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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0277
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595

Das vom Altar Jean Goujoris für die Schlosscapelle zu Ecouen, jetzt in jener
zu Chantilly, bereits Getagte (siehe Art. 140, S. 132) genügt, um mit Fig. 187 den
Typus dieses schönen Werks zu beschreiben.
In der Kirche zu Gisors wurden am Ende des Langhauses vom Meister des
neuen Thurmes (siehe Art. 788, S. 583) zwei eigenthümliche Altarbauten vor dem
Arcadenpfeiler gegen die Querschiffmauer errichtet.
Links sleht der Altartisch in einem Tabernakel von sehr schönen Säulen gebildet. Ueber dessen Gebälk
erhebt sich, als zweites Geschoss, ein noch schlankerer ähnlicher Tabernakelrahmen, unter dessen
Bogen die Himmelfahrt Christi in Hochrelief dargestellt ist. Am rechten Altar ist das obere Tabernakel
noch höher, und sein Gebälk bedeckt sogar den Arcadenkämpfer. Hier ist die Kreuzigung in einer Gruppe
freislehender Statuen dargestellt. Der Architekt gehört der Schule Jean Gozijons an, die Säulen gehören
zu den besten der Hoch-Renaissance.
Wir erwähnen nun weiter: In der Kathedrale zu Langres den Altar der Capelle nach der Chapelle
des Fonts. Es bilden korinthische Pilaster eine schmale mittlere Travee mit der Nische und zwei breitere
mit je zwei von Mäandern umrahmten Reliefs übereinander. Sie slehen auf einem hohen Unterbau und
tragen das abschliessende Gebälk. Der Hochaltar der Kathedrale zu Rheims hat die Geslalt einer drei-
schiffigen Kirchenfront mit zweigeschossigem giebelgekröntem Mittelbau und einer gekuppelten korinthischen
Ordnung an den Strebepfeilern. St.-Pantaleon zu Troyes besitzt auch einen Altar im Charakter der Zeit
Heinrich II.
Mit dem XVII. Jahrhundert sehen wir, unter Anderem, die Anwendung des
Marmors häufiger werden.
Der ausführliche Kostenanschlag des noch erhaltenen Altars von Marmor und
Bronze in der Capelle de la Trinile im Schloss zu Fontainebleau ist veröffentlicht
worden 12 2 3).
Einen interessant aufgebauten Altar, anscheinend aus der Zeit Ludwig XIII., sieht
man in St.-Etienne zu Toulouse.
Am Altar der Kirche der Stadt Richelieu gab es zwei Marmorsäulen, deren Basen und korinthische
Kapitelle aus Holz waren und von einem anderen Monument herslammten.
In dieser Zeit wird auch der Einssuss gewisser in Italien ausgeführter Werke ein
sehr grosser. Nichts zeigt dies besser als zwei Stellen aus Briefen, die auf uns ge-
langt sind. Sie lassen die Angabe, dass in den Carmelites zu Lyon das Tabernakel
eines Altars aus kostbarem Marmor und Bronze, sogar nach einer Zeichnung Bernini s
in Rom gemacht worden sei, nicht unmöglich erscheinen 1223 1224).
Das Tabernakel Hardoitin Manfard’s im Val-de- Grace, trotz seiner sechs, slatt vier gewundenen
Säulen, ist zum Verwechseln dem von St.-Peter ähnlich und keineswegs schlechter als das Bernini'’s.
Man begegnet auch ganz verschiedenen Formen: Der Hochaltar der Kirche zu Goussainville aus
der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts beliebt aus einem sehr kräftigen Rahmen mit einfachem
sculpirtem Viertelkreis. Er umrahmt drei Arcaden in Flachrelief mit den Darsleilungen der Passion. Zu
beiden Seiten des Rahmens eine Nische zwischen je zwei korinthischen cannelirten Säulen , deren unteres
Drittel von Rankenwerk umsponnen wird, über deren verkröpftem Gebälk ein gebrochener Segmentgiebel.
b) Chor- und Kapellenschranken.
Unter dieser Classe von Werken finden sich nicht nur reizende Beispiele deco-
rativer Kunst, sondern zuweilen auch architektonische Motive, die man wie Ressexe
1223) Siehe: Archives de V Art franqais, 2. Serie, Bd. II, S. 349 fr.
1224) Der Bruder des Surintendant Fouquet schreibt ihm 1655 aus Rom: ss ay recherche foigneiifement dans Rome
toutes les eftampes d’architecture, fontaines et palais; je vous les ay envoies par Saint-Malo et j'en ay fait defcrire un
memoire que je vous envoie. II s'en trouvera encore quelques unes pour les ornements particuliers des maisons . . .« Und
ferner: »Sz vous vouliez envoyer les plans de vos maisons et de vos jardins pour les faire un peu Controller ici par les habilles,
peut-eslre ne feroit-ce pas chofe inutileF (Archives de l’Art franfais, 2. Serie, Bd. II, S. 290—91, (1862—66)J.

818.
Altäre
der
Hoch-
Renaissance.

819.
Altäre des
XVII. Jahr-
hunderts.
 
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