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Die Gartenkunst — 8.1906

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D I I'i G A RT K N K UNST

VIII, 9

hebung eines Waldsees einige Bewegung in die Eintönigkeit der
ebenen Fläche gebracht wird.

Der Boden ist Alluvialboden, welcher stets als Wiese ge-
legen und nie in seiner Formation geändert worden ist, so
dafs ein für den Baumwuchs durchaus geeigneter jungfräulicher
Boden vorhanden ist.

Die waldartige Bepflanzung soll durch Nadelholz- und
Laubholzquartiere ausgeführt und so gehalten werden, dafs
durch die Hauptpartien Fufswege laufen, während das ganze
Gelände von oben nach unten und von rechts nach links von
je einer Allee durchschnitten wird. Aufserdem sind Wald-
wiesen vorgesehen, deren Betreten dem Publikum später ge-
stattet sein soll. Grofse Nadelholzquartiere sind vorgesehen im
westlichen und südöstlichen Teil, Fichten, Tannen, Kiefern und
Föhren worden eine willkommene Abwechslung bilden. Das
übrige Gelände wird in Laubhoizbeständen gehalten, so dafs
man auf kleine Waldteile von Eichen, Buchen, Birken, loschen
und Erlen stofsen wird. Auch ein Komplex mit amerikanischen
Eichen ist projektiert.

Die Bepflanzung soll, wenn der Bromische Staat das Ge-
lände zeitig genug zur Verfügung stellt, schon im Herbst be-
gonnen und aus jungem Forstgehölz gebildet werden, da dieses
(Sämlingspflanzen) die Gewähr für eine künftige bessere Ent-
wickelung der Bäume bietet, als starke Baumschulpflanzen.
Der beabsichtigte volle Wallcharakter wird natürlich erst nach
Jahren erreicht sein.

Sämtliche Fufswege sollen, wie in anderen natürlichen Ge-
hölzen, in Grasform gehalten werden, so dafs die Wege wenig
Unterhaltungskosten verursachen. An einzelnen Wegkreuzungen
sind besondere Plätze vorgesehen, wo später gröfsore Gesell-
schaften unter schattigen Bäumen lagern oder auch Spiele ver-
anstalten können.

Die vom Süden nach Norden mitten durch das Terrain
laufende etwa 600 Meter lange Allee wird eine tiefe Perspek-
tive durch den Wald gestatten. Von Osten nach Westen wird
er durch eine 20 Meter breite Allee für Fufsgänger, Reiter,
Badfahrer und den Wagen verkeil r durchschnitten. Sie soll vier
Baumreihen erhalten und sich in geschwungenen Linien 11 /4 Kilo-
meter lang durch die Mitte des Areals hinziehen. Wo sich
beide Alleen kreuzen, ist ein grofser Platz mit einer Waldhütte
vorgesehen.

An Gebäulichkeiten ist nur eine Aufseherwohnung geplant.
Restaurants sind in der Nachbai schal t genügend vorhanden.

Der Chemnitzer Waldpark. Unter der Leitung des
Gartendirektors Werner vollzieht sich seit Ende der 90er Jahre
eine durchgreifende Umgestaltung des sog. Küchwaldes in einen
Waldpark. Schon die älteren Teile haben ihre Reize, die neueren
schliefsen sich ihnen ebenbürtig an. Trotz seiner ebenen Lage
sind durch die vorteilhafte Ausnutzung der Verhältnisse sehr
schöne Bilder entstanden. Zur Zeit der Blüte lockt besonders
der Rosengarten an. Seine Lage ist äüfserst günstig. Der
Platz ist in jeder Weise geschickt ausgenutzt. Die Vertiefung
des ganzen Geländes in der Mitte bietet eine prächtige Über-
sicht über das Ganze. Gebannt bleibt das Auge an dem über-
raschenden, in hohem Mal'se erhebenden Bilde haften, gefesselt
durch den Kontrast in der Farbenzusammenstellung vom zar-
testen Weifs bis zum dunkelsten Karmesinrot! Der Rosengarten
ist von Crataegus (Rotdorn) umsäumt, der durch das schöne
Rot der Blüte günstig auf das Gesamtbild wirkt. Weifsblühende
Schlingrosen verbinden die Rotdorn und geben somit einen
einheitlichen günstigen Abschlufs.

