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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0083

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B r i e g

meinzeche" an, der Zunftvereinigung, die die kleineren Gewerke umfaßte und die gering-
sten Gebühren erhob5). „Egidius Hochstraße der Thöwichtmacher in Brieg" segnet das Zeit-
liche am 19. Januar 1621. Mit dem Ableben des Meisters ist die Teppichwirkerei in der her-
zoglichen Residenz endgültig erloschen. E. Hintze nennt zwar noch — gleichfalls aus den
Büchern der Nikolaikirche — einen „Teppichtmacher Georg Leübischer", der am 25. Ja-
nuar 1682 begraben wird, es handelt sich m. E. jedoch um einen der zahlreichen Stricker,
die nach ihrem Verfahren — das Breslauer Museum für Kunstgewerbe besitzt verschiedene
sehr interessante Behänge in Strickertechnik — Wandteppiche erzeugten. Das Brieger
Gründungsstatut der Handschuhstricker und Barettmacher vom 3. Februar 1611 schreibt
als Meisterarbeit ausdrücklich vor:

1. ein Töpicht

2. ein Parett

3. ein Paar Reitsocken

4. ein Paar Zwickelstrümphe

5. ein schwarzer Reithandschuh.

Bleibt die Privattätigkeit von Husens und des Egidius Hohestraße zwar ungeklärt, so
geben die herzoglichen Inventare immerhin ein ziemlich getreues Bild der Arbeit der beiden
Meister in landesherrlichem Auftrag.

Das Verzeichnis der Silberkammer des Herzogs Joachim Friedrich vom Jahre 15938)
zählt auf:

„1. 17 Stuckh von der bekerung paulj.

2. 5 Stucke Teppichte das geschlecht.

3. 1 Stucke teppicht von der hochzeit zu Cana, werden in die schöne Stube gebracht.

4. 8 Stucke teppicht vom Joseph.

5. 10 Stucke teppicht von den Jeger.

6. 1 Stuck Teppicht vom englischen Gruß.

7. 1 Stuck wie die drei Marien zum grabe komen.

8. 1 Stuck J. F. G. Herzog georgen vnd der ...

9. 1 Stuck darin d. jungen herrn biltnis.

10. 1 Stuck darin der alten herzogin bültnis.

11. 1 Stuck Judicium Salomonis.

12. 1 Stuck das große geschlecht.

13. 9 Stuck Neu Rückteppicht ufn Saal.

14. 10 Stucke Rückteppicht mit wappen und engein.

15. 2 Stuck Rückteppicht mit Mehr wundern (Meerwundern).

16. 1 großer weißer Taffelteppicht.

17. 7 tischteppichte.

18. 1 Teppicht auf die langetaffel mit J. F. G. wappen.

19. 17 Stuck Rückteppichte allerlei gewürz."

Ziehen wir das etwas spätere (um 1595) Haushaltsinventar des Herzogs Joachim Fried-
rich7) zu Brieg und Wohlau zum Vergleiche heran, so kehren unverändert wieder die Num-
mern zu 1 bis 8. Die fünf Teppiche „das geschlecht" (Nr. 2) werden ausführlich erläutert:
„Fürstlich Liegnitsch geschlechte in die schöne stube gehörig"; Nr. 9 und 10 (die gewirkten
Porträts des „jungen Herrn" und der „alten Herzogin") fehlen. Das Judicium Salomonis
(11) heißt diesmal „Historia Salomonis So zum Brig gemacht"; das „große ge-
schlecht" (12) erscheint als „Fürstlich Liegnitscher Stamb". An Stelle der Nr. 13, 14, 15, 19
(9 + 10 + 2 + 17) mit insgesamt 38 Rückteppichen erscheinen 21 Rücklaken ohne nähere
Bezeichnungen (wohl identisch mit Nr. 13 bis 15), sowie „8 Rücktebicher So zum
Brieg gemacht worde n". Zum Schluß finden sich zwei kleine Stücke „Lignitsch

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