Schweden
ten C. Härleman (Abb. 168 b), nach dem Entwürfe von Olof Arenius (gest. 1766) mit der
Signatur P • Hilleström im Stockholmer National-Museum — schließt die erste Periode des
Wirkers9).
Hilleström wird 1757 mit Staatsunterstützung nach Paris entsandt, um sich in der Bild-
wirkerei zu vervollkommnen. Er verwertet den Aufenthalt in Frankreichs Metropole zu
einer gründlichen Umschau in den Betrieben der Gobelins und der Savonnerie und betreibt
zu gleicher Zeit malerische Studien bei Frangois Boucher. 1758 erfolgt die Rückreise nach
Schweden; die reine Wirkertechnik tritt gegenüber den Savonneriearbeiten und der Tafel-
malerei fast völlig in den Hintergrund. In der Zeit von 1758 bis 1765 verfertigt Hilleström
— nicht ohne Hilfe — für das Audienzzimmer des Stockholmer Schlosses sechs Savonnerie-
teppiche nach Kartons von Lars Bolander (gest. 1795). Seine letzte größere Arbeit ist der
Savonnerie-Fußteppich für den königlichen Thron im Reichssaal des Schlosses zu Stock-
holm, wiederum nach Entwürfen von Bolander. Die Technik ist einwandfrei, sie steht
erheblich höher als die seiner Bildwirkereien. Hilleström wird 1773 Mitglied der Stockhol-
mer Akademie, 1810 leitender Direktor; der Künstler segnet am 13. August 1816 in Stock-
holm das Zeitliche.
Von Hilleslröm stammt eine Porträtwirkerei — die Schwester Gustafs III., Prinzessin
Sophie Albertina (im Alter von 14 Jahren) —nach einem Gemälde von Gustaf Lundberg (auf
Schloß Gripsholm). Von seinen Schülern kommt in erster Linie der Finnländer Jacob Eke-
bom in Betracht, der von 1768 bis zu seinem Ableben (1774) für das königliche Schloß
beschäftigt wird und sowohl im Wirkereiverfahren wie in der Savonnerietechnik gleich-
mäßig bewandert ist. Bemerkenswert sind seine Möbelbezüge für Schloß Strömsholm, nach
Kartons von Lars Bolander. Er ist ferner, gemeinsam mit Hilleström, für die Ausstattung
des Reichssaales tätig. Nach Ekeboms Ableben übernimmt der Sohn Hilleströms, Karl Pet-
ter Hilleström, den Betrieb (1776 bis 1794). Er scheint im wesentlichen nur Savonnerie-
arbeiter gewesen zu sein.
Von Esprit Serre sind uns Schirmblätter — verschiedene Paravents mit Lafontaineschen
Fabeln (1744 bis 1753, Abb. 170 a, b) — und Möbelbezüge, gleichfalls nach Lafontaine-
schen Motiven, im schwedischen Staatsbesitz erhalten geblieben. Ein Wirkereiporträt der
Königin Luise Ulrike (1753) ist verschollen.
Carl David und G. Lundblad — ob von Hilleström ausgebildet? — sind in den Jahren
von 1772 bis 1774 mit Möbelwirkereien in hochlitziger Technik für Schloß Frederikshof
(Stockholm) beschäftigt.
Ähnlich wie in Norwegen erblühen neben den amtlichen und halbamtlichen Wirkerei-
manufakturen zahlreiche, rein volkstümlich eingestellte Klein- und Hausateliers. Die erste
Anregung — soweit die reinen Bildteppiche, „flamskväfnader", in Frage kommen — geht
nach den Feststellungen Karlins10) auf flämische Wirker zurück, die zum Teil den Staats-
ateliers entstammten und aus nicht näher ersichtlichen Gründen lohnenden Erwerb in den
ländlichen Bezirken Südschwedens suchten und fanden. Der starke Einfluß der Manufak-
turen Wismars fand bereits Erwähnung11).
In erster Linie kommt das textilfrohe Schonen in Betracht. In Lund oder in der Nähe der
Stadt entfaltet, nach alter Überlieferung, Alhed, die Hausfrau des flämischen Wirkers Jör-
gen Munthers, zu Ende des 16. Jahrhunderts ihre Tätigkeit. Wirkereien aus der Frühzeit
dieses ländlich-bürgerlich eingestellten Betriebes sind mir nicht bekannt. Die Tatsache ist
im übrigen nicht sonderlich verwunderlich, brachten doch die in den Niederlanden, in
Wismar, Lübeck, Hamburg ansässigen Wirker Schweden keine neue, ihnen unbekannte
Kunst; Alhed und ihre Fachgenossinnen und Genossen beschränkten sich lediglich darauf,
einer uralten, ausgesprochen bäuerlichen Kunstindustrie neues Leben, neue Formen einzu-
flößen. Es ist daher verständlich, daß die Erzeugnisse dieser einfachen Werkstätten, die
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ten C. Härleman (Abb. 168 b), nach dem Entwürfe von Olof Arenius (gest. 1766) mit der
Signatur P • Hilleström im Stockholmer National-Museum — schließt die erste Periode des
Wirkers9).
