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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0221

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Irland

A. Christopher Lovett, John van Beaver.

Es ist zweifelhaft, ob bei dem Gründungsversuch des Earl of Ormonde and Ossory
(gest. 26. August 1539), der in Kilkenny niederländische Textilarbeiter ansiedelte, die Bild-
wirkerei eine besondere Rolle spielte. In der Hauptsache diente das Unternehmen zur Her-
stellung von geknüpften Fußteppichen, gewebten Stoffen und dergleichen.

Erst im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts tauchen authentische Nachrichten auf. Unter
dem 17. Juli 1677 wird dem Leinenfabrikanten Christopher Lovett, einem Mitgliede (alder-
man) der Stadtverwaltung Dublin, die königliche Genehmigung zur Errichtung einer Lei-
nen- und Wirkteppichmanufaktur in Chapelizod (bei Dublin) erteilt, mit der Maßgabe, daß
dem Gründer ein Darlehen in Höhe von £ 1200 gewährt wird, das nach Ablauf eines 21 jäh-
rigen Privilegs zurückzuzahlen ist. Nach dem Ableben Ghristophers führen die Witwe Fran-
ces, eine Protestantin, und ihr Sohn John das Unternehmen weiter. Die Wirren des Jahres
1688 bringen der Werkstatt außerordentliche Schwierigkeiten. In einem Gesuche vom
16. November 1689 bittet John Lovett 38 im Londoner Zollhaus deponierte Behänge „of
their Majesties' Manufacture of Ireland" von etwaigen Abgaben zu befreien, da sie nicht
für das Ausland bestimmt seien; dem Ersuchen wird stattgegeben. 1692 erlischt das Unter-
nehmen endgültig.

Um 1730 nimmt der in Dublin ansässige Robert Baillie eine Folge von sechs Behängen
für das irische Parlament in Auftrag. John van Beaver betätigt sich als Wirker. Zur Durch-
führung gelangen in sehr feinem Kettfach nur die beiden, heute in der Bank von Irland,
dem ehemaligen House of Lords, deponierten Teppiche „die Schlacht von Boyne" (the
Battie of the Boyne) und „die Belagerung von Londonderry". Die Bilddarstellung, die an
gleichzeitige Brüsseler Arbeiten anklingt, ist unruhig und zerrissen; die in den Ecken aus-
geklinkte Bordüre wirkt schwer; Medaillons fassen die Brustbilder der in den Kämpfen her-
vorgetretenen Persönlichkeiten; ungeschickt gezeichnete Genien stoßen in die Posaune;
Trophäen und Blumengewinde decken den freibleibenden Raum; massige Draperien stehen
in scharfem Gegensatz zu den zierlichen Blumengirlanden1). Wann die Manufaktur erlischt,
steht dahin. W. G. Thomson schreibt van Beaver das Wirkereiporträt König Georgs IL, im
Besitze der Messrs. Atkinson (College Green, Dublin), zu. Weitere Einzelheiten fehlen. Noch
um 1768 scheinen sich Bildwirker in Irland sporadisch betätigt zu haben. Auf ihre Tätigkeit
geht wahrscheinlich ein um 1760 entstandener Behang zurück, der am 10. Juli 1924 bei
Christie in der Mulliner-Auktion auftauchte: das königliche Wappen Georgs III., von
Schildhaltern, Motto und Zepter, Waffentrophäen usw. umrahmt. Als Bordüre erscheint
Blatt-Roll-Werk2).
 
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