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Die Gartenkunst — 8.1906

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Schneider, Camillo: Die Gartenkunst auf der dritten deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0205

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192

DIE GARTEN KUNST

VIII, 10

mit einem Landhaus mit Garten zu bebauen. Die An- daran zu legen. Die Formen dessolben sind auf der Ab-
ordnung der Wohnräume nach Süden bedingte die Stellung bildung vom Vorgarten veranschaulicht. Durch den nach
des Hauses mit der Längsachse zur Stral'se, und es ergab Süden gelegenen, durch eine immergrüne Hecke von der
sich, dafs rings um das Haus ein Streifen von 8—14 m grofsen Wieso abgetrennten Gartenstreifen führt nun vom
Breite als Gartonland liegen blieb. Diese verhältnismäfsig Bingangstor nach clor Laube im Wohngarton ein gerader,
aufserordentlich geringe Grüfse des Gartens von 580 qm etwas breiterer Weg, welcher links und rechts von mit
gab Veranlassung, den Garten geometrisch-architektonisch Buchsbaum eingefafsten Blumenrabatten eingosäumt ist.
zu gestalten, und zwang, mit dem verfügbaren Platze Die in letzteren in Reihen entlang dem Woge ange-
sehr haushälterisch umzugehen. Die Woge des Gartens pflanzten Rosenhochstämmchen sind zur Erzielung einer
schliefsen sich daher den Hauptgrundrifsformen des Hausos gewissen laubengangartigon Wirkung mit architektonisch
an und ergeben eine gewisse Parallelität mit den Haupt- durchgebildeten, woil'sgestrichonen Rosen pfählen versehen.

In den Rabatten sind nun
Stauden, Sommorblumen,
niedrige Rosen usw. in
grol'ser Zahl angepflanzt,
anscheinend regellos. Diese
scheinbare Regellosigkeit
weicht jedoch einer Sym-
metrie, sobald die verschie-
denen Pflanzen ihre Blüten
hervorbringen. Dann zeigt
es sich, dafs eine Blüten-
farbe entlang den Linien
dos Hauses immer wieder-
kehrt und zu einer Far-
benlinie wird, die gewisser-
mal'sen das Rückgrat die-
ser Rabatten bildet. Die
Anordnung der Stauden
usw. ist ferner von dem
Gesichtspunkte aus erfolgt,
dafs in den Rabatten im-
mer etwas blüht und dafs
die Rabatten zu jeder
Jahreszeit ein hübsches
Bild gewähren. Da die
Stauden und Rosen alle
Jahre wiederkommen und

Laube und Staudenpflanzung im „Deutschen Garten" von J. P. Grofsmann auf der Kunstgewerbe- 1111'' (''° Sommerblumon

Ausstellung in Dresden. (Blick III.) nachzupflanzen oder nach-

zusäen sind, so beansprucht

linien des Hauses. Trotz seiner geringen Ausdehnung die Unterhaltung dieser Rabatten im Verhältnis zu ihrer
weist der Garten drei ziomlich scharf getrennte Teile auf: Blumenfülle äufsorst geringe Koston.

Vorgarten oder kleiner Repräsentationsgarten, Wohngarton Der Hauptteil des Gartons, den man als die Wohn-

mit Laube und Gemüse- und Obstgarton. stube im Freien bezeichnen kann, ist die Partie vor der

Der Vorgarten ist von der Sträfse durch eine niedrige Laube. Hier ist zunächst ebenfalls das Terrain eben
Mauer mit daraufgesetztem weifsen Holzzaun getrennt, und gelegt und durch eine kleine rustiko Gartenmauer in einen
man gelangt durch einen mit Schlingrosen berankten Tor- oberen Teil, auf dem sich die Laube befindet, und einen
bogen in den Garton. unteren Gartenteil getrennt. Nach dem Gemüsegarten,

Da das Terrain nach Norden zu anstieg, mufsto welcher von dem Wohngarten durch ein weilsgestrichenes
es vor dem Hause planiert werden und gab Voran- Spaliorwerk abgegrenzt ist, führt eine kleine Treppe
lassung zur Anlage einer kleinen Terrasse, zu welcher hinauf.

zwei Troppen hinaufführen. Diese wiederum wurde an Nach Westen und zum Teil nach Süden ist der Garten

der Stralsenseite zu einem hübschen, erhöhten Sitzplatz einesteils durch die Laube und Spalierwork, andernteils
an dor Stral'se mit einer sauberen weifsen Bank ausge- durch Rotbuchen- und Lobensbaumheckon abgeschlossen,
bildet und liels es gleichzeitig für wünschenswert erscheinen, Durch diese Abtrennung des Gartens durch Spaliorwerk usw.
zur Erhöhung der architektonischen Wirkung des Vor- wird die intime Wirkung desselben erhöht, während gleich-
gartens anschliefsend an die Terrassenmauer einen Brunnen zeitig die mit Obst bepflanzten Spalierworke, welche nach
 
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