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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0045
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363

Für den Fagaden-Aufbau scheint in Lyon das System von Pfeilern, welche durch alle Stockwerke
hindurch gehen und zwischen welchen die Bogen für die einzelnen Stöcke eingespannt werden, ziemlich
beliebt gewesen zu sein, wie man dies im Hofe des Hauses Builioud, Rue du Boeuf Nr. 12, an der Hof-
Fagade mit Loggien im Hotel Paterin, Rue Juiverie, Nr. 4, an der Ruslica-Fagade des Hauses Quai Peyrollerie,
Nr. 136 sehen kann und wie es in Fig. 86 u. 87 796) dargestellt ist.
In Fig. 86 gehen Pilaster mit viermal übereinander wiederholten toscanischen Kapitellen und
schmalen Seitenpilaslern, an welchen, die Laibung bildend, Halbsäulen gelehnt sind, durch alle Stock-
werke hindurch. Zwischen den Halbsäulen spannen sich Korbbogen von schöner Form mit Archivolten,

über diesen hübsche Brüstungen, an welchen je

nur eine Docke über den Schlusssleinen angeordnet ist


System des Hofes in der Maison Builloud
zu Lyon 79 6).

Ehrenhof zwei schöne, charaktervolle

mit je einer ovalen Tafel rechts und links.
Schwerfälliger ist der zweite Bau (Fig. 87).
Rundpfeiler gehen durch drei Stockwerke. Zwischen
diesen tragen Rundbogen die Brüstung der Loggien
und der Treppenausmündung. Basen und Kapitelle,
Kämpfer bildend, machen diese Pfeiler in den freien
P’heilen zu Säulen, während zwischen Bogen und
Brüstungen der frei gebliebene Theil der runden
Pfeiler wenig glückliche, lisenenartige Verbindungen
zwischen den übereinander slehenden Säulen bildet.
In den Ruinen der Abtei Valmont bei Dieppe
(Fig. 88 797) beginnt die durchgehende verticale
Gliederung ersl über den Arcaden. Pfeiler treten
vor und setzen sich über dem Triforium fort. Letz-
teres ist zwischen diesen Pfeilern eingespannt.

b) Sonstige Verbindungsformen von
Pfeiler und Bogen.

Wir führen im Anschlusse an diese 496.
Pfeiler
Beispiele einige weitere an, welche ver- in
schiedene Formen zeigen, um eine Glie- Evreux.
derung mit Säule oder Pfeiler zu ver-
binden.
Fig. 89 zeigt den originellen Abschluss eines
Rundpfeilers mittels eines Gebälkes mit Friesconsolen.
Ueber demselben treten die verschiedenen Gurte und
Diagonalrippen einfach aus der Verlängerung des
runden Pfeilers heraus ohne andere Uebergänge
als die Durchschneidungslinien der Glieder. Dieses
Beispiel haben wir dem Thurmpfeiler des Inneren
der Kirche St.-Jean zu Elbeuf entnommen; die Wir-
kung des lehr gut profilirten Abschlusses des Pfeilers
ist eine sehr glückliche.
Im Schlösse Dampierre-fur-Boutonne, 497-
Beispiel
im Poitou, zeigt die ragade nach dem aus
Loggien übereinander. Obgleich aus der DamPierre s- B-

Zeit Heinrich II, zeigt es noch die Formen der Früh-Renaissance Franz I. Die

Pfeiler bestehen aus sehr kräftigen Säulen, deren Schäfte weniger als 4 Durch-
messer haben. Durch Verkröpfung des unteren Gebälkes bilden sie durchgehende,
strebepfeilerartige Stützen. Etwa im Drittel ihrer Höhe treten aus den Schäften

Sämmtlich in: Martin, a. a. O. abgebildet. — Diesem Werke sind Fig. 86 u. 87 in Facs.-Repr. entnommen.
,97) Facs.-Repr. nach: Palustre. La Rena.iffa.nce en France, Bd. II, MaiCon Quantin, Edit.
 
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