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1104

Schubert, Geschichte der Seele.

am heifsesten um die Pflege des Gebrechlichsten und
Elendesten."
„Ein Weiser des Alterthums (Heraklit nach Diog.
Laert. IX, 8.) redet von einer von einer
Weltordnung, welche, selber unwandelbar und ewig,
durch das Reich des Wandelbaren und Vergänglichen
hindurchzieht, und die Einzelnen und Getrennten, wie
Dissonanzen zu einem melodischen Einklänge verwebet.
— Das Geschäft jener an den Seelen glei-
chet dem Geschäft der Lebensluft am athmenden Leibe;
es wirket ohne Aufhören, ungefühlt und ungewulst, ein
herabwärts von der oberen Einheit zu dem Einzelnen und
Getrennten gehender Zug, und ein anderer Zug, wel-
cher von dem Einzelnen aufwärts gehet zur Einheit.
Dieser wechselseitige, sich begegnende Drang ist der
Lebensodem, welcher der Seele das Entstehen und Be-
stehen ihrer Wirksamkeit an der Sichtbarkeit gab und
erhält."
S. 618. „Die Seele, wenn sie das Erbarmen, wel-
ches den Lebensmangel ausfüllt, die Liebe, welche der
Sorge gedachte, ehe diese war, ohne Anfang und Ende
nennt, irret nicht; der Mangel aber hat einen Anfang
genommen, und die Sorge ist von gestern her. Es stehet
ober und neben dem unvollkommenen Einzelleben ein
allergänzendes Complement; über dem Leibe die Seele;
über der einzelnen Menschenseele eine Liebe, die in
Gott und aus Gott war, vor dem Anfang der Creaturen,
eine Liebe, in welcher auch der Mensch gekannt ge-
wesen, ehe noch die alten Berge worden. Diese Liebe
ist von Ewigkeit, das Rufen aber der Menschenseele zu
dem lebendigen Gott hat in der Zeit seinen Anfang ge-
nommen. Wie der Lufthauch da ist vor der Lunge,
die ihn einathmet; so ist ein erbarmendes Auge zu mir
gewendet gewesen, ehe das Ich da war, welches nach
jenem Auge fragte."
(Det' BescA!M/s
 
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