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Die Gartenkunst — 8.1906

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VIII, 10

DIE GARTENKUNST

203

Magdeburg auf, während W. Lange als Lehrer an der Dahlemer Kampf fmay er-Karlsruhe über die Bestrebungen der deutschen
Lehranstalt für Gartenkunst eine mehr auf wissenschaftlich-bota- Gartenstadtgesellschaft. Der Vortragende entwickelte in seinen
niseherNaturbeobachtung begründete Richtung vertritt. Hoemann Ausführungen zunächst alle diejenigen Punkte, die zu der Er-
sprach die Hoffnung aus, dafs die Ansätze zur Gesundung, welche kenntnis geführt haben, wie bitter notwendig in unserer Zeit
diese Bestrebungen bereits zur Folge haben, nicht in ihrer den hastenden, nervösen Menschen gerade der Garten, der
Entwickelung beeinträchtigt werden möchten dadurch, dafs die Hausgarten ist. Die Bestrebungen der Gesellschaft in sozialer
„Mode" sich der Sache bemächtige, die der Feind jeder ge- Beziehung wurden eingehend erläutert und unter Vorführung
sunden Fortbildung künstlicher Probleme ist. Er bewies an einer Anzahl Lichtbilder Beispiele für die Betätigung derartiger
einigen der Praxis entnommenen Beispielen die Berechtigung Gesellschaften in England gegeben. Besonders interessant war
und den hohen künstlerischen Wert des architektonischen es zu beobachten, wie vollständig bei der Anlage solcher
Gartens, ebenso auch das Gleiche für die landschaftliche Ge- Gartenstädte auf den Schmuck durch Ornamentik und Stuck-
staltungsart mit ihrer hohen
Schönheit und eindringlichen
Wirkung auf das Gemüt.

Der nächste Vortrag, ge-
halten von Gartendirektor
Heicke - Frankfurt a. M.,
hatte zum Thema: Die Nach-
ahmung der Natur im land-
schaftlichen Garten.

Ausgehend von der Wahr-
nehmung, dafs die auf eine
Neubelebung des Garten-
geschmacks gerichteten Be-
strebungen moderner Künst-
ler und Kunstschriftsteller
parallel mit einer prinzipiellen
Verwerfung der landschaft-
lichen Gartenform gehen und
zur Begründung dessen wie-
derholt die künstlerisch wert-
lose „Nachahmung der Natur"
betont wird, wies der Vor-
tragende es als eine mifs-
verständlicho Auffassung
nach, als handle es sich in
der landschaftlichen Garten-
kunst um ein einfaches Ab-
schreiben von Naturvorbil-
dern mit ihren Zufälligkeiten
undNebensächlichkeiten. Der

Landschaftsgartenkünstler
mufs die Natur studieren, da
sie das Material für jeden

Garten liefert und auch hier wie bei allen Künsten das Material figuren verzichtet und durch Grundrifsform und Zusammen-
den Stil bedingt und deshalb Naturwidrigkeiten zugleich als Stellung der Häuser zu Gruppen harmonische Wirkung der
Stilwidrigkeiten aufgefafst werden müssen. Die Naturwahrheit Gesamtanlage erzielt werden kann. Wurde der Redner der
darf aber niemals Zweck, sondern nur Mittel zum Zweck sein. volkswirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung der Frage,
Naturwahr zu arbeiten, vermag man nur nach langjährigem die eine vollkommene Wohnungsreform im grofsen Stil be-
Naturstudium; man erlangt dadurch die feine Empfindung für deutet, gerecht, so betonte Garteninspektor Zahn-Dahlem
die Ausdrucksmöglichkeiten des Pflanzenmaterials, die nötig mehr den gartenkünstlerischon Standpunkt bei der Vornahme
ist, um es künstlerisch voll zur Geltung zu bringen, im Gegen- des Bebauungsplanes einer Stadt. Besonders ausführlich Ver-
satz zn der oft einseitigen Verwendung von Pflanzen, ins- breitete sich der Redner über die Anordnung der Strafsenzüge.
besondere Blumen, in den sogenannten Farbengärten, wo nur Vermeidung aller schematischen Reilsbrettarbeit, Anordnung
die eine Eigenschaft, die Farbe, ausgenutzt, alle andern aber der Strafsen nach dem jeweiligen Geländewurf, nicht zu grofso
ungenutzt bleiben. Breite der Strafsen sind die wesentlichsten Forderungen von

Noch manch Interessantes brachte die nachfolgende deren Erfüllung befriedigende Ergebnisse bei der Anlage
Diskussion und sei hier besonders darauf aufmerksam gemacht, moderner Gartenstädte und Landhausviertel erwartet werden
dais einem Antrage der Gruppe Frankfurt entsprechend eine können. Alleepflanzungen sind durchaus nicht zur Regel zu
Umarbeitung der Bestimmungen über den Wettbewerb in machen, sondern reichlicher Verwendung des Einzelbaumes
Vorbereitung ist und der nächstjährigen Hauptversammlung redet der Vortragende lebhaft das Wort. Die ungeschnittene
im Entwurf zur weiteren Durchberatung und Genehmigung Kugelakazie und die Pyramidenpappeln mögen mehr als bisher
vorgelegt werden wird. angewendet werden.

Der zweite Tag brachte einen Vortrag des Generalsekretärs Sehr anschaulich wurden die Ausführungen über die An-

Ausschmückung der Planausstellung der Gruppe Bayern auf der Bayrischen Landesausstellung
in Nürnberg. Ausgeführt durch A. Büchner & Co., München.
 
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