England. Die Sheldon-Werkstätten
Weston, er übernimmt 1546/47 den gesamten Familienbesitz. Seine Frau ist die Tochter
eines reichen in Barcheston (Grafschaft Warwick) ansässigen Wollhändlers. Der Gedanke,
ein Textilunternehmen größeren Stiles zu gründen, kann in Sheldon nicht vor den fünfziger
Jahren aufgetaucht sein. Um 1555 verläßt Sheldons Sohn, Ralph (geb. 1537), die Universi-
tät Oxford und begibt sich, begleitet von Richard Hyckes, auf Reisen. Am 31. Mai 1557 er-
folgt seine Vermählung mit Anne Throckmorton. Die Ausbildungszeit Hyckes' erstreckt
sich, wenn die Angabe von Anthony Wood richtig ist, die allerdings erst aus dem Jahre
1680 stammt13), lediglich auf etwa eineinhalb Jahre, eine Spanne, die viel zu kurz für die
gründliche Erlernung der Wandteppichwirkerei ist. Hyckes war 1555 bereits etwa 31 Jahre
alt, als er angeblich in Holland seine praktische Tätigkeit begann. Tatsächlich muß Richard
bereits gewisse Vorkenntnisse besessen haben, die er sich vielleicht bei Meistern der Great
Wardrobe, den Wirkern des königlichen Textilienschatzes, erwarb, er suchte möglicher-
weise in Holland — ob in Delft oder Amsterdam — eine Vervollständigung seines Könnens.
Wie dem auch sei, Ralph Sheldon unterstützt eifrig die väterlichen Bestrebungen, die mit
dem Besitzübergang von Barcheston (1561)14) feste Formen gewinnen. Das Verhältnis zwi-
schen den Sheldons, Vater und Sohn, und Richard Hyckes ist ein freundschaftliches zu nen-
nen. Die letztwillige Verfügung William Sheldons vom 3. Januar 1569/70 — sein Ableben er-
folgte am 23. Dezember 1570/71 — spricht ausführlich über die weitgehende geldliche und
moralische Unterstützung, die der Gründer seinem technischen Leiter zuteil werden ließ.
Sie äußert sich ferner über die künftigen Pläne Sheldons, dem die Idee eines großen In-
dustriezentrums vorschwebte, das die Grafschaften Worcester und Warwick sowie die
Städte Warwick und Coventry, wenn möglich auch die Grafschaften Gloucester, Oxford,
Salop, StafFord, Hereford und Berkshire umfassen sollte. Außer Richard Hyckes, dem „Be-
gründer der englischen Wandteppichwirkerei", werden Thomas Chaunce und William
Dowler erwähnt, die als ausgebildete Meister „in the said Art" gleichfalls mit gewissen Vor-
teilen bedacht werden. Einzelheiten führen zu weit15). Betont wird wieder der Wunsch des
Erblassers, daß in erster Linie Engländer in seinen textilen Betrieben beschäftigt werden.
Im Gange sind zur Zeit der Niederschrift die beiden Werkstätten von Barcheston (bei oder in
Weston House, dem Sitze William Sheldons) und Bordesley (bei Beoley, dem alten Familien-
besitz der Sheldon). Die Hauptmanufaktur unter Hyckes Leitung ist die von Barcheston,
das Atelier zu Bordesley, wahrscheinlich unter Thomas Chaunce, dürfte im wesentlichen
dem Zwecke gedient haben, die im Testamente William Sheldons erwähnten „hangings
of tapestry and arras which J do will shall remain at Beoley from heir to heir" zu erzeugen.
Die großen gewirkten Landkarten sind in Barcheston entstanden, als (1588) Ralph Sheldon,
der Sohn und Erbe, das große Haus zu Weston zu bauen begann, möglicherweise ist die
Karte von Worcester auch dem Zweigatelier von Bordesley (Grafschaft Worcester) zuzu-
schreiben. Die Werkstatt von Bordesley dürfte vor 1603 eingegangen sein, jedenfalls ist
Thomas Chaunce, als er unter dem 26. August d. Js. seinen letzten Willen aufsetzt, schon
längere Zeit in einem anderen Orte der Grafschaft Worcester ansässig. Über den Aufbau
der beiden Manufakturen sind wir nur äußerst mangelhaft unterrichtet. Wirkernamen, bis
auf „Peter, a Duchman (Holländer)16), servant to Richard Hicks", der am 17. Juli 1590 in
Barcheston beerdigt wird, fehlen vollständig. Ich teile nicht die Ansicht der englischen
Fachgenossen, daß der ausdrückliche Zusatz >,a duchman" etwas außerordentliches, un-
gewöhnliches bezeichnet, d. h., daß nur Landeskinder sich als Wirker betätigten. Es ist
bei der wahrscheinlich mangelhaften technischen Ausbildung Hyckes ausgeschlossen, Bild-
wirkereien ohne einigermaßen geübte niederländische Hilfskräfte zu erzeugen, sofern nicht
Gesellen der Great Wardrobe als Mitarbeiter herangezogen wurden, wofür zunächst jeder
Beweis fehlt. Sicher ist jedenfalls, daß die Sheldon und Hyckes, ihrer wirtschaftlichen Ein-
stellung entsprechend, die Flamen oder Holländer, so bald es sich irgend wie technisch
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Weston, er übernimmt 1546/47 den gesamten Familienbesitz. Seine Frau ist die Tochter
eines reichen in Barcheston (Grafschaft Warwick) ansässigen Wollhändlers. Der Gedanke,
ein Textilunternehmen größeren Stiles zu gründen, kann in Sheldon nicht vor den fünfziger
Jahren aufgetaucht sein. Um 1555 verläßt Sheldons Sohn, Ralph (geb. 1537), die Universi-
tät Oxford und begibt sich, begleitet von Richard Hyckes, auf Reisen. Am 31. Mai 1557 er-
folgt seine Vermählung mit Anne Throckmorton. Die Ausbildungszeit Hyckes' erstreckt
sich, wenn die Angabe von Anthony Wood richtig ist, die allerdings erst aus dem Jahre
1680 stammt13), lediglich auf etwa eineinhalb Jahre, eine Spanne, die viel zu kurz für die
gründliche Erlernung der Wandteppichwirkerei ist. Hyckes war 1555 bereits etwa 31 Jahre
alt, als er angeblich in Holland seine praktische Tätigkeit begann. Tatsächlich muß Richard
bereits gewisse Vorkenntnisse besessen haben, die er sich vielleicht bei Meistern der Great
Wardrobe, den Wirkern des königlichen Textilienschatzes, erwarb, er suchte möglicher-
weise in Holland — ob in Delft oder Amsterdam — eine Vervollständigung seines Könnens.
