Hans von Reinhard, nach dessen Denkscfiriftengetc,, von Muralt 47
Landamman der ganzen Schweiz war; doch kommen mitunter ei-
nige Seiten vor, die auch für die allgemeine Geschichte von Eu-
ropa wichtig, oder für den Förseher|derseihen anziehend sind. Da-
hin rechnet Ref. besonders Seite 170 —178. die Zusammenkunft
Reinhard’s als Gesandten der Schweiz mit Napoleon in Regens-
burg. im April 1809. Ref. will nur den Anfang der ganz nach
Napoleon^ bekannter Manier geführten Unterhaltung hieher set-
zen, man wird sehen, dass Reinhard das Gesagte vortrefflich auf-
gefasst und auch wiedergegeben hat. Man findet in den wenigen
Worten den ganzen Charakter des Kaisers, und es spricht sich
jene, die in allen Augenblicken, wo er nicht auf seiner Huth
war, und nicht vorher aesstudirt hafte, was er sagen wollte, zei-
gende Unvorsichtigkeit heftiger und übereilter Aeusserung deut-
lich aus. Ref. will die ganze Stelle einrücken. Der Kaiser be-
ginnt, ohne Reinhard zu Worte kommen zu lassen, Seite 171.:
„Ich sehe in diesem Augenblick nichts, was euch beunruhigen
könnte. Ich verlange nichts von der Schweiz. — Was sollte ich
auch von Euch fordern? Etwa durch die Schweiz nach Deutech«
land Vordringen? Die Strassen durch das mit mir verbündete
Bayern stehen mir offen. Nach Italien? Dafür habe ieh ja den
Simplon, das Wallis gehört nicht mehr der Schweiz an. Ich bin
mit der Schweiz und mit der Tagsatzung zufrieden. Würde ich
geschlagen werden, so wäre ich darum noch nicht überwunden.
Was sind hunderttausend Mann für Frankreich? Ja, dann, dann
würde ich durch die Schweiz ziehen, ich verhehle es nicht; müsste
ich selbst dafür irgend einen Vorwand, wäre es auch derjenige
irgend einer Schmähschrift gebrauchen. Jetzt sind die Oesterrei-
cher geschlagen, alle ihre Kriegsfuhrwerke umzingelt; der Erz-
herzog nach Böhmen zurückgeworfen. Ich erachte, es sey mit
dieser Monarchie zu Ende. Zweimal habe ich sie verschont, nun
soll sie Europa keinen Schaden mehr zufügen.“
„Ich werde die drei Kronen von Oesterreich, von Böhmen und
von Ungarn von einander trennen. Oesterreich hat gewagt, mich
zu überrumpeln, weil sich meine Hauptarmee in Spanien befindet.
Hierin liegt die einzige Ursache des Krieges. Haben Sie die
österreichischen Erklärungen gelesen?“-
In derselben vagen und divagirenden, Grosses und Kleines,
Würdiges und Unwürdiges durcheinander mengenden Manier geht
die Unterhaltung noch ein paar Seitan lang fort. Sonderbar ist
in dieser Unterhaltung, dass der Zürcher Bürgermeister das arme
Deutschlan] se tief gesunken glaubt, dass auch er mit einem Vor-
Landamman der ganzen Schweiz war; doch kommen mitunter ei-
nige Seiten vor, die auch für die allgemeine Geschichte von Eu-
ropa wichtig, oder für den Förseher|derseihen anziehend sind. Da-
hin rechnet Ref. besonders Seite 170 —178. die Zusammenkunft
Reinhard’s als Gesandten der Schweiz mit Napoleon in Regens-
burg. im April 1809. Ref. will nur den Anfang der ganz nach
Napoleon^ bekannter Manier geführten Unterhaltung hieher set-
zen, man wird sehen, dass Reinhard das Gesagte vortrefflich auf-
gefasst und auch wiedergegeben hat. Man findet in den wenigen
Worten den ganzen Charakter des Kaisers, und es spricht sich
jene, die in allen Augenblicken, wo er nicht auf seiner Huth
war, und nicht vorher aesstudirt hafte, was er sagen wollte, zei-
gende Unvorsichtigkeit heftiger und übereilter Aeusserung deut-
lich aus. Ref. will die ganze Stelle einrücken. Der Kaiser be-
ginnt, ohne Reinhard zu Worte kommen zu lassen, Seite 171.:
„Ich sehe in diesem Augenblick nichts, was euch beunruhigen
könnte. Ich verlange nichts von der Schweiz. — Was sollte ich
auch von Euch fordern? Etwa durch die Schweiz nach Deutech«
land Vordringen? Die Strassen durch das mit mir verbündete
Bayern stehen mir offen. Nach Italien? Dafür habe ieh ja den
Simplon, das Wallis gehört nicht mehr der Schweiz an. Ich bin
mit der Schweiz und mit der Tagsatzung zufrieden. Würde ich
geschlagen werden, so wäre ich darum noch nicht überwunden.
Was sind hunderttausend Mann für Frankreich? Ja, dann, dann
würde ich durch die Schweiz ziehen, ich verhehle es nicht; müsste
ich selbst dafür irgend einen Vorwand, wäre es auch derjenige
irgend einer Schmähschrift gebrauchen. Jetzt sind die Oesterrei-
cher geschlagen, alle ihre Kriegsfuhrwerke umzingelt; der Erz-
herzog nach Böhmen zurückgeworfen. Ich erachte, es sey mit
dieser Monarchie zu Ende. Zweimal habe ich sie verschont, nun
soll sie Europa keinen Schaden mehr zufügen.“
„Ich werde die drei Kronen von Oesterreich, von Böhmen und
von Ungarn von einander trennen. Oesterreich hat gewagt, mich
zu überrumpeln, weil sich meine Hauptarmee in Spanien befindet.
Hierin liegt die einzige Ursache des Krieges. Haben Sie die
österreichischen Erklärungen gelesen?“-
In derselben vagen und divagirenden, Grosses und Kleines,
Würdiges und Unwürdiges durcheinander mengenden Manier geht
die Unterhaltung noch ein paar Seitan lang fort. Sonderbar ist
in dieser Unterhaltung, dass der Zürcher Bürgermeister das arme
Deutschlan] se tief gesunken glaubt, dass auch er mit einem Vor-