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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0297
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untergegangen ist, müssen wir uns begnügen, eine ältere Abbildung in Fig. 211 12ü9)
und einige von A. de Montaiglon über dasselbe gesammelte ältere Nachrichten
wiederzugeben. Es muss sich von den meisten damaligen französischen Denkmälern
dadurch unterschieden haben, dass die Bronze die Hauptrolle spielte und sich mit
schwarzem Marmor und Gold verband.

Pater Dom Germain Millet™®) nennt dies Grabmal das schönste, welches im Chor von St.-Denis
sei. Der König, vor einem Betstuhl kniend, auf dem ein Buch und eine Krone, war von vier Wappen
haltenden Engeln an den Ecken umgeben. Alles war aus vergoldetem Erz, mit Ausnahme des Gesichts
und des blauen, mit goldenen Lilien besäten Mantels.

Fig. 211.


Das untergegangene Grabmal Karl VIII, früher in St.-Denis 1269).

An den Seiten des Grabes waren runde Nischen, darinnen vergoldete kupferne (bronzene) Becken,
und in diesen Becken waren schöne gegossene vergoldete Figuren. Auf einer vergoldeten bronzenen In-
schriftplatte standen die Verse:
»Hie, octctve, jaces, etc.
» Opus Paganini Mutinenfis12 7 ’).
Das Grabmal besteht aus schwarzem Marmor mit Verzierungen und vergoldeten Bronzefiguren,
Fuss lang und 41/2 breit, in zwölf runden Vertiefungen ebenso viele Tugenden darstellenden Frauen.
Zwischen diesen Vertiefungen mit Lorbeerreisern bekrönte Schwerter 1269 1270 1271 1272).
Wenn man die lebhafte Haltung der etwas nach vorne geneigten Engelchen
betrachtet, ferner die Medaillonnischen hier am Sarkophage, fragt man sich, ob nicht
ein gewisser Zusammenhang zwischen ersteren und jenen am Grabmale der Kinder
Karl VIII. und zwischen letzteren mit dem Grabmal, welches seine Frau in Nantes
errichten liess, vorhanden ist. Wenn man bedenkt, dass Guido Paganino von allen
Künstlern, die Karl VIII. nach Amboise kommen liess, bei Weitem das höchste

1269) Facs.-Repr. nach: Marot, Jean, a. a. O., Ed. I, S. 170.
1270) Siehe: Tröjor Sacre de Saint-Denis, Paris, Jean Billaine, 1615, in 12, S. 347—48.
1271) Doublet, J. Frere. Hißoire de Vabbaye de Saint-Denys en France. Paris, Michel Joly, 1625, in-40, S. 1292—94.
1272) Felibien, Hißoire de Tabbaye de St .-Denis. Paris 1709, in-fol., S. 532—33.
 
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