Nur schwer kann man sich von dem leuchtenden Blumen-
meer trennen. In dem in diesem Jahre erst fertiggestellten
Teil des Stadtparkes, wo früher Nadelhölzer waren, die der

Naturfreund ungern schwinden sieht, die aber innerhalb der
Weichbildes der Stadt wegen Rauch- und Rufsschäden schwes
gedeihen, sind grofse, angenehm wirkende Rasenflächen ent-
standen, welche von massiven Baumgruppen umgeben sind und
durch einzelne schöne Bäume unterbrochen werden, unter denen
sich schlank gewachsene Birken mit ihren überhängenden zart-
grünen Zweigen und den weithin leuchtenden grauweifsen
Stämmen besonders gut ausnehmen. Die l'mfahrtstral'se bietet
der abwechslungsreichen Bilder viel. Innerhalb der üppig ge-
deihenden vierreihigen Ulmenallee hat man dem Fufs-, Reit-,
Fahr- und Radfahrerverkehr Rechnung getragen. Blicke nach
links und rechts bieten abwechslungsreiche Szenerien. Die
Cotta-Schneise, welche die direkte Verbindung zwischen der
SchlofsVorstadt und dem Orte Borna herstellt, hat neben dem
Ausbau des Mittelweges Rasenreitwoge und Rasenstreifen mit
Baumpflanzungen erhalten. Zu beiden Seiten führen von ihr
zum Teil bereits fertiggestellte Wege über grünende Rasen-
flächen zu schön gelegenen Ausblicken hin, die oft durch
grasende Rehe belebt werden. Der neue Festplatz, dessen
Formen jetzt schon durch die etwa bis zu ?/3 fertige Kastanien-
pflanznng zu erkennen sind, ist in grofsem Stile angelegt, so
dafs er auch zur Abhaltung grofser Festlichkeiten genügen
wird.

In diesem Frühjahr ist der Ausbau eines Wasserlaufes an
der linken Seite der Cotta-Schneise ausgeführt worden, wodurch
grofse Erdbewegungen notwendig wurden. Dabei wurde der
schöne Baumbestand sehr geschont und mancher Bauin war
bedingend für die Gestaltung derkleinen Wasserbecken. Schöne,
üppig gedeihende und schattenspendendo Prachtexemplare von
Weifsbuchen breiten sich über die neugeschaffenen jungen
Rasenflächen aus. Der ganze Wasserlauf ist in natürlichem
Charakter regellos kaskadenförmig gehalten, die Wasser fallen
bald breiter, bald schmal, öfters getrennt und aufgestaut auf
kleine vorgelegte Steinblöcke. Durch des Wassers Gewalt
haben sich natürliche Ufeiformen gebildet, die mit allerhand
Staudengewächsen und Farn n bepflanzt sind. Rhododendron
im Verein mit pontischen Azaleen haben ausgiebig Verwendung
gefunden und beleben das Bild außerordentlich, ebenso schöne
freistehende Exemplare von Nadelhölzern im Kontrast zu den
Birken mit ihren grauweifsen Stämmen. Die Fertigstellung
der ganzen Umwandlung wird noch einige Jahre in Anspruch
nehmen.

Die grüne Farbe mancher Gewässer. Bekanntlich
zeichnet sich eine Anzahl von Alpenseen durch eine mehr oder
weniger intensiv grüne Färbung ihres Wassers aus, und es
liegt nahe, dafs die Frage, worauf diese Färbung zurückzuführen
und ob sie etwa gar künstlich herzustellen sei, in den Kreisen
aller, die sich mit Gartenkunst befassen, schon erörtert ist,
denn das Wasser bildet ja eines der wesentlichsten Mittel, mit
deren Wirkung Gartenanlagen aller Art künstlerisch gehoben
werden können. Es sind mancherlei Vermutungen im Laufe der
Zeit ausgesprochen und mehr oder minder scharfsinnige Hypo-
thesen aufgestellt worden. In der „Gartenkunst" ist davon bereits
'm Jahrgang 7 in einer Abhandlung von Grube-Aachen die Rede
gewesen.

Neuerdings hat die „Umschau, Ubersicht über die Fort-
schritte und Bewegungen auf dem Gesamtgebiet der Wissen-
schaft, Technik, Literatur und Kunst", Verlag von H. Bechhold,
Frankfurt a. Main, die neueren Forschungsergebnisse über diese
Frage zusammengestellt. Danach dürfte die grüne Farbe auf
ein Zusammenwirken der dem reinen Wasser eigenen blauen
Farbe, der in reinem Naturwasser vorhandenen gelben und
braunen Humusstoffe und den gelblichen Farben, welche
beim Passieren des Lichtes durch getrübte Flüssigkeiten ent
 
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