Kassel
Weimar tätig war. Die obere Bordüre zeigt zwei Schrifttafeln — IONAS • INS ■ MEER •
GEWORFEEN - IONE I und IONAS • IST • ZORNIG ■ IONE 3 — auf einem kräftig, aber
primitiv durchgeführten rot-grünen Rosen-Rankengrund. Vor der Reparatur durch die
Berliner Gobelinmanufaktur W. Ziesch & Co. war — nach der Photographie des ursprüng-
lichen Zustandes zu urteilen — noch ein Stück der linken Seitenbordüre vorhanden: saf-
tige breite Blätter, denen Blüten (lilienähnliche geschlossene Gebilde mit herausquellenden
Stempeln) entsprießen. Die Farbengebung des Mittelbildes ist kräftig und eindrucksvoll;
Rot, Grün, Blau, Gelbweiß herrschen vor.
Hinsichtlich der Tiergartenteppiche sind wir nur auf Vermutungen angewiesen. Auf
Tafel 29 bringe ich unter allem Vorbehalt einen Behang im Berliner Kunsthandel, der in
Höhe und Länge den Inventarabmessungen nahekommt, der in Farbengebung und Technik
gewisse Anlehnungen an den zunächst als alleiniges Vergleichsobjekt vorhandenen Jonas-
teppich zeigt.
Franz Steinbach, der 1574 im Kasseler Bürgerbuch erscheint4), ist ein Glied der Ouden-
aarder Wirkerfamilie der van Steenbeke; Joris van Steenbeke, der gleichfalls seines Glau-
bens halber vor 1568 die Heimat verläßt5) und sich in Frankenthal ansiedelt, dürfte ein
naher Verwandter des Meisters gewesen sein. Der ihm von der landgräflichen Regierung
zugesicherte Quadratellenpreis deckt sich mit den Abmachungen von 1543; der Jahressold
beläuft sich auf 22 Gulden, zuzüglich des üblichen Hofkleides und freier Verpflegung. Der
Meister zeichnet „Frans van steenbach van audenarde". Seine Tätigkeit erstreckt sich zu-
nächst auf Reparaturen, um sich dann größeren Neuarbeiten zuzuwenden. Das Inventar
von 1573 erwähnt drei gewirkte Tischteppiche mit dem hessischen Wappen „hatt Frantz
der Wircker zu Cassell gemacht", ferner fünf ähnliche Arbeiten (mit „hessischen Wapen
Vndt der Jartzall 1573"). Die Behänge gehen augenscheinlich nicht über die mittlere, grob-
fädige Qualität hinaus.
Ungleich höher zu bewerten sind die Arbeiten aus den Jahren 1586/1587. Es handelt sich
um reiche metalldurchwirkte Behänge. Der Arbeitslohn wird auf zwei Reichsthaler festge-
setzt; die Lieferung des Goldes, der Seide und Wolle ist Sache des Fiskus. Am 27. Ja-
nuar 1587 bringt Meister Steinbach vier Wandteppiche zur Ablieferung:
„Das 1. Stueck vom Koennigk vndt desselben Hertz Stehet in Gottes handt : ist langk
2 ehln, 51/2 vierteil6) vnd Tieff 2 ehln V2 vierteil.
Das 2. Stueck, doran zwei Ronde Compartamenta, dorin ein Koennigk, obigk dessen Haupt
ein bloß schwerdt, vnd im andern Teyll der Koennigk Salomon7), Ist langk 4V4 ehln, vnd
tieff 2 ehln V2 vierteil.
Das 3. Stueck doran die persabea (Bathseba). Ist langk 21/i ehln, vnd 2 ehln 1/2 vierteil
tieff. Das 4. Stueck, dorin vier ronde Compartamenta, Im ersten ein Leuchter mit einem
liecht, Im zweyten funff kranche (Kraniche), Im dritten ein Baum mit obs, Im vierten Dha
man den Schafen die woln abnimpt. Ist langk 8 ehln8) vnd Tieff 2 ehln 1/2 vierteil".
Die Lieferung wird unter dem 3. August 1587 durch einen fünften Behang ergänzt: „Das
5 Stueck, daran vier Compartementa, Im ersten Ein Jungk könnigk schiessern (Marmeln)
spielende, Im zweiten Ein lewe zerreischt ein Hirsch vnd ein Bher ein schaff. Im Dritten
dha die phariseer den Hern Christo den Zinssgroschen weissen muessen, vnd im vierten
Ein Koennigk in wolcken, wirffet den Froeschen ein Stock zu, Ist langk 8 ehlen V2 vierteil,
vnd Tieff 2 ehln 1/2 vierteil, macht 17 ehln vnd V4 ehln." Die Abrechnung befaßt sich ein-
gehend mit den verwandten Materialien. Die Seide liefern die Frankenthaler Wirker; Gold
und Silber wird für das letzte Stück nicht mehr verwandt: „dan wir nu mehr bedacht,
diesse Tappetzerey nit so kostlich machen zu lassen, Wie wir Anfangs Inn willens ge-
wessen" (31. März 1587). Die Behänge sind für das weiße und rote Gemach der Wilhelms-
burg zu Schmalkalden bestimmt. Sie finden sich wieder in den Schmalkaldener Inventaren
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Weimar tätig war. Die obere Bordüre zeigt zwei Schrifttafeln — IONAS • INS ■ MEER •
GEWORFEEN - IONE I und IONAS • IST • ZORNIG ■ IONE 3 — auf einem kräftig, aber
primitiv durchgeführten rot-grünen Rosen-Rankengrund. Vor der Reparatur durch die
Berliner Gobelinmanufaktur W. Ziesch & Co. war — nach der Photographie des ursprüng-
lichen Zustandes zu urteilen — noch ein Stück der linken Seitenbordüre vorhanden: saf-
tige breite Blätter, denen Blüten (lilienähnliche geschlossene Gebilde mit herausquellenden
Stempeln) entsprießen. Die Farbengebung des Mittelbildes ist kräftig und eindrucksvoll;
Rot, Grün, Blau, Gelbweiß herrschen vor.
