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1828.

N. 15.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.


g-gUMete Fazzzz/zen von Jzzk. Glzztz,
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1828. FZ zzzzJ 675 5. 8. 1 P. 48 kr.
Ein Andachtsbuch ist kein geringes Werk, und für ge-
bildete Familien in unserer Zeit eine der schwersten Aufgaben.
Dass Hr. CR. Glatz, dessen Talent als gemüthlicher Schrift-
steller sich schon längst bei Kindern und Eitern Dank erwor-
benhat, dieseAufgabezeitgemäss löset, beweisen die öfteren
Auflagen dieses Buches, wovon laut der letzteren Vorrede
bereits zwanzigtausend Exemplare abgesetzt waren. Wir
sagen „zeitgemäss" — als Lob, aber keineswegs als unbe-
dingtes. Denn was dem Zeitgeist gefällt, ist nie das Beste.
Aber gewils ist es doch, dass wer wirken will auf das Zeit-
alter , auch zeitgemäss reden muss , und so ist z. B. nicht
die Sprache eines Taulers, selbst nicht einmal die eines Jo-
hann Arndt die, welche jetzt die gebildete Menge anspricht.
Allgemeine Gedanken, schöne Redensarten, feine Wendungen
sind an die Stelle der derben Kraftworte getreten, die in das
Herz wie in das gemeine Leben eingriffen , und die grellen
Phantasiebildei, welche sich weniger um den Geschmack
kümmerten, mussten weichen. Dafür aber wimmeln, wie
unsere Predigten, so unsere Erbauungsbücher, von Gemein-
plätzen, die schön und kahl sind, und von wohl aufgeputzten
Lehren, die so hoch hinauf abgezogen sind, dass man sie für
alles brauchen kann , für das Gute wie für das Schlechte. Die
Erschütterung der Gewissen gesällt nicht mehr den sogenann-
ten Gebildeten , und von dem Bösen in dem Menschen dars
der Prediger kaum reden, wenn er nicht gegen die Menschen-
würde der Schwächlinge anstossen, oder wenigstens Achsel-
zucken drregen will.
Lm desto wichtiger ist es, zur wahren Andacht zu füh-
ren, deren Werth von unserm Verf. mit aller Wärme aner-
kannt wird , „ bei der man es nicht blos in leeren Worten und
XXI. Jahrg. 5. Hest. 15
 
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