Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Etvenich, Moralphilosophie.

62(i
s. g. rein, d.h. leer speculativeSysteni der Wissenschafts-
lehre; und dann, wie schwach und armselig die Dar-
steitungen der Sittenlehre bei Hegel in der Encyclopädie
ausgefallen sind. Deswegen aber werden diejenigen Dar-
stellungen der Moral vor den andern immer einen grofsen
Vorzug haben , welche diese Unmittelbarkeit der höch-
sten praktischen Grundsätze anerkennen; und zu diesen
gehört denn auch die vorliegende.
Der Verf. erkennt es (Vorr. S. III.) als die Aufgabe
der Philosophie überhaupt an: zu entscheiden über die
Realität der Begriffe, und betrachtet weiterhin (S. 3.)
das unmittelbare Bewufstseyn der Sache in uns als die
Erkenntnifs-Quelle aller Philosophie. Demgemäfs hat
die Moralphilosophie die praktischen Begriffe in
dem unmittelbaren Bewufstseyn nachzuweisen, und ihre
Aufgabe wird also zunächst eine Untersuchung der
praktischen Vernunft, als dem Vermögen des unmittel-
baren Bewufstseyns der praktischen Begriffe. Diese kri-
tische Nachweisung der praktischen Grundbegriffe aus
der praktischen Vernunft ist der Inhalt dieses (bis jetzt
erschienenen) ersten Bandes der Moralphilosophie.
Wenn auch diese Darstellung sich nicht durch eigen-
tümliche und wesentlich neue Resultate auszeichnet, so
mufs ihr doch das nicht geringere Verdienst besonnener,
vorsichtiger und nüchterner Forschung, verbunden mit
einem rühmlichen Streben nach Gründlichkeit, Deut-
lichkeit und Bestimmtheit zuerkannt werden. Unge-
achtet der Verf. von Kant häufig mit Geringschätzung
spricht, so verdankt er doch diesem grofsen Reformator
der neueren Moralphilosophie mehr als er sich vielleicht
selbst bewufst ist. Denn wenn der Verf. auch mit Recht
viele Irrthümer der Kantischen Moralphilosophie be-
streitet und verbessert, so steht doch auch er, wie die
ganze neuere Moralphilosophie, im Wesentlichen auf der
durch Kant geschaffenen Grundlage dieser Wissenschaft,
insbesondere, wie diese von spätem Schülern Kants,
z. B. von Fries, durch Benutzung Jakobi'scher Ideen,
umgebildet und verbessert worden ist. Auch Rec. be-
 
Annotationen