitellen der Pfeiler angebracht sind. Diese eisernen Anker, denen man öfter in
Italien begegnet, sind eben kein angenehmer Schmuck der Gebäude, sind aber überall da nothwendig, wo
eine gewölbte Decke von Säulen oder isolirten Stützen getragen werden soll. Die Strebepfeiler und
Strebebögen unserer gothischen Kirchen sind wesentliche Bestandtheile des Wölbebaues und die grossen
gewölbten Decken jener, die immer 70 bis 80 Fuss, oft 120 Fuss vom Boden entfernt sind, bedürfen
nicht jener eisernen Zuganker, die in Italien eben so bei den kleinsten wie bei den grössten Bauwerken
des Mittelalters zur Anwendung kamen.

Was die Proportionen der Loge der Lanzi betrifft, so machen wir darauf aufmerksam, dass ihnen
das gleichseitige Dreieck zu Grunde liegt. Die Entfernung der Pfeiler von Axe zu Axe ist gleich der
Entfernung von dem Fusspunkt dieser Axe bis zum Centrum des Ilalbkreisbogens, so dass drei auf einer
Linie nebeneinander gestellte gleichseitige Dreiecke die Länge des Gebäudes geben. Die Entfernung von
einem Centrum eines Bogens bis zum anderen des nächsten Bogens perpendiculär über einem dieser
Centra errichtet giebt uns die Höhe der Halle. Sind diese Proportionen reiner Zufall? Wir glauben nicht.

Die Detailzeichnung, die unsere Bildtafel von dem schönen oberen Theil der Halle giebt, überhebt
uns einer Beschreibung desselben. Er ist sehr einfach und giebt uns eine überraschende aber glückliche

Mischung von Details des

[ittelalters mit antiken Consolen. Die vier Cardinal tutenden zwischen den

Bogen sind theils von Andrea di Cione, theils von Jacopo di Pietro.

Unter den Wappenschilden, die den Fries schmücken, bemerken wir das Wappen des Pabstes, da-
mals Innocenz des Sechsten, sonst Etienne d'Albert's von Limoges: die beiden aufgerichteten und über
Kreuz gelegten Schlüssel; das Wappen des Volkes: ein rothes Kreuz auf silbernem Schilde; das Wappen
der Guelfen: rothe Lilie auf silbernem Schilde; das Wappen der Anjous: unzählige goldene Lilien im
blauen Felde u. s. w. Unter den Bogen der Loge der Lanzi sieht man den berühmten Perseus von
Bronze des Benvenuto Cellini") auf prächtigem Piedestal das mit Jupiter, Mercur, Minerva und Danae
geschmückt ist; Judith und Holofernes in Bronze von Donatello; eine Gruppe in weissem Marmor, der
Raub der Sabinerinnen genannt, und der Kampf des Hercules mit dem Centauren von Johann von Bologna.
Am Eingang der Halle stehen zwei Löwen von weissem Marmor; der eine ist antik, der andere von
Flaminio Vacca.

') M. s. das Leben des Benvenuto Cellini. B. III, Gap. 2 u. ff. Der Grossherzog Cosmo I von Medici beauftragte den

berühmten florentinischen Künstler im Jahre 1545 mit der Ausführung der Perseus - Statue.
 
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