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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0090

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Breslau. Görlitz

und Teppichmacher bezeichnet, seine Werkstatt (vor 1581 bis nach 1600) befindet sich „bey
S. Christof feil", der Meister ist in zweiter Ehe mit der Tochter eines Fuhrmanns verheiratet;
der Teppichmacher Georg Liechtenberger, der am 1. Trinitatis 1601 die Tochter eines
Schwertfegers ehelicht, ist der Sohn des Bauern Urban Liechtenberger in Salzbrunn; der
Teppichmacher Hans Carl (Carll, Karl) wohnt (um 1617) in der Groschengasse; der ,,Te-
bichtmacher und Tebichtmahler" Constantinus Neuman haust 1625 am Schießwerder in
Hans Zanges Haus; der Teppichmacher George Pohl „vor S. Niclas in Breslau" wird
1666/67 urkundlich erwähnt; der „Täppicht-Wäber" Michael Pitsch, auf dem Stadtgute in
Breslau, stirbt am 23. Januar 1696 im Alter von 67 Jahren; sein Fachgenosse Adam Kieß-
ling (Kießlig), der gleichfalls auf dem Stadtgute vor dem Odertore haust, segnet (39 Jahre
alt) am 29. Januar 1700 das Zeitliche; Gottfried Hämpel, der Teppichmacher auf dem El-
bing in Breslau, heiratet am 11. November 1715 die Tochter eines in Rawitsch ansässigen
Büchsenmeisters.

Es besteht kaum ein Zweifel, daß weitaus der größte Teil der vorauf angeführten „Tep-
pichmacher" keine Tapissiers im wirklichen Sinne gewesen sind. Namen und Herkunft las-
sen darauf schließen, daß es sich um Einheimische — nicht um zugewanderte Nieder-
länder oder Franzosen handelt — zumeist kleiner Herkunft handelt. Die so zahlreich auf-
tretenden Teppichmacher sind in der Mehrheit Strumpfwirker, die wie in Neiße, Görlitz,
Berlin und anderen Orten, auch Wandteppiche in ihrer Technik erzeugten — das Bres-
lauer Kunstgewerbemuseum besitzt eine Anzahl vorzüglicher Beispiele —, zum kleineren
Teile Teppichdrucker und Teppichmaler, vielleicht hie und da auch Wirker21).

Unter dem 15. September 1609 erwirbt Martin Hoyauff (Hoiauf, Heauf), ein Brief maier
und „Töppichmacher" von Halle in Sachsen, in Görlitz das Bürgerrecht, nachdem er bereits
mehrere Jahre seine Tätigkeit in der Stadt ausgeübt hat22). Der Meister — dem Namen nach
ein Niederländer — haust, dem Geschoßregister zufolge, von 1603 bis 1610 auf dem Rade-
markte (jetzt Demianiplatz) und zahlt halbjährlich eine Abgabe von 2 Groschen. An der
Tatsache, daß Hoyaulf sich als Kartonzeichner und Briefmaler, zugleich aber auch als Wir-
ker betätigt, bestehen immerhin noch Zweifel. Um einen Strumpfwirker wird es sich bei der
eigenartigen Berufs Verbindung kaum gehandelt haben. Leider ist bis jetzt noch keine Arbeit
bekannt geworden, die sich mit einiger Sicherheit mit dem Meister in Verbindung bringen
ließe.
 
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