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JV°- 22. HEIDELBERGER 1840.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


Dro%: Hisloire du regne de Louis XVI.

(Beschlufs.)
Biese Abänderung gab dein Königl. Ansehen den Todesstosg,
wie es sich in der feierlichen Sitzung, wo der König seine Er-
klärung den Generalstaaten kund that, nur zu sehr offenbarte. Der
König und seine Erklärung wurden mit sichtbarer Kälte und Un-
zufriedenheit aufgenommen. Necker, um seine Nichtzustimmung
zu der wesentlich abgeänderten Erklärung an den Tag zu legen,
erschien nicht in der Sitzung. Der König, über das Unterbleiben
alles Beifalls erstaunt, schloss die Sitzung mit dem Befehle, die Stände
sollten sogleich auseinander gehen und jeder Stand am andern
Morgen seine Berathungen abgesondert fortsetzen. Der Adel und
der grösste Theil des Clerus befolgten unverweilt diesen Befehl.
Doch der dritte Stand und mehrere Geistliche beharrten unbeweg-
lich in dumpfem Schweigen auf ihren Sitzen. Doch als der Ce-
remonienmeister sie zum Weggehen aufforderte, versetzte ihm Mi-
rabeau: ,,Nur die Gewalt der Bajonette könne die Versammlung
von dem Ort vertreiben, wo sie durch die Gewalt des Volkes sich
befinde.44 Da ertönte der einstimmige Ruf: „Diess ist die Gesin-
nung der Versammlung, diess ihr Beschluss44 (240. 242.). Cler-
mont Tonnere gab sich nun alle Mühe, den Adel zu bewegen,
sich mit dem dritten Stande zu vereinigen. Aber nur 47 Glieder,
der Herzog von Orleans voran, thaten es. Vom grossem Theile
des Clerus geschah das Gleiche. Durch einen Versuch der Re-
gierung, den Zudrang des Volks auf die Gallerien des Sitzungs-
saales zu verhindern, wurde dieses noch mehr erhitzt. Versailles
und Paris gerathen jetzt in bedrohliche Aufregung. Endlich ent-
schliesst sich der König, die Vereinigung aller Stände in Eine
Versammlung zu verlangen, und nach einigem Widerstand erfolgt
sie. Nun hoffte man Herstellung von Eintracht und Ruhe. Aber
Böswillige boten Allem auf, das Volk zur Unruhe und auch die
Truppen zur Unordnung aufzureizen. Der König hatte ihrer viele
in der Nähe von Versailles versammelt. Jetzt verlangte die Na-
tionalversammlung auf Mirabeau’s Antrag die Entfernung dersel-
XXXIII. .lahrg, 3. Heft, 22
 
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