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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0241

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Dänemark. Heisinger

Zeit erreicht der Personalstand der Manufaktur die Zahl 194). Leider verschweigen uns die
Belege die Herkunft der neueingestellten Wirker; sie rekrutieren sich, nach der Technik der
uns erhaltenen Arbeiten zu urteilen, im wesentlichen aus Brüssel. Selbstverständlich muß
ein leitender Meister vorhanden gewesen sein, der nach Kniepers Anweisung — als
Maler! — arbeitet; aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um den Oudenaarder Wir-
ker Christof Keluneicz, der den Belegen der flandrischen Manufaktur zufolge 1585 nach
Dänemark übersiedelt und nach sechsjähriger Tätigkeit nach Frankenthal abwandert5).
Unter dem 11. Mai 1579 erfolgt die Verrechnung (rund 3000 Taler) der ersten gelieferten
Serie von zwölf Behängen mit Episoden aus der Geschichte Davids (elf Teppiche) und der
keuschen Susanna (ein Stück)6). Die Höhe der Behänge beträgt durchgängig 4V2 Ellen, der
größte deckt in der Länge 10 Ellen, die übrigen wechseln zwischen 5 und 7 Ellen; insgesamt
mißt die Folge 354 Quadratellen; die Unkosten belaufen sich bei dem vereinbarten Ansatz
von 5 Talern auf 1770 Taler. Hans Knieper bleibt dem König gegenüber mit 187V2 Talern
im Vorschuß. Die Alttestamentfolge wird durch sechs unter dem 31.Augustl579 abgelieferte
Wirkereien ergänzt: durch ein Stück aus der Geschichte Belsazars, fünf Susannabehänge
— die zwei Alten beobachten die Badende, Susanna wird auf die falsche Zeugenaussage
hin zum Tode verurteilt, die beiden Sünder bekennen ihr Vergehen, die Steinigung — und
einen Danielteppich (der Prophet in der Löwengrube). Die Höhe ist mit 472 Ellen die
gleiche, die Längen wechseln zwischen 3 und 10 Ellen, der Gesamtinhalt beläuft sich
auf 144 Quadratellen (720 Taler). Mit den beiden am 24. Dezember 1579 abgelieferten Wir-
kereien (die Anklage, der König befiehlt, den Propheten Daniel in die Löwengrube
zu werfen; Daniels Rechtfertigung, die Verurteilung seiner Widersacher), die einen
Kostenaufwand von 283 Talern 4 Sk. verursachen (Höhe 41/2 Ellen, Länge je etwa
6 Ellen), schließt die Reihe mit insgesamt 20 Behängen. Die an Knieper zur Auszahlung
gelangten Beträge umfassen nicht allein die Reinvergütung für die neugewirkten Folgen,
verschiedene Ausgaben entfallen auch auf die Anwerbung neuer Gesellen — „163 Dl. sam
had udgivet til Fortaering og anden Omkostning for ad indfore nogle Tapetvaevere, som var
20 Personer, deriblandt var 4 Born (Frauen) med Kvindfolg og en Dreng (Bursche), som
han havde antaget i B r u s s e 1". Die nächsten Jahre der Tätigkeit Kniepers sind weniger
mit Patronenzeichnen, als vornehmlich mit rein malerischen Arbeiten (die Königskammer
in Kronborg usw.) ausgefüllt, die außerhalb des Rahmens unserer Betrachtung liegen. Die
amtliche Befugnis des Meisters erfährt durch die königliche Verfügung vom 18. Februar
1580 insofern eine Erweiterung, als Knieper auch die Aufsicht und Wartung des staat-
lichen Textilienschatzes übertragen wird7): „Desuden er han pligtig at vare paa Kongens
Tapeter her paa Slottet, at de ikke blive fordaervede af Orm (Wurmfraß)." Ende 1581
taucht das große Projekt auf, den Ruhm des dänischen Herrscherhauses durch eine um-
fangreiche genealogische Folge zu verewigen, die nach den barocken Ansichten der Zeit den
Ahnenstamm bis zu den Tagen der Sintflut zurückführt und dem Hause Dänemark die
stattliche Reihe von 111 Fürsten zuweist. Der Vertrag datiert vom 9. Dezember 15818), die
Serie ist für den großen Saal des Schlosses Kronborg bestimmt. Die Folge schließt mit dem
regierenden Herrn, Friedrich IL, und dem Thronfolger Herzog Christian (Christian IV.).
Die Höhen rechnen von Oberkante Bänke bis Oberkante Deckenbogen, die Breiten richten
sich nach den verfügbaren Wand- und Fensterpfeilermaßen; an dem Platze „do Vnser vnd
Vnserer geliebten Gemahlin Tisch stehen", soll ein „Himmel mit dem Rückstück, wie
gebreuchlich auffgerichtett werden"; der etwa noch freie Raum wird durch gewirkte Jagd-
szenen oder sonstige geeignete Motive gedeckt. Hans Knieper liegt es ob, „Patroner og Mal-
vaerk" zu verfertigen, die Wollen und Seiden zu liefern und seine Wirker geldlich abzu-
finden; jede Privatarbeit scheidet bis zur Fertigstellung aus. Die Gesamtvergütung wird
mit 9000 Talern beziffert. 1582 bezieht Knieper einen Vorschuß von 1000 Talern, um das

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