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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0263

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II. 17. Jahrhundert.

Die Portieren mit dem Wappen des Krakauer Bischofs Jakob Zadzik, die sich auf die
Kathedrale von Krakau, das Museum Czartoryski zu Krakau und eine schwedische Privat-
sammlung verteilen, sind in den Jahren von 1633 bis 1636 in den Niederlanden, wahr-
scheinlich in dem Delfter Atelier des Maximilian van der Gucht gewirkt worden (wenn
auch der Karton vielleicht einem polnischen Maler zuzuschreiben ist)15). Der Wappenbe-
hang in der Münchener Residenz mit den Schildern von Schweden und Polen-Litauen, für
die Prinzessin Anna Catharina Constantia (1619—1651), die Tochter Sigismunds III., ge-
fertigt, ist typisch niederländischen (Brüsseler) Ursprungs16).

Als weiteres Belegstück kommt der heraldische Teppich des Bischofs Nikolaus Albert
Gniewosz auf Schloß Skokloster (Schweden) in Frage. Die Jahreszahl 1645 nennt die Zeit
der Entstehung17). Die Durchbildung des Blumenstraußes (in der Mitte zwischen den Wap-
penschildern) verrät unzweideutig eine holländische, wahrscheinlich eine Delfter Werk-
statt. Das gleiche gilt von den beiden Flußgöttern und der Landschaft am unteren Rande
des Behanges. Die Fingerzeige weisen in allen Fällen nach den nördlichen Niederlanden,
eine Tatsache, die durch den Archivalienbestand bestätigt wird18).

Bleiben wir bei den Wappenteppichen, so folgen zeitlich die drei Portieren mit dem
Hoheitszeichen des Stephan Korycinski, des Großkanzlers von Polen (1653—1658)19). Das
Hauptstück — im Besitze des Barons Götz-Okocimski — mit dem von zwei Gestalten
gehaltenen Wappen, der schweren Kantenbordüre und den starken Farben läßt viel eher
an Polen als an die Niederlande denken, wenngleich flämische Einflüsse sich naturgemäß
bemerkbar machen. Der Karton — er könnte von dem polnischen Zeichner ja nach Hol-
land gesandt worden sein —, noch mehr die Farbengebung (grüner Fond, sehr bunte Töne)
und die etwas harte Technik, lassen immerhin die Wahrscheinlichkeit zu, daß die Stücke in
Polen entstanden sind. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß ein in Deutschland vagieren-
der Flame oder flämischer Nachkömmling vorübergehend im Dienste des Großkanzlers
stand; die Wiedergabe der Bordüre, die andererseits auch an Fassungen aus der Pariser
(flämischen) Manufaktur der van den Planken und Comans anklingt, gibt zu denken.

32 Göbel, Wandteppiche III, 2.
 
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