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Die Gartenkunst — 8.1906

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Rettich, Heinrich: Bericht der vom Stuttgarter Gemeinderat zum Studium neuerer Friedhofanlangen bestellten Komission, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0095

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VIII, 5

DIB GARTENKUNST

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nötig, aufKosten des architektonischen Aufwandes, empfiehlt, Den Tod als ein scheufsliches Gerippe darzustellen, blieb den

ja sogar der Meinung ist, dal's schwere monumentale im Mittelalter aufgekommenen Anschauungen vorbehalten. Bs

Bauten in die erstrebte landschaftliche Umrahmung nicht liegt keinGrundvor, dafs wir in unserer aufgeklärten frohei'en

einmal passen, dals ferner die Betriebsgebäude, sowohl, Zeit den Zwecken dieser religiösen Schrecktheorie Rechnung

was die Plazierung als was den Aufwand betrifft, zweck- tragen und die heutigen Friedhöfe auch ferner so düster ge-

mäfsigerweise wie in Bremen und Hamburg mehr in den stalten, wie es bisher im Dienste jener Anschauung geschah.

Hintergrund gerückt werden sollten, so möge im folgenden Den Toten ist diese oder jene Ausstattung ihrer letzten Ruhe-

zunächst der Versuch gemacht werden, die gröfseren statte gewil's völlig einerlei, aber die Lebenden haben das

Einzelheiten, welche auf den genannten Friedhöfen das Recht, den Platz, den sie betreten und besuchen müssen,

uns so erstrebenswert erscheinende landschaftliche Gesamt- so herzurichten, dal's er ihnen nicht Furcht und Grauen

Abbildung 2. Landschaftlicher Schmuck im Hamb urger Friedhof: Abfluls eines Entwässerungsteich es; indemselben Seerosen,

an den Ufern Azaleen und Buschwerk aller Art.

bild hervorbrachten, herauszuheben und sie zu einer Art
Bauanleitung für den neuen Friedhof zusammenzu-
stellen .

Zuvor aber möge noch eine allgemeine Bemerkung
gestattet sein. Es sind viele der Meinung, der Friedhof
müsse seiner Bestimmung entsprechend ein düsteres und
trauriges Ansehen gewähren und entsprechende Gefühle
auch in dem Besucher erwecken. Ein solches Aussehen
und eine solche Wirkung gehöre sich für einen Platz, der
eben das Reich des Todes bedeute. Allein, schon die
Alten bildeten den Tod als einen schönen Jüngling ab,
der die köstliche Gabe der Ruhe und des Friedens bringt.

einflöfst, sondern dal's er in der Tat erscheint als eine
Stätte der Ruhe und des Friedens. So haben bezeichnen-
der Weise schon im letzton Drittel des vorigen Jahr-
hunderts die grofsen nordamerikanischen Städte die Be-
deutung ihrer Friedhöfe aufgefalst, und von dorther kam
diese Eigenart des Friedhofbaues auch in die genannten
deutschen Seestädte.

Durch welche einzelnen Mafsnahmen kann nun dieser
modernen Auffassung Rechnung getragen und auch bei
uns ein freundlicheres Aussehen der Begräbnisplätze er-
reicht werden?

1. Schon oben ist darauf hingewiesen worden, wie

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