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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 3): Denkmäler des Mittelalters, sechste Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3503#0205
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Her Pallast' toscari zu Venedig»

Staat zurückkehrte, ward der Pallast versteigert und vom Dogen Foscari gekauft. Durch diesen wurde
er um ein Stockwerk erhöht. Als nach dem Sturz der Foscari der Pallast wieder in die Hand der Republik

kam, ward er zur Wohnung fremder Fürsten, die Venedig besuchten, bestimmt; im Jahr 1574 diente er
dem Könige von Frankreich zum Aufenthalt. Die östreichische Regierung macht keinen Gebrauch von
ihm, welcher der Stelle unwürdig wäre, die er in den Annalen Venedigs einnimmt; aber sie lässt ihn auch
vollkommen zur Ruine werden; die Eulen sind heute seine einzigen Bewohner.

Der Pallast hat die günstigste Lage: in dem Quartier S. Pantaleone, oder, wie man kurz in Venedig
sagt, a San Pantaleone, in dem Winkel, den der Rio di casa Foscari und der grosse Canal bildet, gerade
da, wo der letztere plötzlich umbiegt. Die Aussicht geht von ihm links bis zum Rialto, rechts beinahe
bis zur Spitze der Dogana, von der er eben so weit wie vom Rialto entfernt ist.

Wenn man den-Pallast Foscari genau betrachtet, so weist der Styl der Capitäle und der Profile auf
die Zeit des Bildhauers und Architekten Bartolommeo hin, von dem am Dogen-Pallaste die grosse Pforte,
della carta genannt, herrührt; die Zeit seiner Erbauung müss also gegen das Ende des 14. Jahrhunderts
gesetzt werden. Sansovino rühmt ihn ausserordentlich, und stellt ihn wegen der Erhabenheit seiner Massen,
der grandezza dl macchina, selbst über die Palläste Loredano, Grimani, Delfino und Cornaro. Der Pallast
Foscari ist ganz im Spitzbogenstyl; seine Breite beträgt 25 Metres (79 rheinl. Fuss). Er besteht aus einem
Erdgeschoss und drei Stockwerken; das Erdgeschoss und das zweite Stockwerk sind jedes 6 Metres
60 Centimetres (20§ Fuss) hoch, das erste und dritte Stockwerk Mos 6 M. (19 F.), was bis zum Beginn
des Daches im Ganzen eine Höhe von 25 M. 20 G. (79| F.) ergiebt. Die Spitzen der Bogen sind nach
maurischer Art gebildet, was in Deutschland und Frankreich erst am Ende des 15. Jahrhunderts eingeführt
worden ist. Das später hinzugefügte dritte Stockwerk macht davon eine Ausnahme. Das Erdgeschoss hat
in der Mitte eine grosse Thür von 3 M. 10 C. (9§ F.) Breite und 5 M. 15 C. (16 F.) Höhe; zu jeder
Seite derselben befindet sich erst ein Fenster und sodann zwei grössere; alle sechs haben dreizackige
Spitzbogen. Im ersten und zweiten Stockwerk sind zwei grosse Logen, die durch Säulen mit reichen
Capitälen getragen werden. Die achtArcaden des ersten Stockwerkes sind den Fenstern des Erdgeschosses
ähnlich; die des zweiten haben ausserdem noch oberhalb vierblättrige durchbrochene Rosen; über der obern
Loge sieht man zwei Wappen Schilde, die von Genien gehalten werden. Das dritte Stockwerk zeigt in
seinem oberen Theile statt der vierblättrigen Rosen Kleeblätter. In den Kragsteinen, welche das Kranz-
gesimse tragen, und in den zwei Bildtafeln zur Seite der Eckfenster erkennt man eine Reminiscenz der
römischen Architektur, die in Italien zu keiner Zeit ganz ohne Nachahmung geblieben ist. Das Innere
des Pallastes war ehemals mit Gemälden von Paris Bordohe geschmückt, die aber jetzt verlos.chen sind.

Literatur.

1) II gvau teatro di Venezia, ovvero descrizione esatta di cento piu. insegni
prospettive e di altreltante celebri pitture della medesiüia ciltä. Venedig,
o. D. 2 THe. in Fol.

2) Splendor magnificentissimae urbis Venetiarum clarissimus. Lugduni Bafa-
vorum. o. D. 2 Tille. Fol.

3). Antonio Viseniini. Urbis Venetiarum pfospect'us celebriores ex Antonii
Canal tabulis XXXVIII expressi. Venedig 1742, in Fol.

4) Kepresentations et atitres beaiites siugulieres de Venise. Leiden 1762.
1 Bd. in Fol.

5) Rickard, Deaeription historique et critiqne de ITtalie. Paria 1778. G Tille.
in 12.

8) Le fabbriche piu cospicue di Venezia, misurate, illustrate ed intagliate dai
membri della Veneta reale accademia di belle arti, sotto Ia direzione di
Leopoldo Cicognara. Venedig 1815. 2 Tille, in Fol.

7) Yalery, Voyages liiatoriques et litteraires en Italie. Paris 1831. 5Thle.in8.



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