Hinsichtlich der Tiergartenteppiche sind wir nur auf Vermutungen angewiesen. Auf
Tafel 29 bringe ich unter allem Vorbehalt einen Behang im Berliner Kunsthandel, der in
Höhe und Länge den Inventarabmessungen nahekommt, der in Farbengebung und Technik
gewisse Anlehnungen an den zunächst als alleiniges Vergleichsobjekt vorhandenen Jonas-
teppich zeigt.
Franz Steinbach, der 1574 im Kasseler Bürgerbuch erscheint4), ist ein Glied der Ouden-
aarder Wirkerfamilie der van Steenbeke; Joris van Steenbeke, der gleichfalls seines Glau-
bens halber vor 1568 die Heimat verläßt5) und sich in Frankenthal ansiedelt, dürfte ein
naher Verwandter des Meisters gewesen sein. Der ihm von der landgräflichen Regierung
zugesicherte Quadratellenpreis deckt sich mit den Abmachungen von 1543; der Jahressold
beläuft sich auf 22 Gulden, zuzüglich des üblichen Hofkleides und freier Verpflegung. Der
Meister zeichnet „Frans van steenbach van audenarde". Seine Tätigkeit erstreckt sich zu-
nächst auf Reparaturen, um sich dann größeren Neuarbeiten zuzuwenden. Das Inventar
von 1573 erwähnt drei gewirkte Tischteppiche mit dem hessischen Wappen „hatt Frantz
der Wircker zu Cassell gemacht", ferner fünf ähnliche Arbeiten (mit „hessischen Wapen
Vndt der Jartzall 1573"). Die Behänge gehen augenscheinlich nicht über die mittlere, grob-
fädige Qualität hinaus.
Ungleich höher zu bewerten sind die Arbeiten aus den Jahren 1586/1587. Es handelt sich
um reiche metalldurchwirkte Behänge. Der Arbeitslohn wird auf zwei Reichsthaler festge-
setzt; die Lieferung des Goldes, der Seide und Wolle ist Sache des Fiskus. Am 27. Ja-
nuar 1587 bringt Meister Steinbach vier Wandteppiche zur Ablieferung:
„Das 1. Stueck vom Koennigk vndt desselben Hertz Stehet in Gottes handt : ist langk
2 ehln, 51/2 vierteil6) vnd Tieff 2 ehln V2 vierteil.
Das 2. Stueck, doran zwei Ronde Compartamenta, dorin ein Koennigk, obigk dessen Haupt
ein bloß schwerdt, vnd im andern Teyll der Koennigk Salomon7), Ist langk 4V4 ehln, vnd
tieff 2 ehln V2 vierteil.
Das 3. Stueck doran die persabea (Bathseba). Ist langk 21/i ehln, vnd 2 ehln 1/2 vierteil
tieff. Das 4. Stueck, dorin vier ronde Compartamenta, Im ersten ein Leuchter mit einem
liecht, Im zweyten funff kranche (Kraniche), Im dritten ein Baum mit obs, Im vierten Dha
man den Schafen die woln abnimpt. Ist langk 8 ehln8) vnd Tieff 2 ehln 1/2 vierteil".
Die Lieferung wird unter dem 3. August 1587 durch einen fünften Behang ergänzt: „Das
5 Stueck, daran vier Compartementa, Im ersten Ein Jungk könnigk schiessern (Marmeln)
spielende, Im zweiten Ein lewe zerreischt ein Hirsch vnd ein Bher ein schaff. Im Dritten
dha die phariseer den Hern Christo den Zinssgroschen weissen muessen, vnd im vierten
Ein Koennigk in wolcken, wirffet den Froeschen ein Stock zu, Ist langk 8 ehlen V2 vierteil,
vnd Tieff 2 ehln 1/2 vierteil, macht 17 ehln vnd V4 ehln." Die Abrechnung befaßt sich ein-
gehend mit den verwandten Materialien. Die Seide liefern die Frankenthaler Wirker; Gold
und Silber wird für das letzte Stück nicht mehr verwandt: „dan wir nu mehr bedacht,
diesse Tappetzerey nit so kostlich machen zu lassen, Wie wir Anfangs Inn willens ge-
wessen" (31. März 1587). Die Behänge sind für das weiße und rote Gemach der Wilhelms-
burg zu Schmalkalden bestimmt. Sie finden sich wieder in den Schmalkaldener Inventaren
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