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1840-

JV#. 19. HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Oie Idee der Gottheit. Ein Versuch, den Theismus speculativ zu begrün-
den und zu entwickeln. Von Dr. K. Phil. Fischer, ausserordentl.
Pro/, der Philosophie an der Universität Tübingen. Stuttgart. 1839.
Verlag von S. G. Liesching-
Die Krisis, in welcher die gegenwärtige Philosophie begrif-
fen ist, fordert ganz besonders zur Lösung der Aufgabe auf, wel-
cher der Verf. der vorliegenden Schrift sich hier zugewendet hat.
Wie „unsere Grundsätze nur ein Supplement zu unserer Existenz
sind“, so war die Lehre von Gott recht eigentlich ein Supplement
zu dem Charakter der neuern Philosophie. Der negative Charak-
ter dieser hat sich nirgend so sehr offenbart, als in der Lehre von
Gott. Sowohl der abstracte Theismus als Pantheismus stellen ei-
nen Gottesbegriff auf, dem die Absolutheit fehlt, mithin diesen Be-
griff aufhebt. Denn die blosse Transcendenz ohne Immanenz oder
die abstracte Ueberweltliehkeit oder vielmehr Ausserweltlichkeit,
wie die einseitige Immanenz oder Innweltlichkeit Gottes heben den
Begriff Gottes auf. Ist Gott als überweltliche Persönlichkeit nicht
zugleich der Welt immanent, durchdringt er sie nicht auf wahr-
haft lebendige persönliche Weise, so hat Gott selbst an ier Welt
seine Schranken, und diese ist ausser ihm. Es fehlt Gott die Ab-
solutheit. Der Begriff der Allwissenheit und Allgegenwart ist
dann leer und bedeutungslos, nicht real. Ist Gott aber blos in-
nerweltlich, so ist seine Substanz die blosse Weltsubstanz, mag
man dieselbe übrigens real oder ideal, als Natur- und Geistes-
substanz auffassen. Die neuere Philosophie hat uns nun alle mög-
lichen Formen des Pantheismus zur Offenbarung gebracht, so dass
wir uns in dieser Beziehung nicht mehr täuschen können. Auch
hier hat sich Schelling’s Ausspruch bestätigt: „es liegt tief in der
Eigentümlichkeit der Philosophie, dass die Wahrheit selbst nicht
eher mit Hoffnung auf Erfolg hervortreten kann, als alle ihr vor-
ausgehenden Möglichkeiten erschöpft, zur Sprache gebracht und
beseitigt sind.“
Das Bedürfniss einer wahren Gotteserkenntniss ist durch die
neueste pantheistische Richtung so wenig befriedigt worden, dass
diese dasselbe erst recht hervorgerufen hat Und dieses gilt nicht
XXXIIL Jahr£. 2. Heft ($
 
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