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L. Ustert, Entwicklung des paniin. LehrbegrUTs.

847

Hätte demnach Hr.F., frei von dem jetzt umgekehrten
Systematisiren, einzig die Gedankenfolge Jesu und Pauli
dargestelit, so würde gerade sein zweiter Theil, wo
die ^6on der Hauptpunkt ist,
der erste geworden seyn. Oats dieses nöthig gewesen
wäre, hätte wohi schon daraus bemerkt werden können,
dafs der Verf. in seinem ersten Thei!, wo er die Sünde
und den Zorn Gottes voransteiit, sich mehrmals auf das,
was erst im zweiten eriäutert werden konnte, vorläufig
berufen mufste.
Dieses Bedürfnifs, das, was erst foigt, zu antici-
pieren, war nicht etwa nur zufällig, sondern unvermeid-
lich , weil von der Sünde. als Abweichung von der
Rechtschaffenheit, nicht richtig gedacht werden kann,
w enn nicht der urchristliche Begriff von Rechtschaffen-
heit schon vorher beleuchtet ist. Ueberhaupt aber ist ,
um der Sache seihst und um des wahren Effects willen,
nichts nothwendiger, a!s dafs, nach dem Beispiel Jesu
und Pauli , unablässig mit der Auffoderung zur über-
zeugungstreuen und daher fest entschlossenen Recht-
schaffenheit der Anfang im Werk der menschlichen Bes-
serung gemacht, und immer aufs neue fortgewirkt werde,
weil, wenn man bei der Betrachtung des Sündigens
no?h so lange verweilt, und dessen Verderblichkeit und
Denkwidrigkeit noch so vielseitig darstellt, doch nur
etwas Negatives, das Verwünschen des Sündigens, be-
wirktwerden kann, wodurch aber bei weitem noch nicht
das eigentlich Gute, das Wollen dessen, was man rich-
tig als das Rechte denken kann, in dem Gemüth her-
vorgebracht wird.
Sehr deutlich zeigt sich die Gedankenfolge des
Apostels, besonders auch in Kap. 5. Erst insofern die
Urchristen waren (5, 1, 9.), d. i. inso-
fern sie aus treuer Ueberzeugung, die allumfassende
Rechtschaffenheit willig in sich hervorgebracht hatten,
haben sie nun Friede in Beziehung auf die Gottheit
 
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