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Biunde, CHipaisphe Psychoiogie.

fühl. — Diesem Räsonnement steht zuerst schon die
Schwierigkeit entgegen, dals sich nicht darthun lässt,
dass die psychische Kraft des Menschen unbedingt der
physischen voranstehe, da sich gar kein Vergleichungs-
punkt zwischen geistiger und körperlicher Kraft auf-
stelien iässt. Beide wirken in ganz getrennten Sphären.
Ferner, wenn die Würde des Menschen in seiner Kraft
besteht, so kann diese Würde keine absolute seyn, denn
alle Kraft ist als solche relativ beschränkt, auch die
höhere geistige s, g. intellectuelle Kraft des Menschen.
Diese Relativität der menschlichen Würde wird auch
von dem Verf. selbst ausgesprochen, wenn er
(S. 239.) sagt, in dem Augenblick der Ausübung von
Schandthaten habe der Mensch in der That gar nicht
Menschenwürde. Diese Würde kann also vermehrt
und vermindert werden, ja selbst ganz verschwinden.
Folglich kann auch die sittliche Achtung des Menschen
nicht eine unbedingte seyn, das sittliche Gesetz gilt
nicht unbedingt; dies ist nur möglich, wenn die Würde
des Menschen absolut gilt, wenn diese also über den
zeitlichen Verhältnissen seiner Kraft, nur der Idee des
Menschen angehört. In sofern könnte also die wahre
absolute Würde auf der Freiheit des Menschen beru-
hen ; aber diese darf dann nicht als Kraft aufgefasst
werden, wenn sie nicht wieder ihrer idealen Bedeu-
tung beraubt und in eine beschränkte psychische Kyaft
verwandelt werden soll. Denn von Kräften kann nur
gesprochen werden, wo und in sofern ihre Wirkungen
in die Erscheinungen treten, foiglich ist ihr Grad im-
mer durch die beschenkte Erscheinung bedingt, und
eine unbedingte Kraft ist undenkbar. —
 
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