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672

Menzel, Geschichte der Deutschen.

und dies war just unter den Völkern, die ihren germa-
nischen Character reiner behalten hatten, in England,
in Skandinavien und Dänemark, in den Niederlanden,
in der Schweiz, in Deutschland. Dieser Reformsinn,
deutet uns nun der Verf. an, erlitt, so weit er sich auf
das Staatswesen bezog, einen Rückfall, „die Nation
üennte es mehr und mehr von ihrem inneren Wesen;"
wir fragen : erlitt das Kirchliche nicht denselben Rück-
fall? Oder war das Schulgezänk der letzten Hälfte
des 16ten Jahrhunderts ein Fortgang, der des Anfangs
der Aufklärung irgend würdig war ? Oder kamen in
unserer Zeit nicht eben so ungetrennt die beiderseiti-
gen Bestrebungen nach der langen Lethargie wieder
zum Vorschein? Daran hat aber unseren Verf. seine
„Richtung auf Religion und Kirchen wesen" nicht den-
ken lassen; im ganzen Buche ßnden wir kaum eine
Andeutung über dergleichen. Einmal (II. p. 160.),
wo ihm der Zustand der Staatsverwaltung und Ge-
rechtigkeitspßege einfällt, soll die Geschichte des Hans
Kohlhase eine Veranschaulichung der Barbarei geben,
worin sich beide beßnden! Und jenen Kampf zwi-
schen Adel und Bürgerschaft, jenen Kampf der letz-
teren gegen Pabstthum und Klerus, jene Wechsel-
wirkung zwischen der kirchlichen Reformation und
dem Uebergewicht des Bürgerstandes, die den Mit-
telpunkt seiner Geschichte hätte bilden müs-
sen, falls er das vor Augen stellen wollte, wodurch
in jener Zeit das Leben der Nation bewegt wurde,
bemerkt er erst p. 308. im 3ten Bande bei gelegent-
licher Erwähnung der Aufhebung des Uebergewichts
der zünftigen Bürgerschaft in mehreren Reichsstädten.

(Der BescA%M/s
 
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