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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0330
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1550 lm rechten Querschiff, und ein anderes Fenster von 1625 mit den Aposteln und Paulus auf weissem
Grund. Die Chorfenster von St.-Ettßache in Paris 1631, von Soulignac, haben über Lebensgrösse die
Apostel und Kirchenväter farbig inmitten von Perspektiven von korinthischen Hallen in Grisaille.
Grossartige Serien im Charakter derer in Ste.-Gudule zu Brüssel und der Kirche zu Gouda in
Holland sind mir in Frankreich nicht bekannt.

b) Andere Zweige der Decoration.
lange Festhalten am gothischen Structursystem gab es im Norden
in den Kirchen, die für eine grössere Entfaltung der Wandmalereien
Veranlassung geboten hätten.
Die von Italienern gemalte Decoration der Gewölbe und Wände der Kathedrale von Alby ist in
den Motiven so durchaus im Charakter der römischen Hoch-Renaissance, dass sie nicht als ein französisches
Werk gelten kann. Die Kreuzgewölbe zeigen abwechselnd zwei Systeme auf blauem Grunde, das eine
Gewölbe stets mit weissem Rankenwerk mit Gold erhöht und einzelnen Figuren, das andere mit Com-
positionen aus dem Leben Christi. An den Gurtbogen verschiedenes Rankenwerk. An den Diagonalrippen
Goldornamente, an den Schlusssleinen Figuren auf blauem Grund. An anderen achteckige gemalte Cassetten.
In jedem Dreieck der Gewölbe der Apsis hilft ein reicher gemalter Candelaber, von Rankenwerk umgeben,
scheinbar den Schlussstein tragen. Die Darstellungen der Passion zwischen Pilaslern mit reichen gemalten
Candelabersüllungen norditalienischen Stils an den Wänden könnten ebenso gut in der Cappella Sißina in
Rom ihre Stelle finden als hier.
Im Jahr 1849 wurden in der ilebenten Chorcapelle von St.-Eußache zu Paris Wandmalereien ent-
deckt und darauf noch andere in den anstossenden Capellen 1381J. Im Kreuzschiff von St.-Rhemy zu Troyes
lieht man neun Gemälde auf Holz, etwa 1550 gemalt, und eine Verkündigung von 1622. Stellenweise
könnte man an einen entfernten Einssuss Holbeins, glauben.
In St.-Severin zu Paris wurden unter Heinrich IV. in den gothischen Bogenzwickeln der Arcaden
von Bunel die jetzt untergegangenen Propheten und Sibyllen auf Goldgrund gemalt 1382). Der Brief Fre-
minet's, an den König mit der Beschreibung der von ihm projectirten Gemälde für die Decke der Chapelle
de la Trinite, im Schloss zu Fontainebleau, ist erhalten 1383).
Zu erwähnen sind die Malereien von Philippe de Champaigne in der Kirche der Sorbonne zu Paris.
Pierre Mignard, seit Kurzem von einem langen Aufenthalt in Rom zurückgekehrt, decorirt die
Kuppel des Val-de-Grace im italienischen Sinne mit grossen Compositionen, aber ohne grosse Inspiration 1384).
Die Sculpturen der Gebrüder Anguier daselbst zeigen Anmuth und Würde.
Zu erwähnen sind noch die Gewölbemalereien der Schlosscapelle zu Versailles.
„ 9°3 ' . Die Malerei trat nicht bloss an den Mauerssächen und Architekturgliedern auf.
Polychromie. °
Zuweilen dehnt sseh die Polychromie auch auf Orgeln und Werke der Sculptur aus.
Wir erinnern vor Allem an die bekannte Orgel zu Gonesse bei Paris von 1508.
An der Reliefbekrönung des Grabes von James zu Dol in der Bretagne kommen unter Anderem
grüne Drachen vor. In der Taufcapelle der Kathedrale zu Troyes eine Gruppe von sechs Personen fast
in Lebensgrösse, bemalt, die Taufe des heiligen Augustin darstellend, um 1550.
Später kommt zur monumentalen Polychromie mit verschiedenen Marmorgattungen die Verwerthung
des Metalls hinzu. Pierre Biard I, 1597, braucht für das Grabmal des Frangois de Foix et de Candalle
schwarzen Marmor mit Messingornamenten, wie Consolen, Weltkugeln, Festons, für die unteren Theile
farbigen Marmor.
906. Neben der Verwerthung der bunten Marmore mit Broncebeiwerken tritt noch die Verwendung von
Edelmetalle Edelmetallen mit Edelsteinen auf. In der Capelle Richelieu?, im Palais-Cardinal waren alle Cultusgeräth-
. schaften aus massivem Gold und bildeten die sog. Chapelle d’or\ das Kreuz, die zwei Leuchter, die
Edelsteme. ö r
Statuette der Jungfrau und das Reliquiarium ebenfalls; diese waren mit 224 Rubinen und 9000 Diamanten
besetzt. Bonnaffe 13S5) bezeichnet diesen Luxus von Edelsteinen an Goldschmiedarbeiten und Schmucksachen
als charakteristisch für die damalige Zeit und als- einen spanischen Einssuss.
138]) Siehe: Guilhermy, F. de, a. a. O., S. 206.
1382) Siehe: Ebendas., S. 15g.
1383) Archives de l'Artpransais, 2. Serie, Bd. II, S. 362. (1862 —1866.)
1384) £r hatte sie für 35000 Frs. übernommen. Siehe: Archives de V Art frangais, a. a. O., Bd. V (1857), S. 77.
1385) Siehe: A. a. O., S. 16.

904. Durch das
Wandmalereien. . ,
wenige Machen
 
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