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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0344
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662

934-
Typen
für
weitgespannte
Arcaden.

Nr. 16. Wir finden verschiedene etwa 1540—60 entstandene Beispiele von ungleicher Stilreife und
verschiedenem Charakter, in welchen aber der Rundbogen mit den Ordnungen in einer Weise verbunden
ist, dass ersterer verschiedene Stufen des Charakters des Weitgespannten zeigt. Man hat hier Elemente,
deren Verhältnisse im grösseren Massstabe die Erstellung von Langhäusern im echten Geiste der Weit-

räumigkeit der Renaissance gestatten würden.
Als verschiedene Beispiele nennen wir abermals zuerst die Arcaden und Pfeiler der Kirche zu
Epiais, die zu einem Inneren nach dem Typus des Langhauses des Doms zu Florenz führen konnten. Dann
die Capelle von St.-Romain zu Rouen mit ihren zwei Ordnungen, gekuppelten Säulen und weiten Bogen,
die beiden Capellen der Kathedrale zu Toul (siehe Fig. 185 —186 u. 190—191) , ebenso den Chor-
umgang der Kirche zu Argentan1410). Ferner den Orgellettner der Kirche zu Gisors mit seinem leicht-
gespannten Mittelbogen. Die Loggia über dem Mittelportal derselben Kirche aussen vom selben Meister
zeigt dieselbe Formenbehandlung auf andere Verhältnisse angewandt.
Einen etwas verschiedenen Charakter zeigt die Capelle an St.-Laurent zu Nogent-fur-Seine.
935- Nr. 17. Die Schlosscapelle zu Anet (Fig. 193), diejenige im Park zu Villers-Cotterets (Fig. 195),
Typen - unj ßlpuUure pes yalois (Fig. 197) gestatten mit Sicherheit zu schliessen, dass, wenn Ph. de TOrme
ppelbaues un<^ Primaticcio mit Kuppelbauten von der Grösse derer des XVII. Jahrhunderts betraut worden wären,
sie noch Bedeutenderes zu leisten vermocht hätten als die Architekten des Val-de-Gräce und des In-

validendoms.

4) Typen aus der Zeit von Heinrich IV. bis Ludwig XV.
936- Das Seitenportal an St.-Nicolas-des-Champs (1481) und dasjenige von St.-Etienne-du-Mont, beide zu
Ihr Charakter. parjs, zejgen eine Zunahme des monumentalen Massstabs.
Nr. 18. Im Anschluss an diese würde ein Inneres im Stile der Fagade von St.-Gervais zu Paris,
verbunden mit den kühnen Arcaden der Salle des Pas-Perdus desselben Salomon de BroJJe, sehr gross-
artig sein.
Nr. 19. Die Pfeiler der Abteikirche St.-Amand bei Valenciennes und später Boffrand's Inneres der
Kirche St.-Jacques zu Luneville zeigen eine andere Richtung der Arcaden, deren Bogen auf die Kapitelle
der Pfeiler aufsitzen: In ersterem Falle darf hierin ein neues Beispiel des dort herrschenden spanischen
Einssusses erkannt werden , da sich diese Disposition an die einer Gruppe spanischer Kathedralen an-
schliesst.
Nr. 20. Ein Inneres endlich, das zum Charakter von Servandony’'s Fagade von St.-Sulpice zu Paris
slimmen würde, müsste einen grossartigen Charakter zeigen.
Das Innere der Schlosscapelle zu Versailles, Boffrand’s Kathedrale zu Nancy zeigen andere, nicht zu
übersehende Ideen.

c) Vergleich der französischen Kirchen-Typen der Renaissance mit denen
des Auslandes.

Indem die Architektur der Renaissance ihre Heimath Italien verlässt, beginnt
für sie der Charakter eines Weltstils. Um ihre Rolle auf dem Gebiete der Kirchen-
architektur in Frankreich richtig zu beurtheilen, ist es nöthig, einen vergleichenden
Blick auf die Typen, die sie als Kirchenstil überhaupt geschafifen hat, zu werfen.

1) Haupttypen der Renaissance-Kirchen ausserhalb Frankreich.
937- Aus der stufenweisen Entwickelung des Bündnisses der gothischen und antik-römischen Stile entliehen,
Ihre Entstehung. nacp den Verhältnissen dieser Verbindungen und der Länder, in welchen sie hervortreten , eine Reihe
hervorragender Bauten, die, selbst wo sie unvollständig ausgeführt sind, als Idealtypen des Renaissance-
Kirchenstils zu erkennen sind. Wir theilen sie der Klarheit halber in sechs Gruppen ein.
14-10) Ich weiss nicht, ob es letzterer ist, der nach Palujire 1580 —1598 von Guillaume Crete und Thomas Olivier
errichtet worden sein soll. Man würde ihn scheinbar um 1550 setzen.
 
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