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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0222

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Die nordischen Länder

A. Schweden.

I. Manufakturen im 16. Jahrhundert. Gripsholm.
Svartsjö. Kalmar. Stockholm.

Die erste landesherrliche Gründung, die Bildwirkereien in der flämisch-brabantischen
Auffassung anstrebt, geht auf die Zeit um 1540 zurück1). Ein niederländischer Meister.
Johann „Tarpenzier", weilt 1540 bis 1541 auf Schloß Gripsholm. 1544 erscheint unter den
Hofbediensteten der flämische Wirker Daniel van Santhro. Er ist zeitweilig in Gripsholm
und Stockholm tätig; als sein Gehilfe fungiert 1545 der Schwede Nils Eskilsson. 1546 erwäh-
nen die Rechnungsbelege von Gripsholm einen Wirker Gunnar, der bis 1551 (einschließlich)
für König Gustav Wasa tätig ist. 1546 bis 1548/49 finden wir die beiden Flamen Gillius van
Lönen und von 1547 ab Anders Claeson (Glaesz) mit ihren Frauen, 1551 eine kleine Wir-
kerin Mariet. Die mehrfache Überweisung von Gold- und Silberfäden läßt auf reiche, feinere
Arbeiten schließen.

1552 übernimmt Paul de Bucher — das Anstellungsdekret datiert vom 19. Februar 1553 —
die Leitung der königlichen Wirkerei, als erste Hilfskraft steht ihm Nils Eskilsson zur
Seite. Der König legt besonderen Wert auf die Heranbildung eines einheimischen Wirker-
stammes — ein Bestreben, das immer und immer wieder in allen Ländern und Zeiten zu
beobachten ist —; 1554 arbeiten die Lehrlinge Claus Stenberg, Nils Olsson, Henning Olsson
und Anders Jönsson. 1555 umfaßt der Personalbestand von Gripsholm die Wirker Paul de
Bucher, Nils Eskilsson, Jacob van Malo, Nils Olsson, Albrecht Flesshus, Henning Olsson,
Anders Jönsson und Steffan Larsson. 1557 kommen Hans Spiring van Hell, Dominicus Gus-
ling, Jasper dem Burst hinzu, 1558 finden wir auf Gripsholm auch den Schweden Anders
Larsson; 1559 arbeitet de Bucher gemeinsam mit dem Burst, van Malo und einem Flamen,
Claus von Albonn, in Schloß Svartsjö. Die Wirker wechseln des öfteren den Standort, je
nachdem Reparaturen und Neuarbeiten in den betreffenden königlichen Residenzen, die in
der Regel äußerst einfach eingerichtet waren, sich als dringend erwiesen. Sie hausen in
Gripsholm, Stockholm, Vadstena, Upsal, Svartsjö, Kalmar usw.

Die Anstellungsverhältnisse ähneln in ihrer Festlegung stark den in Deutschland bei der
Übernahme flämischer Meister geübten Normen. So erhält Daniel van Santhro einen Jahres-
sold von 200 Mark, Andreas Claesz bezieht 150 Mark, seine Frau wird mit 100 Mark ent-
lohnt; niedriger bemessen ist die Entschädigung für Gillius van Lönen (72 Mark); Nils
Eskilssons Gehalt (150 Mark im Jahre 1553) wird seit 1560 dem des Paul de Bucher
(250 Mark) gleichgestellt. Außerdem werden Zuweisungen für ein Winterkleid und sonstige
kleinere Vergünstigungen gewährt.

Mit dem Regierungsantritt (1560) des prunkliebenden Königs Eriks XIV. erfährt die Bild-
wirkerei einen beachtenswerten Aufschwung. Schon 1556 arbeitet Nils Eskilsson für den

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