Wie dem auch sei, Ralph Sheldon unterstützt eifrig die väterlichen Bestrebungen, die mit
dem Besitzübergang von Barcheston (1561)14) feste Formen gewinnen. Das Verhältnis zwi-
schen den Sheldons, Vater und Sohn, und Richard Hyckes ist ein freundschaftliches zu nen-
nen. Die letztwillige Verfügung William Sheldons vom 3. Januar 1569/70 — sein Ableben er-
folgte am 23. Dezember 1570/71 — spricht ausführlich über die weitgehende geldliche und
moralische Unterstützung, die der Gründer seinem technischen Leiter zuteil werden ließ.
Sie äußert sich ferner über die künftigen Pläne Sheldons, dem die Idee eines großen In-
dustriezentrums vorschwebte, das die Grafschaften Worcester und Warwick sowie die
Städte Warwick und Coventry, wenn möglich auch die Grafschaften Gloucester, Oxford,
Salop, StafFord, Hereford und Berkshire umfassen sollte. Außer Richard Hyckes, dem „Be-
gründer der englischen Wandteppichwirkerei", werden Thomas Chaunce und William
Dowler erwähnt, die als ausgebildete Meister „in the said Art" gleichfalls mit gewissen Vor-
teilen bedacht werden. Einzelheiten führen zu weit15). Betont wird wieder der Wunsch des
Erblassers, daß in erster Linie Engländer in seinen textilen Betrieben beschäftigt werden.
Im Gange sind zur Zeit der Niederschrift die beiden Werkstätten von Barcheston (bei oder in
Weston House, dem Sitze William Sheldons) und Bordesley (bei Beoley, dem alten Familien-
besitz der Sheldon). Die Hauptmanufaktur unter Hyckes Leitung ist die von Barcheston,
das Atelier zu Bordesley, wahrscheinlich unter Thomas Chaunce, dürfte im wesentlichen
dem Zwecke gedient haben, die im Testamente William Sheldons erwähnten „hangings
of tapestry and arras which J do will shall remain at Beoley from heir to heir" zu erzeugen.
Die großen gewirkten Landkarten sind in Barcheston entstanden, als (1588) Ralph Sheldon,
der Sohn und Erbe, das große Haus zu Weston zu bauen begann, möglicherweise ist die
Karte von Worcester auch dem Zweigatelier von Bordesley (Grafschaft Worcester) zuzu-
schreiben. Die Werkstatt von Bordesley dürfte vor 1603 eingegangen sein, jedenfalls ist
Thomas Chaunce, als er unter dem 26. August d. Js. seinen letzten Willen aufsetzt, schon
längere Zeit in einem anderen Orte der Grafschaft Worcester ansässig. Über den Aufbau
der beiden Manufakturen sind wir nur äußerst mangelhaft unterrichtet. Wirkernamen, bis
auf „Peter, a Duchman (Holländer)16), servant to Richard Hicks", der am 17. Juli 1590 in
Barcheston beerdigt wird, fehlen vollständig. Ich teile nicht die Ansicht der englischen
Fachgenossen, daß der ausdrückliche Zusatz >,a duchman" etwas außerordentliches, un-
gewöhnliches bezeichnet, d. h., daß nur Landeskinder sich als Wirker betätigten. Es ist
bei der wahrscheinlich mangelhaften technischen Ausbildung Hyckes ausgeschlossen, Bild-
wirkereien ohne einigermaßen geübte niederländische Hilfskräfte zu erzeugen, sofern nicht
Gesellen der Great Wardrobe als Mitarbeiter herangezogen wurden, wofür zunächst jeder
Beweis fehlt. Sicher ist jedenfalls, daß die Sheldon und Hyckes, ihrer wirtschaftlichen Ein-
stellung entsprechend, die Flamen oder Holländer, so bald es sich irgend wie technisch
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