256 Schriften über da» höhere Unterrichtswesen etc.
den Falles war doch ein freier Fortschritt nicht grundsatzraässig
gehemmt, und es war kein untrüglicher Maasstab der Wahrheit
ein- für allemal gegeben. Es ist eine offenbare Ungerechtigkeit,
diesen Theil der Gründungsursachen zu übersehen, und eine Ver-
kehrtheit, die ganze Sache als e*ne Ausgeburt eines flachen (und
noch dazu gar französischen!) Liberalismus zu betrachten. — So
wurde denn, und zwar zunächst durch die Freimaurer, die Stif-
tung einer Hochschule beschlossen, welche in der Hauptstadt ihren
Sitz haben und dem Geiste freier Wissenschaftlichkeit (von wel-
chem angenommen wurde, dass er mit dem politischen Glaubens-
bekenntnisse der Liberalen vollkommen übereinstimme), beseelt seyn
sollte. Tier Gemeinderath der Stadt, theils derselben Meinung selbst
angehörig, theils in der Absicht, für die Stadt etwas Nützliches
zu thun, überliess nicht nur die nöthigen Gelasse und stellte die
ihm gehörigen, zum Theile sehr Schönen, wissenschaftlichen Ver-
sammlungen zur Verfügung, sondern gewährte auch noch einen
Geldbeitrag. Die weiteren Mittel lieferte bis zu einem gewissen
Grade eine Unterzeichnung der Gleichgesinnten. So konnte denn
im November 1834 die Anstalt eröffnet, d. h. ein leitender Ver-
waltungsrath bestellt, eine Anzahl von Professoren ernannt und in
allen Facultäten ein Theil der Vorlesungen eröffnet werden. Seit
dieser Zeit aber ist die Anstalt nicht nur im Leben und Gange
geblieben, sondern sie hat sich auch, was unter den vielfachen
Hindernissen nicht wenig ist, befestigt und ausgedehnt, so da*ss
die Wahrscheinlichkeit ihrer Erhaltung und eines schliesslichen
kräftigen Gedeihens jetzt bedeutend grösser ist, als in irgend ei-
ner frühem Zeit. Es soll im Nachstehenden zuerst ihre Einrich-
tung, dann ihre sonstige äussere Lage kurz geschildert werden.
— An der Spitze des Ganzen steht der Verwaltungsrath (conseil
d’administration), zusammengesetzt aus dem Bürgermeister von
Brüssel, als beständigem Vorstande, zwölf beständigen Mitglie-
dern, grossentheils höheren Beamten oder Volksvertretern, welche
die Stelle von Ehren-Professoren bekleiden, und vier je auf ein
Jahr von den Facultäten gewählten ordentlichen Professoren.
(Schhifs folgt.)
den Falles war doch ein freier Fortschritt nicht grundsatzraässig
gehemmt, und es war kein untrüglicher Maasstab der Wahrheit
ein- für allemal gegeben. Es ist eine offenbare Ungerechtigkeit,
diesen Theil der Gründungsursachen zu übersehen, und eine Ver-
kehrtheit, die ganze Sache als e*ne Ausgeburt eines flachen (und
noch dazu gar französischen!) Liberalismus zu betrachten. — So
wurde denn, und zwar zunächst durch die Freimaurer, die Stif-
tung einer Hochschule beschlossen, welche in der Hauptstadt ihren
Sitz haben und dem Geiste freier Wissenschaftlichkeit (von wel-
chem angenommen wurde, dass er mit dem politischen Glaubens-
bekenntnisse der Liberalen vollkommen übereinstimme), beseelt seyn
sollte. Tier Gemeinderath der Stadt, theils derselben Meinung selbst
angehörig, theils in der Absicht, für die Stadt etwas Nützliches
zu thun, überliess nicht nur die nöthigen Gelasse und stellte die
ihm gehörigen, zum Theile sehr Schönen, wissenschaftlichen Ver-
sammlungen zur Verfügung, sondern gewährte auch noch einen
Geldbeitrag. Die weiteren Mittel lieferte bis zu einem gewissen
Grade eine Unterzeichnung der Gleichgesinnten. So konnte denn
im November 1834 die Anstalt eröffnet, d. h. ein leitender Ver-
waltungsrath bestellt, eine Anzahl von Professoren ernannt und in
allen Facultäten ein Theil der Vorlesungen eröffnet werden. Seit
dieser Zeit aber ist die Anstalt nicht nur im Leben und Gange
geblieben, sondern sie hat sich auch, was unter den vielfachen
Hindernissen nicht wenig ist, befestigt und ausgedehnt, so da*ss
die Wahrscheinlichkeit ihrer Erhaltung und eines schliesslichen
kräftigen Gedeihens jetzt bedeutend grösser ist, als in irgend ei-
ner frühem Zeit. Es soll im Nachstehenden zuerst ihre Einrich-
tung, dann ihre sonstige äussere Lage kurz geschildert werden.
— An der Spitze des Ganzen steht der Verwaltungsrath (conseil
d’administration), zusammengesetzt aus dem Bürgermeister von
Brüssel, als beständigem Vorstande, zwölf beständigen Mitglie-
dern, grossentheils höheren Beamten oder Volksvertretern, welche
die Stelle von Ehren-Professoren bekleiden, und vier je auf ein
Jahr von den Facultäten gewählten ordentlichen Professoren.
(Schhifs folgt.)