Hilleström wird 1757 mit Staatsunterstützung nach Paris entsandt, um sich in der Bild-
wirkerei zu vervollkommnen. Er verwertet den Aufenthalt in Frankreichs Metropole zu
einer gründlichen Umschau in den Betrieben der Gobelins und der Savonnerie und betreibt
zu gleicher Zeit malerische Studien bei Frangois Boucher. 1758 erfolgt die Rückreise nach
Schweden; die reine Wirkertechnik tritt gegenüber den Savonneriearbeiten und der Tafel-
malerei fast völlig in den Hintergrund. In der Zeit von 1758 bis 1765 verfertigt Hilleström
— nicht ohne Hilfe — für das Audienzzimmer des Stockholmer Schlosses sechs Savonnerie-
teppiche nach Kartons von Lars Bolander (gest. 1795). Seine letzte größere Arbeit ist der
Savonnerie-Fußteppich für den königlichen Thron im Reichssaal des Schlosses zu Stock-
holm, wiederum nach Entwürfen von Bolander. Die Technik ist einwandfrei, sie steht
erheblich höher als die seiner Bildwirkereien. Hilleström wird 1773 Mitglied der Stockhol-
mer Akademie, 1810 leitender Direktor; der Künstler segnet am 13. August 1816 in Stock-
holm das Zeitliche.
Von Hilleslröm stammt eine Porträtwirkerei — die Schwester Gustafs III., Prinzessin
Sophie Albertina (im Alter von 14 Jahren) —nach einem Gemälde von Gustaf Lundberg (auf
Schloß Gripsholm). Von seinen Schülern kommt in erster Linie der Finnländer Jacob Eke-
bom in Betracht, der von 1768 bis zu seinem Ableben (1774) für das königliche Schloß
beschäftigt wird und sowohl im Wirkereiverfahren wie in der Savonnerietechnik gleich-
mäßig bewandert ist. Bemerkenswert sind seine Möbelbezüge für Schloß Strömsholm, nach
Kartons von Lars Bolander. Er ist ferner, gemeinsam mit Hilleström, für die Ausstattung
des Reichssaales tätig. Nach Ekeboms Ableben übernimmt der Sohn Hilleströms, Karl Pet-
ter Hilleström, den Betrieb (1776 bis 1794). Er scheint im wesentlichen nur Savonnerie-
arbeiter gewesen zu sein.
Von Esprit Serre sind uns Schirmblätter — verschiedene Paravents mit Lafontaineschen
Fabeln (1744 bis 1753, Abb. 170 a, b) — und Möbelbezüge, gleichfalls nach Lafontaine-
schen Motiven, im schwedischen Staatsbesitz erhalten geblieben. Ein Wirkereiporträt der
Königin Luise Ulrike (1753) ist verschollen.
Carl David und G. Lundblad — ob von Hilleström ausgebildet? — sind in den Jahren
von 1772 bis 1774 mit Möbelwirkereien in hochlitziger Technik für Schloß Frederikshof
(Stockholm) beschäftigt.
Ähnlich wie in Norwegen erblühen neben den amtlichen und halbamtlichen Wirkerei-
manufakturen zahlreiche, rein volkstümlich eingestellte Klein- und Hausateliers. Die erste
Anregung — soweit die reinen Bildteppiche, „flamskväfnader", in Frage kommen — geht
nach den Feststellungen Karlins10) auf flämische Wirker zurück, die zum Teil den Staats-
ateliers entstammten und aus nicht näher ersichtlichen Gründen lohnenden Erwerb in den
ländlichen Bezirken Südschwedens suchten und fanden. Der starke Einfluß der Manufak-
turen Wismars fand bereits Erwähnung11).
In erster Linie kommt das textilfrohe Schonen in Betracht. In Lund oder in der Nähe der
Stadt entfaltet, nach alter Überlieferung, Alhed, die Hausfrau des flämischen Wirkers Jör-
gen Munthers, zu Ende des 16. Jahrhunderts ihre Tätigkeit. Wirkereien aus der Frühzeit
dieses ländlich-bürgerlich eingestellten Betriebes sind mir nicht bekannt. Die Tatsache ist
im übrigen nicht sonderlich verwunderlich, brachten doch die in den Niederlanden, in
Wismar, Lübeck, Hamburg ansässigen Wirker Schweden keine neue, ihnen unbekannte
Kunst; Alhed und ihre Fachgenossinnen und Genossen beschränkten sich lediglich darauf,
einer uralten, ausgesprochen bäuerlichen Kunstindustrie neues Leben, neue Formen einzu-
flößen. Es ist daher verständlich, daß die Erzeugnisse dieser einfachen Werkstätten, die
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